Was ich dir noch sagen muss
stört dich nicht, wenn ich mich zu ihr lege, bis sie eingeschlafen ist.“
Er schaute beide lange an, so, als müsse er sich langsam daran gewöhnen, jetzt eine Familie zu haben. Das war sicher eine große Veränderung für ihn, und in diesem Moment tat er Cassandra fast schon ein bisschen leid.
„Es stört mich gar nicht“, meinte Dominic schließlich. „Wir essen dann, wenn du wieder da bist.“
Mit einem Fläschchen in der Hand und dem Kind auf dem Arm ging sie die Treppe hinauf. Sie war sich gar nicht so sicher, ob sie selbst heute Abend einen Bissen hinunterbringen würde. Der Gedanke, dass sie diese Nacht mit ihm das Bett teilen sollte, machte sie sehr nervös.
Als Cassandra nach über einer halben Stunde immer noch nicht zurückgekommen war, ging Dominic nach oben, um sie zu holen. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer war zu und alles war still. Vorsichtig öffnete er die Tür.
Mutter und Kind schliefen tief und fest.
Leise ging er zu ihnen hinüber und betrachtete die beiden. Cassandra hatte das Bett an die Wand geschoben und sich neben Nicole gelegt, sie lagen einander zugewandt. Vermutlich hatten sie noch miteinander gespielt oder sie hatte etwas erzählt, bevor sie eingeschlafen waren. Selbst im Schlaf lag Cassandras Hand beschützend auf dem Rücken ihrer Tochter.
Der Anblick rührte ihn zutiefst und etwas in seiner Brust zog sich zusammen. Dominic versuchte das Gefühl zu ignorieren und deckte die beiden vorsichtig zu. Vermutlich würden sie erst morgen früh aufwachen.
Anschließend ging er wieder nach unten, goss sich einen Drink ein und setzte sich auf die Terrasse. Der Anblick von Cassandras langen Beinen und ihren Hüften ging ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Was war eigentlich los mit ihm? Warum nahm er Cassandra nicht einfach mit in sein Bett? So jedenfalls hatte er das nicht geplant. Seit Jahren begehrte er diese Frau, und er hatte vorgehabt, bei der ersten Gelegenheit mit ihr zu schlafen. Ihre kühle berechnende Art reizte ihn sehr, und er wollte sie endlich so richtig heiß machen und sie dazu bringen, sich ihm ganz zu öffnen …
Und plötzlich, als er gesehen hatte, wie sie sich auf der Fahrt hierher um ihre Tochter gekümmert hatte, hatte er seine Meinung geändert. Auf einmal kam sie ihm nicht mehr so kühl und gelassen vor, sondern liebevoll und einfühlsam.
Und jetzt, als sie schlafend vor ihm gelegen, wie sie fürsorglich und beschützend den Arm um ihre Tochter geschlungen hatte, spürte er, dass das die echte Cassandra war. Dieser Mutterinstinkt war für sie so natürlich wie das Atmen.
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Verdammt noch mal, Liam, warum hast du von mir erwartet, dass ich diese Verantwortung übernehme? Und warum habe ich so schnell nachgegeben?
Damals, als Liam ihn gebeten hatte, sein Sperma für die künstliche Befruchtung zur Verfügung zu stellen, hatte alles so einfach geklungen. Aber von dem Moment an, als er Liams Bitte nachgekommen war, war nichts mehr so wie vorher.
„Bitte, tu mir diesen letzten Gefallen“, hatte Liam ihn angefleht, als er in das Krankenzimmer gekommen war und seinen Bruder allein vorgefunden hatte. Liam hatte geweint und war völlig verzweifelt gewesen. Er hatte Cassandra dazu überredet, ein Kind von ihm zu bekommen, und jetzt wollte er das Risiko nicht eingehen, dass das Baby vielleicht krank zur Welt kommen könnte.
Dominic hatte lange versucht, ihn zu beruhigen, aber es hatte nichts genutzt. Seine Krankheit war zwar nicht unbedingt erblich, aber Liam nahm jetzt so starke Medikamente, um die Symptome unter Kontrolle zu halten, dass er Angst hatte, dass diese Medikamente seinem Sperma geschadet haben könnten.
Es hatte Dominic das Herz gebrochen, seinen geliebten Bruder so zu sehen, und ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, hatte er das sterilisierte Glas genommen und war damit ins Badezimmer verschwunden.
Danach hatte er sich schuldig gefühlt. Was hatte er nur getan? Wo würde das hinführen? Sein Bruder lag im Sterben, und die Mutter seines Kindes war eine Frau, die er nicht respektierte.
In den nächsten Monaten hatte er beobachtet, wie sich Cassandras Bauch immer mehr rundete. Sie trug sein Kind unter ihrem Herzen. Er hatte sich von ihr ferngehalten, so gut es ging, denn er konnte den Anblick nicht ertragen. Nur die zufriedenen Blicke seines Bruders hatten ihm das Gefühl gegeben, das Richtige getan zu haben. Liam hatte sich so gefreut für seine Frau, die während der Schwangerschaft immer mehr aufgeblüht
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