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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Untertreibung des Jahrhunderts, befand Neve, als sie sich beim Zähneputzen im Spiegel sah. Das Duttkissen lugte zwischen den Haaren hervor, die ihr strähnig vom Kopf hingen, ihr Augen-Make-up war total verschmiert, und ihre Wangen zierten zwei eingetrocknete schwarze Rinnsale, in die sich um den Mund herum die Überbleibsel ihres roten Lippenstifts mischten.
    Nachdem sie geduscht hatte, ging es ihr tatsächlich viel besser, und sie sah auch besser aus, bis auf die Schatten um ihre blutunterlaufenen Augen und zahlreiche geplatzte Äderchen– eine Folge des heftigen Erbrechens.
    » Die Leute werden denken, ich hätte dich verprügelt«, stellte Max fest, als sie, in einen flauschigen Bademantel gehüllt und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf, aus dem Bad kam. » Du brauchst einen richtig guten Abdeckstift.«
    » Nur für den Fall, dass du es vorhin nicht gehört hast: Ich trinke nie, nie wieder Alkohol.« Sie zog die Nase hoch und schenkte sich Tee ein, ließ vorerst jedoch die Finger vom Toast– für feste Nahrung war sie noch nicht bereit. » Aber danke für deine Fürsorglichkeit.«
    Sie setzte sich neben ihm auf das Sofa und ließ erneut etwas ungläubig den Blick über seine Erscheinung gleiten. Es war keine optische Täuschung– er trug tatsächlich einen Anzug. » Du siehst richtig schnieke aus.«
    » Schnieke?« Max hätte beinahe einen Mundvoll Toast mit Marmelade ausgespuckt. » Und du bist echt einzigartig. Immer wieder verwendest du Wörter, die ich bis jetzt nur aus Büchern kannte.«
    Neve nahm mit beiden Händen ihre Tasse und nippte vorsichtig an ihrem Tee. Er schmeckte göttlich, und als Max den Arm um sie legte und sie sich an ihn kuschelte, den Kopf an seiner Schulter, da wusste sie, dass ihr Kater vergehen und sie den Tag überstehen würde. Und dass sie möglicherweise sogar in der Lage sein würde, auf den Hochzeitsfotos zu lächeln.
    » Ich will, dass du zumindest eine Scheibe Toast isst, und dann wird es Zeit für die Kriegsbemalung. Mandy bringt dich um, wenn du auf den Fotos so käsebleich bist«, murmelte Max, als hätte er ihre Gedanken gelesen. » Außerdem musst du geistig fit sein, damit wir über die anderen Gäste herziehen können.«
    Neve freute sich auf die Hochzeit, selbst in ihrem angeschlagenen Zustand. Nicht nur, weil es jede Menge Gelegenheiten geben würde, berühmte Leute schamlos anzustarren (ihre neuen besten Freundinnen hatten versprochen, sie auf alle anwesenden Prominenten aufmerksam zu machen), sondern auch, weil sie es kaum erwarten konnte, den Tag mit Max zu verbringen. Er war sagenhaft gut gelaunt, und es war immer ein Heidenspaß, wenn Max sagenhaft gut gelaunt war und mit diesem Funkeln in den Augen seine Witze riss.
    » Du bist viel besser im Herziehen als ich«, sagte Neve.
    Er deutete eine Verbeugung an. » Du hast in puncto Spotten und Sticheln aber auch so einiges drauf. Und jetzt sei ein braves Mädchen und iss deinen Toast.«
    Sie hatte gerade die Hälfte der trockenen Brotscheibe heruntergewürgt, da klingelte Max’ Handy.
    » Das ist Bill«, sagte er mit einem Blick auf das Display. » Wahrscheinlich will er wissen, ob wir Kelly gesehen haben. Weiß der Himmel, wann die gestern nach Hause gekommen ist.«
    Neve wusste noch, dass Kelly in der Karaoke-Bar mehrere Tequilas gekippt hatte, aber dann… Sie hob die Augenbrauen, und Max ging grinsend ans Telefon.
    » Tag, Bill! Wie geht’s dem Brautvater heute Morgen?«, fragte er gut gelaunt. » Schöner Tag für eine WA …weiße Hochzeit.«
    Da Neve noch immer an Max gelehnt dasaß, spürte sie genau, wie er plötzlich den gesamten Körper anspannte, ehe er sagte: » Oh. Verstehe. Ja, das klingt in der Tat nach einem Problem.«
    Da sie nicht lauschen wollte, erhob sie sich, um ihr Outfit für die Hochzeit zusammenzusuchen, während sie lustlos auf ihrem Toast herumkaute. Hoffentlich hatten sich die frittierten Hühnchenteile nicht direkt auf ihren Hüften breitgemacht.
    » Nein, schon okay, natürlich verstehe ich das«, sagte Max in einem gezwungenen, gepressten Tonfall, der darauf schließen ließ, dass das, worum es ging, ganz und gar nicht okay war. » Naja, als Erstes solltest du Mandy sagen, dass sie aufhören soll zu weinen. Es ist nicht das Ende der Welt, und sie wird sich grün und blau ärgern, wenn sie in zwanzig Jahren ihre Hochzeitsfotos ansieht und darauf Kaninchenaugen hat.«
    Neve spähte zu Max hinüber. Er saß mit zutiefst unglücklicher Miene zusammengesunken auf dem Sofa, die

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