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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Picknick auf einer grünen Wiese vor Augen– William trug ein weißes Hemd und lag auf einer Decke, und eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, während er mit leiser, samtener Stimme zu ihr sprach. Sie selbst war auch irgendwo dort, aber es war ihr immer noch unmöglich, sich selbst in einem Sommerkleid Größe38 zu sehen, also konzentrierte sie sich auf W illiam und sagte lächelnd: » William ist mein Seelenverwandter.«
    » Also ehrlich, Neve, du klingst wie ein verliebter Teenager. Ich hätte dir früher hin und wieder dein Buch wegnehmen und dich an die frische Luft schicken sollen.« Es klang nicht wie ein Scherz und sollte offenbar auch keiner sein. » Ich hoffe nur, du weißt, was du tust.«
    » Ja, das weiß ich.« Stimmte ja auch, solange sie keinen Außenstehenden Erkärungen liefern musste. » Also, eigentlich wollte ich mit dir über über etwas ganz anderes reden, nämlich über Dad.« Es wollte schon etwas heißen, wenn sie erleichtert darüber war, zur Abwechslung über ihre nicht-existente Beziehung zu ihrem Vater zu reden.
    » Und worüber genau?«, wollte ihre Mutter wissen.
    » Nun, Celia und Douglas sind der Ansicht, dass ich Dad aus dem Weg gehe, weil ich sauer auf ihn bin. Wegen dem, was er damals gesagt hat… Du weißt schon.« Neve konnte den Satz nicht vollenden, aber ihre Mutter nickte und wirkte auch nicht sonderlich überrascht darüber, dass das Thema nun zur Sprache kam.
    » Bist du denn sauer auf ihn?« Es hatte zuweilen auch sein Gutes, dass sich Margaret Slater nicht mit Nettigkeiten aufhielt, sondern gleich zur Sache kam.
    » Ich glaube, am Anfang war ich sauer«, antwortete Neve bedächtig. » Ich dachte, er würde mich hassen. Verabscheuen.« Sie schluckte schwer und spürte, dass sie den Tränen nah war.
    » Dein Vater liebt dich über alles. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben«, stellte ihre Mutter energisch fest. » Ganz unter uns gesagt bist du sein Lieblingskind, und er macht sich heute noch schreckliche Vorwürfe wegen dem, was er damals zu dir gesagt hat. Er würde es zu gern ungeschehen machen.«
    » Aber er hat es nun einmal gesagt, und danach hat er es nie wieder erwähnt. Er hat sich auch nie dafür entschuldigt«, sagte Neve mit erstickter Stimme. » Wenn er es nämlich getan hätte…« Sie brach ab.
    » Ts, ts. Komm her, du Dummerchen.« Mrs Slater tätschelte neben sich auf das Sofa, und Neve erhob sich, obwohl sie mit fünfundzwanzig schon viel zu alt war, um sich an ihre Mutter zu kuscheln und den Kopf an ihre äußerst knochige Schulter zu lehnen. » Du weißt doch, was für ein alter Sturschädel dein Dad ist, schließlich bist du genauso stur wie er. Er hält schon an guten Tagen nichts von Gefühlsduseleien, von Entschuldigungen ganz zu schweigen. Er setzt auf T aten statt Worte.«
    » Deshalb mailt er mir ständig und fragt, ob in meiner Wohnung etwas repariert werden muss?«, schniefte Neve und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
    » Erinnerst du dich an den fürchterlichen Streit, den wir mal auf dem Rückweg aus Brent Cross hatten? Ich hatte ihm gesagt, dass er falsch abgebogen war, aber er wollte mir nicht glauben, und dann standen wir eine Ewigkeit in Neasden im Stau, und er war viel zu beschäftigt damit, mich anzubrüllen, um auf den Verkehr zu achten…«
    » Und dann ist er auf das Zivilauto eines Polizisten aufgefahren, ich weiß. Was hat das damit zu tun?«
    » Er hat sich nie bei mir entschuldigt, aber ein paar Monate später habe ich die neue Küche bekommen, um die ich jahrelang gebettelt hatte«, sagte ihre Mutter zärtlich.
    » Schon möglich, dass es ihm leidtut, aber gesagt hat er es trotzdem. ›Ich kann deinen Anblick kaum mehr ertragen.‹« Diesmal brach es förmlich aus ihr heraus; von der Emotionslosigkeit, mit der sie es neulich Max erzählt hatte, keine Spur. Ihre Mutter streichelte ihr übers Haar und gab beruhigende Laute von sich, bis sich Neve wieder gefangen hatte und sich mühsam aufrichtete.
    » Na, besser?«, fragte ihre Mutter und rieb ihr den Rücken. » Er war betrunken und sauer auf Celia und Douglas, aber nicht auf dich, Neve. Und er hätte nie so mit dir sprechen dürfen, aber er war schrecklich in Sorge um dich. Das waren wir beide. Wir hätten dringend ein ernstes Wort mit dir reden müssen, damit du mal ein paar Pfund abnimmst. Beim Treppensteigen hast du geklungen wie eine Dampflok.«
    » Das ist es ja, Ma. Er musste es sagen, und ich musste es hören, um endlich zu begreifen,

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