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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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könnte ein Wort von mir sie in tausend Stücke zerschlagen. »Weißt du, Elena, ich verstehe das nicht. Haben wir irgendwas falsch gemacht?«, sagte sie. »Ich meine, haben wir irgendwas gemacht, das dich verärgert hat?«
    Â»Nein! Nein, gar nicht.«
    Â»Wir haben uns doch gut verstanden alle. Ich meine, es war doch schön, oder?«
    Â»Ja, sicher. Wir kommen auch bald mal wieder. Wir haben nur so viel um die Ohren. Und hier sind wir einfach näher an der City. Wegen ausgehen und so. Das hat nichts mit euch zu tun. Wir kommen demnächst.«
    Â»Ja?«
    Â»Ja, sicher.«
    Ich konnte hören, dass du im Bad das Wasser abstelltest. Ich wusste, dass du jeden Moment mit einem Handtuch um die Hüften hereinkommen würdest. »Ich muss jetzt auflegen«, sagte ich. Und: »Auf Wiedersehen.«
    Â 
    Â 
    Â 
    Top Ten der Dinge, die ich machen will,
    bevor ich den Löffel abgebe.
    (alle zusammen mit Elena)
    Â 
    1. Zeche prellen in einem Restaurant mit mindestens einem Stern
    2. Mit mindestens 200   Sachen über eine Autobahn heizen
    3. Erster Klassiker: einen Baum pflanzen
    4. Zweiter Klassiker: ein Haus bauen (Dritter Klassiker auch geil, muss aber noch mit Elena abgestimmt werden)
    5. Elena heiraten
    6. Ein Gedicht schreiben, das Elena zum Weinen bringt
    7. Einmal Ecstasy nehmen und die Nacht durchtanzen
    8. Testen, wie viele Cheeseburger ich reinkriege, ohne zu kotzen
    9. Sex am Strand
    10. Mit einem Ballon fahren
    Ich spüre wieder ihren Blick. Sie wischt den Tisch, den sie eben gerade schon einmal gewischt hat, nur um mich anschauen zu können. Ich würde mich auch anschauen.
    Â»Kann ich das mitnehmen?« Jetzt hat sie sich herangetraut.
    Â»Ja. Danke.«
    Â»Das hier auch?«
    Â»Nein, das nicht.«
    Sie schiebt sie mir herüber. Zu jedem Menü gibt es einen dazu. Rosarot mit Glitzer. Elfen im Flug. Sie passen an meinen kleinen Finger. Sie sind für Mädchenhände gemacht. Kleine patschige Kinderfinger. Ich habe kein Menü bestellt. Ich habe trotzdem zwei bekommen, als ich gefragt habe. Meine Bestellung war groß genug.
    Sie sammelt die Papiere vom Tisch, drückt sie auf das Tablett.
    Â»Großen Hunger gehabt, was?«
    Ich nicke und sie versucht ein Lächeln.
    Â»Dreizehn.«
    Â»Was?«
    Â»Ich hab dreizehn geschafft und muss nicht kotzen.«
    Â»Ist das eine Wette?« Sie schaut sich um, prüft, ob einer ihrer Vorgesetzten in der Nähe ist, setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. Sie ist nicht viel älter als ich, arabischer Herkunft, hübsch. Und neugierig.
    Â»Ich hab es für meinen Freund gemacht.« Ich muss grinsen. »Kennst du das Lied von den Black Föös. Irgendwas mit Ohoh Katrin. Da singt der auch so was. Ich hab Stunden gesessen und Big Macs gefressen für dich, dich, dich.«
    Sie kennt es nicht. Woher auch? Ich kenne es nur, weil Ricos Vater einen Hang zum Karneval hat.
    Â»Und dein Freund wollte, dass du das machst?«
    Â»Er wollte es eigentlich selber machen.«
    Â»Und wieso macht er es nicht?«
    Sie schaut mich mit ihren großen braunen Augen an. Sie sieht so nett aus. Wie jemand, mit dem ich befreundet sein möchte.
    Â»Er ist gestorben«, sage ich.
    Wie schnell sich ein Gesicht verändern kann. Ihre Wangen fallen ein, ihr Mund verzieht sich. Ein feuchter Glanz überzieht ihre braunen Augen. Ganz einfach so. Als wäre nichts dabei.
    Â»Oh. Das ist ja furchtbar«, sagt sie.
    Â»Ja.«
    Â»Wann ist das denn passiert?«
    Â»Gestern.«
    Â»Nein!« Sie ist entsetzt. Der feuchte Glanz verdichtet sich. Ein unbewusster Prozess. Willkürlich. Ihr Körper macht das. Die Drüsen in ihren Augenwinkeln.
    Sie streckt die Hand über den Tisch, greift nach meiner, an der immer noch Ketchup klebt. »Das tut mir so leid.«
    Â»Danke.«
    Â»Wie ist das denn passiert?«
    Â»Ein Unfall.«
    Â»Oh nein.« Der feuchte Glanz hat sich zusammengerottet. Sie ist schon zu erkennen. Wie von einer zarten Haut umschlossen ballt sie sich zusammen.
    Â»Er ist über die Straße gelaufen. Da kam ein Lastwagen. Und der hat ihn einfach umgefahren. Er war sofort tot. Er hat nicht gelitten.«
    Da. Aus dem linken Auge rinnt sie heraus. Eine formvollendete Träne. Dann noch eine, rechts. Sie gleiten über die Wangen, fallen am Abgrund des Kiefers hinab. Sie hinterlassen eine Spur. Die, die nachkommen, nehmen denselben Weg. Ich schaue ihnen zu. Ja, so

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