Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
Vom Netzwerk:
lächelte in sich hinein. » Und da sind die Zahlen aus dem Ausland noch nicht mit eingerechnet.«
    » Eine Viertelmillion?«, wiederholte Neve entrüstet. Sie konnte nicht anders.
    » Warum verziehst du das Gesicht, als hätte man dich mit dem Kopf voran in ein Abwasserrohr gesteckt?«
    » Naja, ist ja schön, dass du ein Auto bekommen hast und… Tja, ich schätze, das bedeutet immerhin, dass die Leute Bücher kaufen…« Neve zögerte, konnte sich aber einfach nicht zurückhalten. » Aber es beweist auch, was in der Verlagsindustrie alles schiefläuft, wenn eine Viertelmillion Menschen das Buch einer Fußballerfreundin, das sie noch nicht einmal selbst geschrieben hat, kauft und liest. Ein Buch, in dem es um Sex und Shopping geht. Von den meisten Büchern, die für den Orange-Literaturpreis für Frauen nominiert wurden, werden nicht einmal zehntausend Stück verkauft. Das ist doch nicht zu fassen.«
    » Naja, vielleicht liegt es ja daran, dass sie einfach schlecht sind und nur davon handeln, wie furchtbar es ist, eine unterdrückte, Burka tragende Frau im Iran zu sein. Oder von einem jungen Mädchen, das in irgendeinem Nest seine Sexualität entdeckt– zu einer Zeit, als es noch Lebensmittelkarten gab, aber keine Fernseher.«
    Neve verschluckte sich an ihrem Tee und hustete; ein paar Tropfen spritzten auf das Papiertischtuch. » Nenn mir drei Bücher, die im Vorjahr für den Orange-Literaturpreis nominiert waren«, zischte sie und fuhr dann, ohne seine Antwort abzuwarten (denn da hätte sie vermutlich lange warten können), fort: » Ich wette, du kannst noch nicht einmal die Gewinnerin nennen.«
    » Und? Hast du denn inzwischen eines meiner Bücher gelesen?«
    » Eines von Mandy McDonalds Büchern meinst du?«
    » Sie heißt Mandy McIntyre, meine Liebe, aber das kannst du ja nicht wissen, weil du keine Bücher liest, die aus dem 21. Jahrhundert stammen.«
    Neve hatte jede Menge Bücher aus dem 21. Jahrhundert gelesen, auch wenn ihr im Augenblick keines einfallen wollte. » Wenigstens lese ich überhaupt Bücher«, höhnte sie, und das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie mit jemandem in diesem Tonfall geredet hatte, aber Max war mit Abstand der unausstehlichste Mensch, den sie kannte– eingebildet bis dorthinaus und total besessen von seichtem, oberflächlichem Entertainment.
    » Wahrscheinlich arbeitest du deshalb auch in einer verstaubten alten Bücherei, in der sich nur vertrocknete Lesben tummeln, die ihre Wolljäckchen immer bis oben hin zuknöpfen und Agatha Christie lesen und dir auf den Arsch glotzen, wenn du ein Buch aus dem obersten Regal holst«, konterte er, worauf sich Neve erneut verschluckte.
    » Es ist ein Literaturarchiv, und es gibt nichts gegen Wolljäckchen einzuwenden«, zeterte Neve erbost, und ihr war klar, dass das hier nichts zur Sache tat, aber sie fühlte sich eben nur ordentlich angezogen, wenn sie ein Wolljäckchen trug, und weil ihr meist zu kalt war, machte sie normalerweise auch alle Knöpfe zu. » Und was hast du gegen Lesben? Hast du etwa ein Problem mit Homosexuellen?«
    Max schnappte theatralisch nach Luft. » Wie kannst du es wagen?« Es klang übertrieben, aber seiner Miene nach zu urteilen, war er wirklich sauer. » Der Großteil meiner männlichen Freunde ist schwul, und ich stehe total auf Lady Gaga.«
    Neve grunzte spöttisch und wäre wohl auf der Stelle aufgesprungen und wilde Verwünschungen in sich hineinmurmelnd zu Waitrose marschiert, wenn nicht die Kellnerin mit einem voll beladenen Tablett aufgetaucht wäre.
    Die junge Frau wurde mit einem strahlenden Lächeln von Max belohnt, das sie dazu veranlasste, mit den Wimpern zu klimpern und ihm den Busen ins Gesicht zu strecken, während sie ein komplettes englisches Frühstück, ein Körbchen mit Brötchen und eine Kanne Kaffee vor ihm ablud, ehe sie Neve ihren Teller hinstellte.
    Max verteilte Ketchup auf seinem Rührei. » Sie sind meine Rettung, Herzchen. Wenn Sie mich weiter so verwöhnen, werde ich Sie irgendwann heiraten müssen…«
    Die Kellnerin kicherte, obwohl es ganz augenscheinlich nicht ernst gemeint war. Max schaufelte sich bereits Bohnen in Tomatensauce auf ein abgerissenes Stück Toast, während Neve zornig ihren zweiten Handschuh auszog, um sich mit Messer und Gabel über ihren Toast mit Ei herzumachen. Sie hatte schließlich Manieren.
    Allerdings war es schwierig, das Besteck zu halten, wenn einem die Finger vor Kälte blau anliefen. » Warum sitzen wir überhaupt hier draußen?«
    Zu ihrer

Weitere Kostenlose Bücher