Was habe ich getan?
kann dir sagen, dass ich ehrlich stolz darauf bin, was du erreicht hast. Tanya, noch vor ein paar Monaten war dein Leben im Begriff, aus den Fugen zu geraten, und jetzt steht dir die ganze Welt offen. Was immer du dir auch vornimmst, ich weiß, dass du Großartiges erreichen wirst.«
»Ich will nichts Großartiges erreichen, Kate. Ich will ganz normal sein. Ich würde mich mit ein bisschen Ruhe, einer kleinen Wohnung und einem Job zufriedengeben. Und ich hätte wirklich gern eine dieser schicken Kaffeemaschinen, wie die, die sie im Pub haben. Diesen Kaffee könnte ich den ganzen Tag trinken.«
»Und das wirst du bekommen, Tanya, alles.«
»Guten Morgen!«
Tom kam mit einem Korb, randvoll mit frischem Gemüse, durch die Hintertür herein.
»Heute mache ich meine legendäre Gemüselasagne.«
Sein italienischer Akzent war himmelschreiend. Alle drei lachten.
»Am Hafen bin ich gerade Rodney über den Weg gelaufen. Er motzt wie immer sein Boot auf. Ich habe es geschafft, ihm dieses ganze Gemüse zum Einkaufspreis abzuluchsen. Da habe ich gute Arbeit geleistet, wenn ich so sagen darf. Hast du Lust, mir zu helfen, Tanya? Weißt du, der ganze Gemüseberg schneidet sich nicht von selbst klein.«
»Klar.«
Tanya rutschte von ihrem Stuhl und nahm zögernd das kleine Gemüsemesser zur Hand.
»Darin bin ich nicht sonderlich gut. Das Einzige, was ich in Sachen Kochen je gemacht habe, war, mir im Fernsehen Das Kochduell anzuschauen.«
Stacey kam die Treppe herunter, um ihren Morgenspaziergang anzutreten. Sie hatte das Ende der Unterhaltung aufgeschnappt.
» Das Kochduell? Himmel, das erinnert mich an eine von Nathans alten Damen, die ganz besessen davon war, und auch sie konnte nicht kochen. Er hat mir viel von ihr erzählt und mich damit zum Lachen gebracht.«
Sie lächelte bei dieser schönen Erinnerung.
»Na ja, ich bringe es Tanya bei, damit sie zumindest eine ordentliche Lasagne auf den Tisch zaubern kann. Das ist wirklich nicht schwierig. Bis ich mit ihr fertig bin, wird sie Meisterwerke hervorbringen, die sie in ihrer eigenen Küche schnell zubereiten kann.«
Alle drei sahen Kate an. Tom zwinkerte seiner Chefin zu. Tanya strahlte. Das verstärkte den Gedanken, dass sie eines Tages ihre eigene Küche haben und darin die Gerichte zubereiten würde, die Tom ihr beigebracht hatte. Sie konnte es kaum erwarten.
Kate hatte sich für einen Mittagsschlaf zurückgezogen. Gedanken an Lydia gingen ihr durch den Kopf, und sie malte sich aus, was der morgige Tag wohl bringen würde. Die Fahrt nach Bristol war zwar organisiert, trotzdem war sie unschlüssig, ob sie wirklich zur Ausstellung gehen sollte. Es gab so vieles, was falsch laufen konnte.
Ein Albtraum riss sie aus dem Schlaf. Das Lied, das sie meinte, für immer verbannt zu haben, schwirrte ihr durch den Kopf.
Hey, kleines Mädchen,
kämm dir das Haar, schmink dich,
bald wird er die Tür öffnen.
Glaub bloß nicht,
du bräuchtest dir keine Mühe mehr geben,
nur weil du einen Ring am Finger trägst.
Beim Aufwachen war sie sehr erleichtert. Es war nur ein schrecklicher Traum gewesen, und sie befand sich in Sicherheit. Mark lebte nicht mehr und konnte ihr nichts mehr antun. Sie setzte sich im Bett auf und schlang die Arme um die angezogenen Beine. Die Finger der rechten Hand fuhren über die Rückseite ihrer Oberschenkel und strichen über die Erhebungen und Dellen ihrer Narben, die sie stets an die Vergangenheit erinnerten. Sie erschauderte.
Wann immer Kate diesen Traum hatte, verbrachte sie die folgenden Stunden mit einem leichten Zittern der Hände und einem Beben in der Stimme. Die Erinnerung an ihr altes Leben beschwor eine Art schwaches Echo in ihrem Hinterkopf herauf. Und das verunsicherte sie.
Nachdem sie einen Kaffee hinuntergeschüttet hatte, um richtig wach zu werden, genoss sie bei einem Spaziergang durch den Garten die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Die gewundenen Wege, die zu keinem speziellen Ziel führten, und die wild zusammengewürfelte Bepflanzung, die an einen Cottagegarten erinnerte, gefielen ihr viel besser als … sie schob das Bild des Schulgeländes mit den gepflegten Rasenflächen und den einheitlichen Rosenbeeten beiseite. Ein Schauer durchfuhr sie. Bei der Wäscheleine strich sie mit der Hand über das fliederfarbene Laken, das im starken Wind Cornwalls wie ein Spinnaker an seiner Verankerung riss. Kate hatte seit vielen Jahren kein Leintuch mehr gewaschen. Das war einer ihrer beiden unerschütterlichen Vorsätze gewesen, der
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