Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was Oma und Opa noch wussten

Was Oma und Opa noch wussten

Titel: Was Oma und Opa noch wussten
Autoren: Udo Ulfkotte
Vom Netzwerk:
die Nachschublieferun- gen der Lebensmittelmärkte ins Stocken geraten, sind fast alle Men- schen völlig überfordert. Wer weiß denn schon noch, wie man sich aus der Natur ernährt? Und dazu noch garantiert gesünder als mit jeder »Biokost«. Die Natur schenkt uns einen reich gedeckten Gaben- tisch - wir kennen ihn nur nicht mehr. Bleiben wir kurz beim Wie- senbocksbart: Die Wurzeln kann man wie Schwarzwurzeln zuberei- ten, die Blätter werden roh oder gekocht gegessen und die Triebe der jungen Pflanze liefern ein Gemüse, welches an Spargel erinnert. In den Jahren des Wohlstands wurden Pflanzen wie Wiesenbocksbart, die für unsere Vorfahren ein ganz normales Nahrungsmittel waren, höchstens noch als essbare Wildpflanzen zu Höchstpreisen in exklu- siven Gourmetrestaurants aufgetischt. Exklusiv sind Wildpflanzen wie Wiesenbocksbart nur deshalb geworden, weil kaum jemand sie noch kennt und man leichter an Papayas kommt als an Wiesenbocks- bart.
       Nicht nur in Kriegs- und Notzeiten war das Sammeln von Wild- pflanzen, Wildgemüse, Beeren, Obst und Nüssen für unsere Vorfah- ren eine ganz normale Tätigkeit. In jeder Familie gab es Menschen, die das Wissen um die richtige Zubereitung gesammelter Pflanzen kannten. Der geübte Blick für das Einsammeln der natürlichen Ga- ben verlor zunächst nach dem Zweiten Weltkrieg und spätestens mit dem Wirtschaftswunder der 1960er-Jahre immer mehr an Bedeu- tung. In der Zeit weltweit vernetzter Märkte und eines nie gekannten Überflusses verschwand auch das Wissen um unsere heimatlichen Kräuter, Früchte und Nüsse aus dem Alltagsleben. Wer kennt denn heute noch Wildgemüse? Und in welchem Garten wachsen andere Beeren als Him-, Stachel-, Johannis-, Heidel- oder Brombeere? Das über Jahrtausende mündlich weitergetragene Wissen über den Ge- brauch unserer heimatlichen Vegetation in Notzeiten ging verloren.

    Wildpflanzen sind die Ahnen unserer Kulturpflanzen. Sie begleiten uns seit Urzeiten nahezu unverändert. In der Nahrungsgeschichte si- cherten sie über Jahrtausende das Überleben der Menschen. Inzwi- schen finden sie wieder zunehmend ihren Weg auf unseren Speise- plan. Es gibt Versandhandlungen, die sich darauf spezialisiert haben, Wildpflanzen zu ziehen und für viel Geld als gesunde Alternative zur Biokost zu verkaufen. Doch auch in wirtschaftlich kargen Zeiten fin- det man viele Wildpflanzen häufig in der eigenen Umgebung. Wer sich auf die Suche nach ihnen begibt und diese essen möchte, der sollte sich allerdings von unseren industriellen Geschmacksrichtun- gen verabschieden.
       Wo die Menschen in Europa früher ein reiches Angebot an natür- lichen Lebensmitteln hatten, da haben wir heute Monokulturen. Die- se gibt es allerdings nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch bei den Geschmacksrichtungen. Die Produkte, die wir im Lebensmittel- handel bekommen, stammen von nur noch 150 Pflanzen ab, die wichtigsten davon sind Mais, Reis und Weizen. Und alle Pflanzen, die wir heute großflächig anbauen, wurden geschmacklich verändert. Die Nahrungsmittel werden für unseren Gaumen »designt«, damit die breite Masse einen Einheitsgeschmack bekommt. Natürliche bit- tere, saure oder harzige Aromen sind aus dem Nahrungsangebot ver- schwunden. Bei der Züchtung von Gemüse und Obst wurde diesem Trend schon seit Jahrzehnten entsprochen. Unsere Großeltern haben früher beispielsweise Endiviensalat noch lauwarm gewaschen, um ihn genießbarer zu machen. Das ist heute nicht mehr erforderlich, denn man hat seinen typischen Geschmack weggezüchtet. Dieses Wissen ist wichtig, wenn nachfolgend essbare natürliche Pflanzen be- schrieben werden, so wie wir sie mitten in der Natur vorfinden. Eine wilde Möhre (D aucus carota), di e Urform unserer Karotte, schmeckt nun einmal völlig anders als die für die breite Masse hochgezüchteten Möhren im Supermarkt. Sie ist allerdings bekömmlicher und hat eine Palette von gesunden Inhaltsstoffen, von denen die Kaufhausmöhre nur träumen kann. Schauen wir uns also an, was die Natur uns in ih- rem Gemüse- und Obstgarten bietet.

    Es ist ratsam, grundsätzlich nur Wildpflanzen zu sammeln, die man eindeutig zuordnen kann. Wer sie nicht sicher bestimmen kann, der sollte lieber die Finger davon lassen. Die beste Erntezeit ist vormit- tags, weil die Wildkräuter und das Wildgemüse dann am saftigsten sind. Noch viel wichtiger ist jedoch das Erscheinungsbild der Pflan- zen. Nur Wildkräuter, die keine Flecken oder abgefressenen Stellen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher