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Was ist Gott?: Das Buch der 24 Philosophen (German Edition)

Was ist Gott?: Das Buch der 24 Philosophen (German Edition)

Titel: Was ist Gott?: Das Buch der 24 Philosophen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
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und folgenreich; sie übertrug – an für ihn, aber nicht für uns systematisch beiläufiger Stelle – die Unendlichkeit der Gotteskugel auf die des Raums: Gottes Allmacht ist allumfassend, aber sie vermag nichts Widersprüchliches. Wenn er daher die Welt schaffen soll, muss er gegenwärtig sein, und zwar überall und ungeteilt. Wenn er die Welt an anderer Stelle schaffen kann, müsste er auch dort anwesend sein. Der unendliche Raum muss daher über die bestehende Welt hinaus gedacht werden, wenn auch nicht als aktual gegeben. Bradwardine regte durch diese Thesen zahlreiche kosmologische Debatten an; diese Filiation haben Mahnke, Koyré, Hudry und Lucentini umfassend dokumentiert. Aber sein Interesse am Liber war begründet in seiner Gesamtkonzeption und umfasste eine Reihe von Themen. Er brauchte die vierundzwanzig Denker, um aus der schularistotelischen Enge herauszuführen; sie boten neoplatonisierende Formulierungen, die mit der Menschheitsweisheit übereinstimmten. Um an Beispielen die Funktion der vierundzwanzig Sätze im Werk Bradwardines zu illustrieren:
    Er beginnt sein Werk, indem er aus Hermes, aus Aristoteles’ De mundo, aus Boethius und der Definition V des Liber seinen Ausgangspunkt für alle folgenden Beweise gewinnt: Nichts kann gedacht werden, das größer (besser) wäre als Gott ( De causa Dei I 1, S. 1 D–E). Von dieser Voraussetzung macht er alles Gesagte abhängig und erinnert mitten in den gnadentheoretischen Auseinandersetzungen daran, dass dies sein Maßstab sei: teste prima suppositione ( De causa Dei I 22 D, S. 235D).
    Die These XI bestätigt die absolute Selbstgenügsamkeit Gottes ( De causa Dei I 1, 5, S. 4 D–E).
    Er will das Allwalten des göttlichen Willens beweisen; dafür zitiert er die XII. Definition, die Eckhart nie gebraucht hatte ( De causa Dei I 1, 8, S. 6B).
    Zur Rechtfertigung der negativen Theologie beruft er sich auf die Sprüche XVI und XXIII mit dem Motiv der ignorantia ( De causa Dei I 1, 32, S. 27 D–E).
    Die klassischen Formulierungen der Trinitätstheologie – ex quo, per quem, in quo – belegt er mit Satz XXII ( De causa Dei I 2, S. 157).
    Als Zeugnis für die Trinitätsphilosophie vorchristlicher Denker beruft er sich auf die Definitionen I und VII ( De causa Dei I 2, S. 156–157).
    Gott bewegt, selbst unbewegt, alles. Das sage die Definition XIX, und die stimme zusammen mit Avicenna, Algazel, Ammonius, Averroes und vielen anderen Philosophen ( De causa Dei I 5, S. 176B).
    Jetzt erst, in diesem Stadium der Beweisführung, bringt Bradwardine seine berühmt gewordene Raumtheorie: Gott ist überall. Wenn Gott in seiner Allmacht die Welt an einen anderen Ort versetzen könnte, dann muss er auch am Ort B als anwesend gedacht werden, in seiner als unendlich vorgestellten Position, in situ imaginario infinito . Dies folgert Bradwardine aus den Definitionen II, X und XVIII des Liber ( De causa Dei I 5, S. 179A). Er beweist damit gegen die Peripatetiker, die ein reales Vakuum bestritten, dass es wohl ein Vakuum ohne Körper geben könne, aber kein Vakuum, in dem Gott nicht wäre ( De causa Dei I 5, S. 180B).
    Er benutzt Spruch IX, um in Anlehnung an Boethius sein Konzept von Ewigkeit zu entwickeln ( De causa Dei III 51, S. 828).
    Wie die Beispiele zeigen, sind die vierundzwanzig Philosophen nicht die Hauptquelle Bradwardines. Sie können es nicht sein, wenn es um die Kritik des herrschenden Pelagianismus und die Wiederherstellung des späten Augustin geht. Bradwardine bietet die gesamte ältere Tradition auf, die heidnische wie die christliche, die philosophische wie die theologische und die poetische, gegen die jetzt, 1344, grassierende Pest der pelagianischen Irrlehre.
    Bradwardines Absicht, Philosophie und Theologie im Dienst des strengsten Augustinismus wieder zu vereinen, speiste auch seine Geschichtsbetrachtung. Danach stammte die ‹Weisheit› von den Chaldäern. Abraham, den Bradwardine als Schriftsteller vorstellte, der einige tausend Bücher verfasst habe, brachte die Weisheit nach Ägypten. Hermes, der König von Ägypten war, fasste sie zusammen – von ihm erhielten sie sowohl Moses wie die Philosophen. Die Weisheit des Hermes umfasste alles – den Ursprung der Welt aus dem einen Prinzip, seine Anwesenheit und Vorauswirkung in allen Werken der Natur und des Menschen, schließlich die Aussicht auf eine neue Erde, die mit dem Menschen versöhnt wäre ( De causa Dei I 40, S. 144 D–E).
    Dass Paulus und die augustinische Gnadenlehre nach Bradwardines

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