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Was macht der Fisch in meinem Ohr

Was macht der Fisch in meinem Ohr

Titel: Was macht der Fisch in meinem Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia David u Morawetz Bellos
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she got to the head of the line for the fifth time in a row the baker decided not to shout and scream, but to get the message through this way instead.
    »Lady, tell me, do you know how to spell ›cat‹ – as in ›catechism‹?«
    »Sure I do. That’s C-A-T.«
    »Good«, the baker replies. »Now tell me, how do you spell ›dog‹ – as in ›dogmatic‹?«
    »Why, that’s D-O-G.«
    »Excellent! So how do you spell ›fuck‹, as in ›bagels‹?«
    »But there ain’t no ›fuck‹ in ›bagels‹!« the little old lady exclaims.
    »That’s precisely what I’ve been trying to tell you all morning!«
    Die Pointe dieses – zugegeben dürftigen – Witzes kann man auf verschiedene Art erklären. Er bringt eine Person dazu, etwas laut auszusprechen, was noch nicht bei ihr angekommen war, und dadurch – endlich! – zu begreifen. Bestimmt gibt es in allen Sprachen Entsprechendes, womit man sich auf diese Weise über jemanden lustig machen kann. Die Komik des Witzes entsteht ja aus der spielerischen Nutzung des Unterschieds zwischen geschriebener und gesprochener Sprache, und ähnliche Wortspiele lassen sich vermutlich in allen Sprachen finden und erzeugen, die keine reine Lautschrift haben. So weit die Theorie. Sobald dieser Unterschied aber für eine Übersetzung praktisch relevant wird, gestaltet sich die Suche nach Entsprechungen schon viel schwieriger. Das Partizip Präsens eines Tabuworts lässt sich nur deshalb durch eine Fügung aus dem Stamm dieses Worts plus der Präposition »in« ersetzen, weil das distinktive Merkmal des Ersteren – der Endkonsonant »g« – in der englischen Umgangssprache meist weggelassen wird. Es ist ein Beispiel für einen unterhalb der Neutralebene angesiedelten lokalen Sprachgebrauch, und seine komische Wirkung beruht auf der minimalen Diskrepanz von gesprochener und geschriebener Sprache. Ein Nachbau dieses Witzes in anderen Sprachen hinge davon ab, ob man mit anderen phonetischen und grammatischen Mitteln dieselbe Pointe erzielen und einen anderen Dummkopf durch ein hintersinniges Spiel ablenken und dazu verführen kann, selber laut auszusprechen, was er partout nicht begreifen will.
    Komik dieser Art ist nach allgemeiner Ansicht möglich, weil alle Sprachen sich auf sich selbst beziehen und deshalb mit Wörtern spielen können. Metalinguistische Ausdrücke – Sätze und Wendungen, die einen Aspekt ihrer sprachlichen Form zum Gegenstand haben – transportieren Bedeutungen, die per definitionem in der Sprache angelegt sind, in der sie daherkommen. »There ain’t no ›fuck‹ in bagels« mag vulgär und albern sein, ist aber ein gutes Beispiel für einen metalinguistischen Ausdruck. Er handelt nicht von Bagels, sondern von der Schreibung und der Aussprache eines englischen Worts, nur als Wort und nicht als Zeichen gesehen. »Spiele mit dem Signifikanten« gelten seit jeher als die dunkle Ecke der Sprache, in der das Übersetzen zur paradoxen und unlösbaren Aufgabe wird.
    Das wäre stichhaltig, wenn der Maßstab für akzeptable Entsprechungen solche auf der Ebene der Signifikanten obligatorisch einschlösse. Das aber ist nicht der Fall. Was eine Übersetzung als Entsprechung liefert, befindet sich nie auf der Ebene der Signifikanten. Wäre es anders, läge keine Übersetzung vor.
    Ebenso wie nur manche Witze auf der metalinguistischen Funktion von Sprache beruhen, sind nicht alle selbstreferenziellen Ausdrücke komisch. Vor allem nicht die Beispielsätze von Sprachphilosophen. So einer etwa:
    1. There are seven words in this sentence.
    Es ist nicht schwer, einen entsprechenden deutschen Satz zu finden.
    2. Es gibt sieben Wörter in diesem Satz.
    Dass es diese Entsprechung in der anderen Sprache gibt, wird jedoch für Zufall gehalten – für eine arbiträre und logisch nicht erklärbare Übereinstimmung im Einzelfall. Sätze wie (1) gelten meist als problematisch, weil man sie nicht zuverlässig in andere Sprachen übersetzen kann und es daher den Anschein hat, als widersprächen sie dem Axiom der Sagbarkeit, dem Grundsatz, dass jeder mögliche Gedanke auch in einem Satz in natürlicher Sprache ausgedrückt werden kann und dass alles, was in einer Sprache ausgedrückt werden kann, sich auch in einer anderen Sprache sagen lässt (siehe S. 196).
    Das eigentliche Problem an einem Satz wie (1) ist, dass man ihn auch nicht ins Englische übersetzen kann. Mit »This sentence consists of seven words« [»dieser Satz besteht aus sieben Wörtern«] ist (1) zwar umformuliert

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