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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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ihre Lippe fühlte sich dick an. Ein runder leuchtendroter Fleck bildete sich auf dem blitzsauberen Fußboden.
    Mark beugte sich an der Stelle über sie, an der sie unterhalb der weiß lackierten Treppe mit dem Handlauf aus dicker Kordel zu liegen gekommen war. Zärtlich strich er ihr über den Kopf und schob die Haarsträhnen zur Seite, die an dem aus ihrer aufgeplatzten Lippe rinnenden Blut klebten. Er schüttelte sachte den Kopf, als beruhigte er ein tollpatschiges Kind, das sich aus Versehen selbst verletzt hatte.
    »Ich freue mich sehr zu hören, dass es dir egal ist, was ich dir antue. Somit hast du es dir selbst zuzuschreiben, Fräuleinchen.«
    Er streckte den Arm aus und ergriff vorsichtig ihre Hand, bevor er sie durch den schmalen Flur des Cottage zu ihrem Schlafzimmer führte. Kathryn setzte sich auf die Bettkante und knöpfte sich mit zitternden Fingern langsam die Bluse auf. Sie war von dem Schock wie benommen.
    Mark zog sich die Socken von den Füßen, trat vor und stopfte ihr mit geradezu einstudierter Präzision eine Socke in den Mund.
    Sie würgte und kämpfte gegen den automatischen Reflex an, weil sie wusste, sie würde mit Sicherheit ersticken, wenn sie sich übergeben müsste.
    Er drückte ihr Gesicht auf die Matratze und zischte ihr ins Ohr: »Du bist ein sehr, sehr böses Mädchen, und du hast elf Punkte für Verstöße angehäuft, die zu zahlreich sind, als dass ich sie alle einzeln aufzählen könnte. Aber angesichts der Tatsache, dass es dir egal ist, was ich dir antue, spielt das ja keine Rolle, oder?«
    Er fuhr mit seiner Bestrafung fort. Innerhalb von Sekunden war klar, dass er sich die Mühe mit dem Knebel hätte ersparen können. Sie würde nicht schreien oder Lärm machen, sondern verlor beinahe augenblicklich das Bewusstsein.
    Als sie in den frühen Morgenstunden wieder zu sich kam, hatte er die Socke aus ihrem Mund genommen, und dafür war sie ihm dankbar. Ihre Lippen waren trocken, ihr Hals war ausgedörrt und schmerzte. Sie streckte die Hand nach dem Glas Wasser aus, das nur wenige Zentimeter von ihren Fingerspitzen entfernt stand.
    »Möchtest du etwas trinken, Kathryn?«
    Sie nickte, ja, sie würde gern etwas trinken.
    »Das kann ich mir denken. Aber nein. Keine Getränke für dich, mein Schatz, nicht heute früh.«
    Sie versuchte zu schlucken. Ihre Zunge war angeschwollen, ihre Spucke vor lauter Durst ganz zäh, ihr Hals schmerzte noch von der Knebelung, und ihre Lippen waren geschwollen und blutverkrustet. Sie rollte sich auf die Seite und weinte in ihr Kissen, während sie versuchte, nicht an den Schmerz in ihrem Unterleib und ihre neuen Verletzungen zu denken.
    Kate schüttelte den Kopf und versuchte, die Bilder jenes speziellen Wochenendes auszulöschen. Jede nur annähernd glückliche Erinnerung und jedes Ereignis, das sie mit ihren Kindern in Verbindung brachte, wurden durch den dunklen Schatten des Missbrauchs durch ihren Mann getrübt. Es war, als wäre sie eine Schauspielerin in einem Theaterstück: Solang sie auf der Bühne stand, geschahen wunderbare und aufregende Dinge, die ihr Freude machten. Aber sie konnte nicht ewig auf der Bühne bleiben, und sobald sie in die Kulissen kam, rums! Sogleich widerfuhren ihr schreckliche Dinge, denen sie nicht zu entgehen vermochte. Tag für Tag konnte sie nichts anderes tun, als ins Publikum zu blicken und in dem Versuch zu lächeln, ihren Kummer zu kaschieren, während sie insgeheim hoffte, einer der Zuschauer möge ihr Lächeln durchschauen und sie retten.
    Kate sah das grinsende Kind vor sich an und stellte sich vor, wie ihr eigenes kleines Mädchen das Zaubergeschenk eines Meerjungfrauenfingernagels in ihre Tasche steckt, um es sicher aufzubewahren. Sie blinzelte und schluckte die Tränen hinunter, die ihr in die Augen zu steigen drohten.
    »Vielen Dank. Ist die für mich?«
    Das kleine Mädchen nickte kurz.
    »Das ist bestimmt das schönste Geschenk, das ich seit langer, langer Zeit bekommen habe. Ich werde es in Ehren halten.«
    »Da bist du ja, Matilda.«
    Kate schaute auf und blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Mann kam auf sie zu. Er war groß und stattlich. Seine zu gleichmäßigen Zöpfen geflochtenen Haare reichten ihm bis in den Nacken. Seine schwarze Haut glänzte in der Sonne und zeichnete jeden Muskel ab. Er war schön. Mit ausgreifenden Schritten ging er durch das Wasser, das seine nackten Füße umspülte und den Saum seiner Cargohose durchnässte. Das Strandleben war für ihn nichts

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