Was sich liebt das raecht sich - Roman
Grund, einander nicht zu mögen, oder? Judd hat dieses Foto von Ihnen … ich nehme an, es ist inzwischen ziemlich alt. Ich weiß nicht, was damals zwischen Ihnen beiden war, doch ich bin sicher, dass es irgendeine Verbindung zwischen Ihnen beiden und unseren Familien gibt.«
Tavvy nickte. Kitty tat ihr furchtbar leid. Auch sie war nur ein unschuldiger Bauer in Judds lächerlichem Spiel und hatte diese Rolle sicher nicht verdient. »Irgendwann werde ich Ihnen davon erzählen. Aber erst mal sollten wir
einander etwas kennenlernen. Ich meine, wenn Sie wollen. Lochlin, mein Mann, beharrt darauf, dass sich unsere Familien möglichst voneinander fernhalten, doch es ist schließlich nicht Ihre Schuld, dass Sie in diesen Schlamassel mit hineingezogen worden sind.«
Jetzt nickte Kitty zustimmend, bot ihr einen freien Stuhl neben sich an, und nachdem die anfängliche Verlegenheit verflogen war, plauderten sie, als wären sie die besten Freundinnen der Welt.
Kitty räumte ein, wie einsam sie seit ihrem Umzug aus den Staaten war. »Ich würde mir gern ein Hobby zulegen, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was man hier so alles machen kann.«
Tavvy zog eine Grimasse. »Wenig, außer wenn man mit Mrs Meaden pokern oder mit den älteren Männern aus dem Dorf spazieren gehen will.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Ich fürchte, Meadowbank ist nicht gerade aufregend. « Das war es zuletzt gewesen, ehe Judd gegangen war, dachte sie voller Verbitterung, setzte dann allerdings wieder ein Lächeln auf. »Ich habe diesen gemeinnützigen Verein, die Arche Noah . Ich habe ihn vor Jahren mit einem Teil des Geldes, das ich für einen meiner Songs bekommen habe, ins Leben gerufen, weil ich schon immer eine echte Tiernärrin war.«
»Oh, das bin ich auch. Drüben in L. A. habe ich mir immer einen Hund gewünscht, doch Judd wollte nichts davon hören«, gab Kitty wehmütig zu. »Das ist etwas, was ich an England liebe. All die Tiere – die Kühe auf den Feldern und die Tatsache, dass jeder Katzen und Hunde hat.« Sie lächelte. »Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Judd jemals einen Hund in seinem Haus willkommen heißt. Stellen Sie sich vor, er würde seine teuren Antiquitäten anpinkeln oder in den Pool springen – das wäre wirklich grauenhaft.«
Bei der Erwähnung des Schwimmbads erschauderte Tavvy leicht. Dann riss sie sich zusammen und sah Kitty wieder an. »Die Arbeit mit der Arche Noah wächst mir langsam, aber sicher über den Kopf. Wir haben so viele Pferde aufgenommen, dass wir zusätzliche Ställe bauen müssen, doch vor allem bräuchten wir noch zusätzliche Helfer. Als gemeinnütziger Verein können wir die Arbeit nicht bezahlen, aber leider ist das Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit bei den meisten Menschen nicht besonders ausgeprägt.«
»Mir macht es nichts aus, ohne Bezahlung zu arbeiten«, bot Kitty ihr spontan ihre Unterstützung an, als sie allerdings Tavvys Miene sah, schränkte sie eilig ein: »Oh, ich schätze, es ist unvorstellbar, dass eine Harrington mit Ihnen zusammenarbeitet.« Sie schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, das verstehe ich. Judd hat uns ebenfalls befohlen, uns von Ihrer Familie fernzuhalten. Ich hätte also besser nichts gesagt.«
Tavvy trank einen Schluck Champagner und dachte eilig nach. In vielerlei Hinsicht wäre es perfekt. Kitty hatte jede Menge Zeit und war bereit, umsonst zu arbeiten. Dann hätte sie etwas zu tun, etwas, wofür sie sich engagieren könnte, und Tavvy hätte endlich Zeit, um die Pläne für den Umbau der Scheune zu entwickeln. Doch was war mit Lochlin? Er würde wahrscheinlich völlig ausrasten, wenn er erführe, dass Judds Frau auf seinem Anwesen beschäftigt war. Aber … musste er es denn erfahren?
Sie knabberte schuldbewusst an ihren Nägeln, denn sie hatte das Gefühl, als ob sie ihrem Mann von Woche zu Woche mehr Dinge verschwieg – dass sie wieder Lieder schrieb, dass Caitie zusammen mit Elliot in einem Theaterstück auftreten würde und dass jetzt vielleicht auch noch Judds Frau ihr mit den Tieren half! Wie zwei Stücke Treibholz bewegten Lochlin und sie sich immer weiter
auseinander. Früher hatten sie alles miteinander geteilt, und es war ein seltsames Gefühl, dass sie plötzlich nicht mehr offen mit ihm sprach. Unglücklich gestand sich Tavvy ein, dass Lochlin ihr einfach nicht mehr zu trauen schien.
»Warum kommen Sie nicht einfach irgendwann mal rüber und sehen sich alles an?«, schlug sie Kitty vor. »Dann können Sie noch immer
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