Was sich kusst das liebt sich
Morgen erwachte, aber er hatte sie sorgfältig zugedeckt. Sie war bereits mit Keith vor der Tür gewesen und packte gerade ihre Sporttasche, da erhielt sie eine SMS von Max.
Danke für die schönen Geburtstagsüberraschungen. Vor allem für die letzte. Und, flippst du schon?, wollte er wissen, als wäre das die einzige rationale Reaktion, zu der Neve nach den Ereignissen der vergangenen Nacht fähig war.
Zugegeben, bei dem Gedanken daran gruselte es sie tatsächlich ein wenig, und es war ihr auch etwas peinlich… Okay, total peinlich, aber meine Güte, sie war fünfundzwanzig, und sie hatte, wie sich herausgestellt hatte, gewisse Bedürfnisse, die sie nicht mit links selbst stillen konnte, während sie mit der anderen Hand Das Delta der Venus von Anaïs Nin umklammerte.
Ein bisschen, tippte sie und wollte gerade auf » Senden« drücken, dann kam sie zu dem Schluss, dass Offenheit vielleicht die klügerere Taktik war. Aber ich will es wieder tun, und nächstes Mal werde ich mich revanchieren.
Sie wusste nicht genau, wann sein Flug ging, aber nach neunzig Minuten Cardio- und Hanteltraining wartete eine weitere SMS auf sie.
Kann’s kaum erwarten, du ungezogenes Mädchen! Kuss, auch an Keith, M
Max hatte genügend übelst riechendes Hundefutter für eine Woche bei ihr deponiert, und außerdem einen Zettel mit Pflegeanweisungen für Keith. Er schien kein großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Hundesitter zu setzen, denn statt der Notrufnummer des Tierarztes und einigen Details zum Thema Gassigehen oder Entwurmungskur stand dort:
Lass ihn NICHT ins Schlafzimmer.
Selbstverständlich darf er auch NICHT in deinem Bett schlafen.
Lass ihn NICHT ins Bad, sonst trinkt er aus der Kloschüssel.
Füttere ihn NICHT am Tisch. Er frisst Hundefutter, kein Menschenessen.
Füttere ihn vor allem NICHT mit Schokolade. Ernsthaft. Schokolade kann sehr schädlich für Hunde sein. Habe dir stattdessen eine Tüte Leber-Leckerlis dagelassen.
Er mag keine alten Männer, vor allem, wenn sie einen Stock oder eine Gehhilfe haben.
Er mag weder Luftballons noch Plastikeinkaufstüten oder Drachen.
Halte ihn von kleinen Kindern fern.
Ein kleines Kind mit einem Luftballon, einer Plastiktüte und einem Drachen gibt ihm garantiert den Rest.
Allerdings bellte Keith so laut und kratzte so hartnäckig an ihrer Badezimmertür, während sie duschte, dass Neve ihn hereinließ, weil sie fürchtete, er würde den Lack ruinieren, worauf er versuchte, zu ihr in die Duschkabine zu gelangen, um Wasser zu schlabbern.
Außerdem gab sie ihm ein Stück gedünsteten Schellfisch von ihrem Teller, weil er beim Abendessen die Schnauze in ihrem Schritt vergrub und sie so lange mit der Pfote anstupste, bis sie kapitulierte.
Bislang hatte sie insgeheim angenommen, dass Keith nicht so eine Mimose wäre, wenn Max ihn weniger verwöhnen würde, aber wie sich herausstellte, war sie noch viel weichherziger und völlig außerstande, ihn zu disziplinieren oder zu sagen » Nein, Keith, du schläfst im Wohnzimmer.«
Es dauerte keine fünf Minuten, bis er sie mit seinem jämmerlichen Gewinsel und Geheul so weit hatte, dass sie ins Wohnzimmer marschierte, um sein Hundebett, seine Spielsachen und seine Wasserschüssel zu holen und ins Schlafzimmer zu bringen. Aber sie war wild entschlossen, ihn nicht in ihr Bett zu lassen, wie sie ihm mit einem strengen Blick erklärte. Doch kaum hatte sie ihr Buch zur Hand genommen, hechtete er aus seinem Körbchen und stahl sich in Richtung Bett.
» Ab in dein Körbchen, du Lümmel!«, rief sie mindestens zehn Mal, und er schlich gesenkten Hauptes zurück, wobei er, begeistert von diesem tollen neuen Spiel, verräterisch mit dem Stummelschwänzchen wedelte.
Es war unvermeidlich. Sobald sie das Licht ausknipste, hörte sie seine Krallen über den Holzboden scharren, dann landete er mit einem Plumps auf ihren Beinen. » Böser Hund!«, schimpfte Neve, aber sie spürten beide, dass es nicht von Herzen kam. Nun gut, wenn er auf ihren Füßen lag, brauchte sie wenigstens keine Wärmflasche.
Doch Keith hatte andere Pläne. Spürbar um Unauffälligkeit bemüht, schob er sich auf dem Bauch nach oben und bearbeitete sie dann mit den Pfoten, bis sie ganz an den Rand des Bettes gerutscht war, sodass er den Kopf auf ihr Kissen betten und ihr seinen Hundeatem ins Gesicht pusten konnte.
» Celia hatte völlig recht«, grummelte Neve. » Du bist ein Höllenhund.«
Celia war nach wie vor derselben Meinung, was Keith anging, als sie am darauffolgenden
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