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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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mit einem Anflug von Gereiztheit.
    » Ja– Jacob Morrison, der nach seinem Studium in Cambridge im Archiv gejobbt hat und jetzt im Kuratorium sitzt.« Neve zuckte die Achseln. » Vielleicht wird ja auch gar nichts daraus, aber…«
    » Das ist doch toll. Ich freue mich für dich. Ich war nur etwas überrascht.« William schluckte schwer, als müsste er seinen Ärger und seine Enttäuschung überwinden, doch dann schenkte er ihr eines dieser Lächeln, für die sie in Oxford gelebt hatte. » Meinen Glückwunsch.«
    » Es tut mir leid.« Jetzt war sie es, die seine Hand ergriff. » Ich wollte dich nicht so damit überfallen. Eigentlich wollte ich es dir schreiben, aber ich war in den letzten Wochen ja nicht besonders kommunikativ…«
    » Ja, es klang, als wärst du sehr beschäftigt gewesen.« Er verschränkte die Finger mit den ihren, und Neve empfand nur Traurigkeit darüber, dass sie so viel Zeit darauf verschwendet hatte, einen Mann zu lieben, der nur in ihrem Kopf existiert hatte. » Aber du lässt mich doch nicht ernsthaft allein in die Wildnis von Warwickshire ziehen, oder?«
    Sie diskutierten die Angelegenheit fast eine Stunde lang, wobei William die Vorzüge der Universität von Warwickshire aufzählte, die wunderschöne Landschaft und die florierende Künstlerszene pries und davon redete, dass er sie dringend brauchte. Nichts davon konnte sie überzeugen.
    Neve versuchte noch immer die schockierende Erkenntnis zu verarbeiten, dass sie William nicht wild und leidenschaftlich liebte, aber selbst wenn sie es täte… » Ich bin ein Stadtmensch. Warwickshire ist auf dem Land, und da tummeln sich eine Menge großer, schwerfälliger Tiere, und ich hasse Gummistiefel.«
    William schenkte ihr erneut sein Lächeln, das mittlerweile beträchtlich an Strahlkraft eingebüßt hatte. » Es würde mich nicht stören, wenn du in deiner Freizeit an deinem Projekt bastelst.«
    Er schien ihr überhaupt nicht zugehört zu haben. Neve musterte ihn mit schmalen Augen und wollte gerade zu einer neuerlichen, weitaus nachdrücklicheren Abfuhr ansetzen, da glitt sein anerkennender Blick über sie. Wollte er ihr damit zu verstehen geben, dass er eine literarische Liaison zum Zwecke der gegenseitigen geistigen Befruchtung anstrebte, nach dem Vorbild von Elizabeth Barrett und Robert Browning oder Scott und Zelda Fitzgerald? Wobei sich diese Konstellation weder für Elizabeth noch für Zelda als sonderlich vorteilhaft entpuppt hatte. » Es tut mir leid, aber ich muss dein großzügiges Angebot leider schweren Herzens ablehnen«, scherzte Neve.
    William runzelte die Stirn. » Hat das vielleicht etwas mit deiner… ähm… Verwandlung zu tun?« Er deutete auf ihren auf die Hälfte geschrumften Körper. » Ich meine, entschuldige meine etwas plumpe Ausdrucksweise, aber hast du das Gefühl, dass du dich jetzt, wo du so aussiehst, intellektuell nicht mehr so ins Zeug legen musst?«
    Neve sah ihm an, dass er seine Worte bereute, sobald er sie ausgesprochen hatte, aber das konnte auch auf ihren bitterbösen Blick zurückzuführen sein. » Also, entschuldige mal!«, fauchte sie, und Douglas und Celia hatten völlig recht mit ihrer Behauptung, dass sie es gar nicht nötig hatte, zu fluchen, weil bei ihr ein » Entschuldige mal!« so klang wie bei anderen ein » Fick dich doch ins Knie!«
    » Du glaubst, ich hätte so viel abgenommen, weil ich meinem überarbeiteten Hirn mal eine kleine Pause gönnen wollte? Wolltest du das damit sagen?«
    Er hob die Hände. » Tut mir leid, das war sehr unglücklich formuliert.« Dann schob er sich die Haare aus der Stirn. » Du kommst also definitiv nicht mit nach Warwickshire?«
    Neve schüttelte stumm den Kopf. Sie war so wütend auf ihn, dass sie es noch nicht wagte, den Mund aufzumachen.
    » Du steckst ja heute voller Überraschungen.« William fummelte an seinem Kragen herum und fühlte sich unter ihrem zornigen Blick sichtlich unwohl in seiner Haut. » Du hast dich verändert, und zwar nicht nur äußerlich.«
    » Du warst drei Jahre weg.« Neve beschloss, ihren Ärger ganz bewusst loszulassen. Er war es nicht wert, und William konnte nichts dafür, dass er ihre Erwartungen nicht erfüllt hatte. Der Mann, dem das gelingen hätte können, musste erst noch geboren werden. So perfekt war nicht einmal der Dalai Lama. Aber sie war ja auch alles andere als perfekt. » Und ich fand nicht alle Veränderungen unbedingt positiv.«
    » Ich glaube, das nennt man Älterwerden.«
    » Egal wie man es nennt, es

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