Was habe ich getan?
erpicht auf menschliche Gesellschaft. Aber die Vorstellung, den Tag in ihrem wenn auch luxuriösen Zimmer zu verbringen und darin auf und ab zu tigern, war mehr, als sie verkraften konnte.
Kate mied den Taxiservice in die Stadt und machte sich entschlossenen Schrittes zu Fuß auf den Weg. Die Hauptstraße, die zur Inselhauptstadt Castries führte, war für den Verkehr gesperrt. Kate hörte das Hämmern von Musik und das blecherne Echo von Stahltrommeln, lange bevor sie irgendetwas sehen konnte. Als sie um die letzte Kurve bog, wurde sie von einem unvergesslichen Anblick begrüßt. Es war, als würde jede Farbe des Regenbogens vor ihren Augen tanzen. Die ganze Insel befand sich auf den Beinen, und fast alle Bewohner trugen stolz kunstvolle Kostüme mit Federn, Strass, Bändern oder Flechtwerk zur Schau.
Schöne Mädchen in funkelnden Bikinis mit passenden Armbändern wiegten sich im Takt der Musik und achteten sehr darauf, dass ihr kunstvoller Kopfschmuck nicht verrutschte. Kinder hüpften wie Kängurus zwischen den Festwagen umher, ganz aufgeregt und aufgedreht vom großzügigen Zuckerkonsum. Manche waren mit Miniversionen der Erwachsenenkostüme bekleidet, und alle sahen fantastisch aus.
Kate entdeckte Simon und die Kinder auf einer Grünfläche. Sie hatten Decken ausgebreitet und hielten ein Picknick ab. Jedes Kind hatte sich ein Stirnband gebastelt. Manche waren kunstvoller als andere, aber jedes eigenhändig hergestellt worden. Alle waren sichtlich stolz auf ihre Werke.
»Hey! Da ist Kate. Wo ist denn dein Kostüm?« Simon war sichtlich erfreut, sie zu sehen.
»Ich wusste nicht, dass ich eines brauche! Ich habe mich noch nie so fehl am Platz gefühlt.« Sie deutete auf ihre Leinenbluse und die Kette aus Glasperlen.
»Matilda und ich dachten uns schon, dass es so kommen könnte, deshalb haben wir dir das hier gemacht.«
Er überreichte Kate einen Kopfschmuck. Es handelte sich um einen verblüffenden Kopfputz, der aus blassgrünen Federn bestand und am unteren Rand mit goldenen Strasssteinen verziert war. Kate gab sich einen Ruck, fand ihr gespieltes Lächeln wieder und setzte sich das Geschenk auf den Kopf.
»Das gefällt mir.«
»Du siehst wie ein grünes Huhn aus.«
»Super. Ich wollte unbedingt einmal ein grünes Huhn sein.«
Die beiden riefen abwechselnd, um sich über den ohrenbetäubenden Lärm hinweg verständlich zu machen. Simon musterte ihr Gesicht.
»Ist alles in Ordnung, Kate?«
Sie nickte, weil sie nichts zu sagen wagte.
Die Atmosphäre war elektrisierend, und Kate wollte an keinem anderen Ort der Welt sein. Der Karneval war die Ablenkung, die sie brauchte. Ihr Herz hüpfte mit jedem Trommelschlag, und ihr Körper bewegte sich im Rhythmus der Musik, die ihre Stimmung aufhellte. Festwagen krochen vorbei, auf deren Plattformen Bands und Musiker standen. Die Wagenprozession wurde von Tänzergruppen unterbrochen. Männer, Frauen und Kinder in identischen Kostümen funkelten wie ein Feuerwerk und bewegten sich zum Takt der Stahltrommeln.
Als sich die Himmelsschleusen öffneten, streckte Kate die Arme in die Höhe und ließ sich den warmen tropischen Regen auf den Kopf prasseln. Sie lachte und fühlte einen Anflug von Optimismus im Hinblick auf ihre sehr unsichere Zukunft. In diesem Augenblick schien alles möglich zu sein. Sie konzentrierte sich mehr auf die Tatsache, dass Lydia sie angerufen hatte, und weniger darauf, was sie tatsächlich gesagt hatte, und das munterte sie auf. Mum … Mummy … Diese Worte funkelten in ihrem Gedächtnis wie Diamanten.
***
Da Matilda die Hand in ihre geschoben hatte, die Kinder erwartungsvoll zu ihr aufblickten und Simon beharrlich darauf bestand, dauerte es nicht lange, bis sie überredet war, alle nach Hause zu begleiten. Und so drängte sich die müde Mannschaft am späten Nachmittag in Minibusse und fuhr zur Missionsstation zurück. Auf der Strecke nach Dennery schliefen die kleineren Kinder auf dem Schoß der größeren ein, und die Ältesten sprachen im Flüsterton über die Highlights des Tages, um die jüngeren Schützlinge nicht aufzuwecken.
Simon half allen Kindern beim Aussteigen, zählte sie durch und erklärte, dass es eine gute Idee sein könnte, trockene Kleider anzuziehen. Folgsam gingen die Kinder davon, um nach einem Pyjama oder nach sauberen Shorts zu suchen. Fabian steuerte direkt auf die Küche zu. Kate war sich sicher, dass er gern für immer an seinem beengten Arbeitsplatz bei diesem riesigen Herd bleiben würde, so groß war sein
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