Was sich kusst das liebt sich
Nachbarskatze sie gebissen hatte. Auf dem » Ich bin eine Göttin«-Workshop hatte sich jede Teilnehmerin einen Ort ausdenken müssen, an dem sie rundum glücklich war, und bei Neve war dieser Ort eine grüne Wiese gewesen, auf der ein Wurf Labradorwelpen umhertollte. Und obwohl sie sonst nicht besonders nah am Wasser gebaut hatte, vergoss sie bei besonders ergreifenden Folgen der Tiersendung It’s Me or the Dog gelegentlich ein paar Tränen.
» Heute führt Keith ein Leben im Luxus«, winkte Max ab und verzog das Gesicht, als wollte er ein Lächeln unterdrücken. » Er ist total verwöhnt.«
Nun musste Neve ihre schlechte Meinung von Max wohl oder übel revidieren. Er konnte kein durch und durch schlechter und oberflächlicher Mensch sein, wenn er die Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernommen hatte, das ihn offenbar heiß und innig liebte, jedenfalls den Geräuschen nach zu urteilen, die unter dem Tisch zu hören waren.
» Er verdient es, verwöhnt zu werden.« Sie bückte sich und gurrte: » Du brauchst viele, viele Streicheleinheiten, nicht? Jaaa…«
Keith hob den Kopf, doch statt wie erwartet die Zähne zu fletschen oder noch weiter nach hinten zu rutschen, beschnüffelte er vorsichtig die Hand, die Neve ihm entgegenstreckte.
» Nicht zu fassen«, murmelte Max.
» Er spürt eben, dass ich ihm nichts Böses will.« Neve kraulte Keith sanft das Kinn. » Du bist ja ein ganz Süßer.«
» Hast du zufällig ein paar Leckerlis im Ärmel versteckt?«
Neve schüttelte den Kopf. » Ich komme eher selten in die Verlegenheit, mich mit verängstigten Hunden anfreunden zu müssen.« Keith schmiegte die Schnauze in ihre Handfläche.
Max runzelte die Stirn. » Normalerweise hasst er fremde Menschen. Du kannst dich sehr geehrt fühlen.«
Das war doch ein ganz gutes Ende für ihr desaströses Date. Neve kramte ihr Portemonnaie aus der Handtasche und hielt nach der Kellnerin Ausschau. » Tja, das war… ähm… interessant, aber ich muss dann mal…«
» Das geht auf mich.« Max streckte den Arm aus und legte die Hand auf ihre kalten Finger, die das Portemonnaie umschlossen. Er fühlte sich erstaunlich warm an. » Deine Hände sind ja eiskalt!«
» Kein Problem«, versicherte ihm Neve und versuchte, ein Schaudern zu unterdrücken, das allerdings nichts mit der Kälte zu tun hatte, sondern mit der Tatsache, dass er jetzt die von Blutbahnen überzogene Unterseite ihres Handgelenks streichelte. » Aber ich sollte mich jetzt trotzdem auf den Weg machen.«
» Bevor du gehst, sollten wir noch darüber reden, was wir bei unserem nächste Date unternehmen«, sagte Max. » Im Victoria & Albert Museum gibt es eine interessante Ausstellung zum Thema Mode und Film.«
» Äh… das nächste Date? Wozu das denn?«, stotterte Neve.
» Naja, wir haben uns heute das dritte Mal getroffen. In meinen Augen ist das der Beginn einer dieser Pfannkuchenbeziehungen, mit denen du dich so gut auskennst. Was guckst du denn so überrascht? Genau deshalb hast du mich doch angerufen, oder nicht?«
Gute Frage. Neve hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte. » Ich weiß auch nicht… Ich…« Sie startete einen neuen Versuch. » Was hast du überhaupt für ein Interesse an einem solchen Arrangement? Und warum ausgerechnet mit mir? Ist es der Reiz des Neuen?«
» Schon möglich, ja.« Max nickte, dann machte er einen Schmollmund. » Du kannst mich ganz offensichtlich nicht leiden, und das ist für mich ein absolutes Novum. Normalerweise sind die Frauen total hingerissen von mir.« Er zwinkerte dreist. » Aber über kurz oder lang wirst auch du meinem Charme erliegen.«
Neve hatte nicht den Mut, ihm zu sagen, dass sie ihn viel sympathischer fände, wenn er nicht ständig so fürchterlich eingebildet daherfaseln würde. Aber ihre Miene sprach wohl Bände, denn Max ließ ihre Hand los und hob den Zeigefinger.
» Du wirst schon sehen. Es ist genau wie damals, als mir alle gesagt haben, ich hätte keine Chance, Madonna für ein Skirt -Cover zu gewinnen. Ich habe ein Jahr lang ihre PR -Schnitte bekniet, und als endlich der Termin für das Interview stand, hieß es, Madonna sei total zickig und ich hätte höchstens zehn Minuten Zeit…« Max grinste triumphierend. » Wir haben zwei Stunden geplaudert, und danach sind wir gemeinsam um die Häuser gezogen. Wenn mich Madonna mag, dann wirst du es auch tun.«
Es war das erste und einzige Mal, dass jemand Neve mit Madonna verglichen hatte, und es fühlte sich seltsam beleidigend
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