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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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über der Spülmaschine.
    »Hallo?«
    Sie wartete auf das Klicken des Hörers, wenn der im Arbeitszimmer auf die Gabel gelegt wurde, aber es kam nicht. Mark hörte mit und würde ihr Gespräch weiterhin belauschen, wie es seine Gewohnheit war. Es waren zwei Monate vergangen, seit die Schwestern miteinander Kontakt gehabt hatten. Kathryn wusste, dass das Gespräch wieder gekünstelt und unbehaglich verlaufen würde, weil ihr Mann zuhörte. Weil sie alles, was sie sagte, zensieren musste. Sie wusste, dass ihre Schwester das mitbekommen und sie für distanziert halten würde. Wieder einmal hatte Kathryn das Gefühl, in der Falle zu sitzen, und war den Tränen nahe.
    Francesca hatte sie beschuldigt, in letzter Zeit ein bisschen verschlossen zu sein, was Kathryn die Sprache verschlagen hatte. Sie war nicht in der Lage gewesen zu erklären, dass sie ihr so viel erzählen wollte, aber aus verschiedenen Gründen nicht konnte. Zunächst einmal, weil ihr Gespräch nie privat war. Mark würde zuhören und, was noch wichtiger war, ein Urteil fällen.
    »Ach, Kate, ich musste dich unbedingt anrufen.« Ihre Schwester brach sogleich in lautes Schluchzen aus.
    »Ist schon okay, ist okay. Um Himmels willen, Francesca, hör auf zu weinen! Was in aller Welt ist denn los?«
    Kathryn konnte hören, dass Regen gegen eine Fensterscheibe schlug und Wasser unter sich schnell auf dem Asphalt drehenden Reifen zischte. Sie stellte sich vor, wie Francesca in ihrem Auto saß, ihre Strickjacke über die Schultern, um sich gegen die Kälte von North Yorkshire zu schützen.
    Sie wartete, bis Francesca sich laut geschnäuzt hatte.
    »Ach, Kate, es ist etwas Schreckliches passiert.«
    »Was ist geschehen? Wie geht es Luke?« Kathryns erster Gedanke galt immer ihren eigenen Kindern. Das Schlimmste, was passieren konnte, wäre, wenn ihnen etwas zustoßen sollte. Deshalb dachte sie natürlich sofort an das Kind ihrer Schwester.
    Kathryn wusste, dass ihre Schwester unter den leichten Schuldgefühlen einer Mutter litt, die ihren Sohn zu Höchstleistungen angestachelt hatte. Er war immer mit einer Dosis Druck ermuntert worden, für Prüfungen zu lernen und für besondere Auszeichnungen zu büffeln. Die Gebühren für seine Ausbildung, die sie vierteljährlich bezahlten, mussten sie zusammenkratzen. Seine Schulzeit bedeutete für sie Verzicht auf Auslandsreisen, auf neue Teppiche, ja sogar auf Friseurbesuche.
    Kathryn bewunderte ihre Schwester für die Opfer, die sie brachte, aber sie wusste, dass Francesca im Gegenzug etwas erwartete: gute Noten, einen Platz an einer der Spitzenuniversitäten oder zumindest eine kristallklare Stimme, eine akzentfreie Sprache und den korrekten Händedruck in den richtigen Kreisen. Luke enttäuschte sie nicht, er war tüchtig und fleißig, ein wunderbarer Junge.
    Es wäre unfair gewesen, Francesca als neidisch zu beschreiben, aber Kathryn wusste, dass sie sich ihrer eigenen Stellung als Frau des Direktors einer der besten Privatschulen des Landes bewusst war. Für ihre Schwester war es wichtig, sich ihr in jeder Hinsicht ebenbürtig zu fühlen, wenn sie sich bei einem ihrer Treffen über das Schulleben im Allgemeinen unterhielten, und zu wissen, dass ihr Luke genauso gut war wie sein Cousin und seine Cousine.
    Kathryn fand den Gedanken zum Lachen, dass ihre Familie meinte, sie führe in ihrem subventionierten Haus mit ihrem aufmerksamen Ehemann und ihren perfekten Kindern ein sorgenfreies Leben. Wenn die nur wüssten …
    »Nein, nein, zum Glück ist es nichts dergleichen, niemand ist verletzt, aber unser Betrieb ist insolvent. Wir haben uns so sehr bemüht, Katie. Wir haben uns die Bank und die Lieferanten eine Weile vom Leib gehalten, aber am Ende ist alles zusammengebrochen. Es tut mir so leid für Luke, für uns alle. Gerry und ich dachten, wir würden in seine Zukunft investieren, aber wir haben alles verloren.«
    Francesca hielt inne, um einen Schluchzer zu unterdrücken.
    »Wir haben jeden Penny in die neue Baufirma gesteckt. Wir dachten, Luke würde zum richtigen Zeitpunkt in die Fußstapfen seines Vaters treten. Wir dachten, die Firma würde eine Lebensgrundlage für ihn werden, aber der Bauunternehmer war ein Scharlatan, Kate, ein widerlicher Betrüger. Ich kann es noch immer nicht fassen! Wir könnten sogar das Haus verlieren.«
    »O Fran! Das ist ja schrecklich. Ich weiß noch, wie aufgeregt ihr alle gewesen seid.«
    Kathryn wusste, dass der Anteil ihrer Schwester am Erbe ihrer Eltern die Grundlage für Gerrys

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