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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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wenn das Herz aussetzt«, sagt Ricos Vater.
    Auch Ricos Mutter fängt jetzt an zu schluchzen. Die verschränkten Arme fallen herunter. Ricos Vater nimmt Isabella in den einen, seine Frau in den anderen Arm. Er hat nur zwei.
    Und das Bett ist leer.
    Und ein Herz setzt aus.
    Â»Elena. Entschuldige. Aber das ist wirklich eine Familienangelegenheit. Könntest du … Bestimmt ist es gut, wenn du an die frische Luft gehst. Immerhin warst du eben noch ohnmächtig.«
    Ich gehe.
    Dahin. Wohin sonst.
    Er ist nicht da. Nur der Ahorn lässt die Blätter rascheln. Ihm ist es egal.
    Er ist auch nicht im Schwesternzimmer. Nur Ulrike und Paula sind da.
    Â»Ist Tim irgendwo?«, frage ich.
    Â»Der hat sich krankgemeldet. Kann ich dir helfen?«
    Â»Was hat er denn?«
    Â»Irgendwas mit Magen-Darm.« Sie grinst. »Das sagt er zumindest immer, wenn er zu wenig Schlaf hatte.«
    .Na, dann streu mal Brotkrumen oder ribbel deinen Pulli auf, um den Rückweg zu markieren.
    .Wir gehen nicht zurück. Wir machen das jetzt.
    .Das kann doch nur ein Scherz sein.
    .Du kannst ja gehen.
    .Es wird gleich dunkel.
    .Wir haben doch dieses Bauarbeiterlichtdings.
    .Und was ist mit Brettern?
    .Wir reißen das Vordach ab und benutzen die Bretter zur Verlängerung des Innenraums. Dann müssen wir kein zusätzliches Material anschleppen. Also, los, worauf wartest du? Was ist? Glotz nicht, hau rein.
    .Elena.
    .Was?
    .Du bist echt eine Hammerbraut. Ich hoffe, er weiß das zu schätzen.
    Â»Hast du ein Hühnchen mit ihm zu rupfen?«, fragt Paula.
    Beide lachen.
    Â»Nein, wieso?«
    Â»Na ja, es bleibt nicht verborgen, dass ihr zwei einen Draht zueinander habt.«
    Â»Haben wir nicht.«
    Sie lachen wieder.
    Â»Harte Schale, weicher Kern. Er ist ein Netter, wenn man ihn erst näher kennt.«
    Â»Ich will ihn gar nicht näher kennenlernen.«
    Â»Wärst nicht die Erste, die sich in einen von den Pflegenden verliebt.«
    Â»Was?« Ich zeige ihr einen Vogel. »Ich hab einen Freund!«
    Â»Ja. Wissen wir doch.« Sie grinsen nicht mehr. »War doch nur ein Scherz.«
    Â»Ein Scheißscherz.«
    * * *
    Weißt du noch, wir verbrachten jede freie Minute zusammen. Bei uns. Du kamst nach der Schule mit und schliefst in meinem Bett. Du nahmst deine Mahlzeiten mit meiner Mutter und mir ein. Mein Kleiderschrank war zur Hälfte voll mit deinen Klamotten. Meine Mutter wusch deine Wäsche zusammen mit meiner. Ja, sie! Sie mochte es, deine Wäsche zu waschen. Sie bügelte sogar deine T-Shirts. Sie strahlte jeden Morgen, wenn sie dich in den gebügelten Shirts sah. Als wärst du es, den sie erschaffen hatte. Sie war stolz auf dich. Und auf sich.
    Du passtest klag- und fraglos dein Leben an meines an. Kam dir nie in den Sinn, dass du in eine Falle getappt warst? Fragtest du dich nie, ob ich das wert war?
    Am Anfang riefen sie noch an. Zuerst ganz ahnungslos. Sie freuten sich, dass du jetzt auch Teil meiner Familie warst. Sie fragten, ob wir zum Essen kommen. Sagten, es gäbe Sauerbraten mit Klößen. Dein Lieblingsessen. Sie fragten, ob sie zwei Karten mehr fürs Kino vorbestellen sollten. Sagten, es gäbe diesen Film, in dem sowohl Frauen als auch Männer auf ihre Kosten kommen.
    Irgendwann fragten sie so etwas nicht mehr. Nur noch, wann du nach Hause kommst. Ob du nach Hause kommst. Wieso du nicht nach Hause kommst. Was denn los sei. Und du sagtest, es sei nichts los. Du sagtest, bei mir wäre es eben auch schön.
    Und das fandest du sogar tatsächlich. Du mochtest, wie sie dich umgarnte. Du fandest nichts dabei, wenn sie wollte, dass du mit ihr Wer wird Millionär ansiehst. Du merktest nicht mal, dass sie nur dir ein Glas hinstellte und ich meins selber holen musste. Dass sie sich selbst bei den einfachsten Fragen dumm stellte, damit sie dir sagen konnte, wie schlau du bist.
    Du fühltest dich wohl. Du fühltest dich wohl, weil ich wollte, dass du dich wohlfühlst. Weil ich es wollte, obwohl ich es hasste.
    Einmal ging ich an dein Handy. Du warst unter der Dusche. Weil ich die Nummer nicht kannte, war ich neugierig, wer dran war. Ich ahnte nicht, dass deine Mutter von einem öffentlichen Telefon aus anrief. Weil sie es leid war, mit der Mailbox zu sprechen.
    Â»Elena, du bist es. Kann ich Rico sprechen?«
    Â»Er duscht.«
    Â»Oh.« Es war etwas in ihrer Stimme, das mir die Kehle zudrückte. Kein Vorwurf. Etwas Zerbrechliches. Als

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