Was habe ich getan?
Taktik gehandelt hatte, um sie abzulenken und zu besiegen.
Aus den Kindern waren inzwischen Teenager geworden. Lydia war fünfzehn, Dominic sechzehn. Kinder des Direktors zu sein bedeutete, dass man aus stets den falschen Gründen entweder äußerst beliebt oder unbeliebt war. Die Brooker-Kinder hatten jedoch das Glück, dass sie bereits ein paar Jahre an der Schule gewesen waren, bevor ihr Dad zum Direktor befördert wurde. Sie waren so bereits etabliert und akzeptiert. Außerdem war es hilfreich, dass sie beide bei den Gleichaltrigen als attraktiv galten. Sie hatten Kathryns langgliedrigen Körperbau geerbt, und die auffälligen Züge ihres Vaters machten sich sehr gut auf den markanten jungen Gesichtern. Die beiden waren lustige, coole Teenager, die ungeachtet der Stellung ihrer Eltern beliebt waren.
Mark blühte in dieser Umgebung natürlich auf, in der er in seine Rolle schlüpfte und stets bereit war, diese zu spielen. Er ließ sich auf Neckereien mit den Schülern ein und legte den jovialen Kameradschaftsgeist an den Tag, durch den er bei den Lehrern so gut ankam. Er beruhigte die Eltern und schmierte ihnen Honig ums Maul, bot den reichen Vätern einen festen Handschlag an und hatte alle Zeit der Welt, um mit den gut frisierten, frisch getönten Müttern alle möglichen Kleinigkeiten zu besprechen. Er hatte alles, was ihm unterstand, unter Kontrolle und war ein sehr glücklicher Mann.
Doch Kathryn hatte beim Einzug in das große Haus das Gefühl gehabt, ihre Rückzugsmöglichkeiten würden auf null beschränkt. In einer früheren Phase von Marks Karriere in Finchbury lebten sie in einer Mietwohnung, dort hatte sie sich zumindest tagsüber seiner zwanghaften Kontrolle entziehen können. Bis er von der Schule nach Hause kam, war niemand da gewesen, der sie beobachtet hatte. Niemand achtete darauf, wie sie ihre Sachen erledigte, welche Kleider sie trug, was sie sagte oder aß, mit wem sie zusammensaß, mit wem sie sich unterhielt, wann sie kam oder ging. Das Leben im Haus des Direktors war ganz anders. Die Liste der Dinge, die verboten oder erlaubt waren und die von ihr erwartet wurden, war lang und änderte sich ständig. Sie existierte in einem ungewissen Zustand andauernder Überwachung. Existieren war das Wort, das Kathryn gebrauchte, wenn sie über ihre Situation nachdachte. Leben hätte bedeutet, dass sie ein Leben hatte, und das hatte sie nicht. Kathryn hatte überhaupt kein Leben.
Während sie die Frühstücksabfälle in den Müll kratzte und die Teller zusammen mit dem Rest des Geschirrs in die Spülmaschine stellte, wanderten ihre Gedanken zurück zu den frühen Morgenstunden jenes Donnerstags im Juni vor neunzehn Jahren. Sie war einundzwanzig gewesen, ihre Schwester Francesca neunzehn. Sie lebten beide noch immer zu Hause bei ihren Eltern, bewohnten in der schmalen Doppelhaushälfte angrenzende Zimmer.
Kathryn war in Francescas Zimmer getapst und hatte ihre schlafende Schwester vorsichtig an der von der Bettdecke verhüllten Schulter geschüttelt. Sie hatte sie nicht wecken wollen, aber sie wusste, dass sie höchstwahrscheinlich platzen würde, wenn sie die Nachricht nicht loswurde, die aus ihr herauszusprudeln drohte.
»Francesca, schläfst du?«
»Hm, geh weg«, murmelte Francesca.
»Wach auf! Ich muss dir unbedingt etwas erzählen.«
Selbst in ihrem Dämmerzustand merkte Francesca am Tonfall ihrer Schwester, dass Widerstand zwecklos war. Sie streckte den Arm aus und knipste die Nachttischlampe an.
»Um Himmels willen, Katie, hoffentlich ist es etwas Gutes.«
Sie rieb sich die Augen und fixierte den Blick auf das errötende Gesicht ihrer Schwester.
»Also, dann schieß los!«
Francescas gereizte Aufforderung nahm ihr den Wind aus den Segeln, aber sie fuhr trotzdem fort.
»Rate mal!«
»Was?«
»Francesca, du sollst raten! Los, mach schon!«
»Du meine Güte, Katie, du gehst mir wirklich auf die Nerven. Wir sind keine Kinder mehr. Es ist drei Uhr in der Nacht, verdammt. In drei Stunden muss ich aufstehen. Also, entweder sagst du mir jetzt, warum du mich geweckt hast, oder du verschwindest und lässt mich in Ruhe!«
»Okay, du Miesepeter, du wirst es nicht glauben, aber Mark hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
Kathryn klatschte in die Hände und ließ die Nachricht der Wirkung halber in der Luft hängen. Francesca streckte den Arm aus und setzte sich die Brille auf die Nasenspitze. Sie beugte sich vor, als würde die verbesserte Sicht ihr helfen, sich zu konzentrieren.
»Er hat
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