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Was sich liebt das raecht sich - Roman

Was sich liebt das raecht sich - Roman

Titel: Was sich liebt das raecht sich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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gekommen war. Sie trug einen todschicken, leuchtend roten Catsuit und hochhackige schwarze Stiefel und konnte es kaum erwarten, endlich aller Welt zu zeigen, dass sie wirklich Talent besaß. Ein selbstzufriedenes Lächeln umspielte ihren Mund. Obwohl ihr Vater ihr mit all seinen Kontakten in der Branche
sicherlich geholfen hatte, war doch jeder seines eigenen Glückes Schmied, und sie war sich völlig sicher, dass sie einzig, weil sie über Jahre hinweg alles für die Erfüllung ihres größten Traumes getan hatte, jetzt hier oben stand.
    »Bist du sicher, dass du nicht doch lieber zum Playbacksingen willst?«, fragte Darcy sie mit müder Stimme.
    »Nie im Leben.« Savannah war von Darcys Aussehen schockiert. Von dem leuchtend roten Lippenstift, den sie sonst immer trug, war nichts zu sehen, sie wirkte ungewöhnlich bleich und hatte ihr normalerweise weich schimmerndes zimtfarbenes Haar zu einem strengen Knoten aufgesteckt. Savannah hatte keine Ahnung, wann Darcy so viel Gewicht verloren hatte, aber durch das enge schwarze Kleid wurden ihre zarten Gliedmaßen und ihre eingefallenen Wangen noch betont.
    »Meinetwegen. Deine Entscheidung«, stellte die PR-Beraterin mit einem gleichmütigen Schulterzucken fest, und Savannah runzelte die Stirn. Bisher hatte Darcy alles darangesetzt, dass ihr erster großer Auftritt möglichst gut verlief. Von der Beleuchtung bis hin zur Reihenfolge ihrer Lieder hatte sie sich unermüdlich mit jedem noch so winzigen Aspekt der Show auseinandergesetzt, und auch wenn Savannah ihre Tipps bezüglich ihres Images in den Wind geschlagen hatte, hatte Darcys sorgfältige Planung des Events insgeheim Eindruck auf sie gemacht. Deshalb war sie überrascht, weil es mit einem Mal so wirkte, als wäre Darcy am liebsten gar nicht hier. Savannah fragte sich, ob Darcy vielleicht krank war, dann entdeckte sie allerdings den blauen Fleck auf ihrer Schulter und kam zu dem Schluss, dass sie vielleicht aus einem völlig anderen Grund derart apathisch war.
    »In einer Minute bist du dran«, schnauzte Darcy sie in diesem Augenblick an und zerrte den Ärmel ihres Kleids
über den blauen Fleck. Sie hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen, wusste aber, sie musste heute Abend selbstbewusst und möglichst professionell aussehen. Es war ein unendlich wichtiger Auftritt für Savannah, und wenn irgendetwas schiefging, ließe Judd den Zorn darüber ganz bestimmt nicht an der Tochter aus. Sie atmete tief ein und wandte sich wieder dem Mädchen zu. »Ich hoffe nur, du hast, verdammt noch mal, genug geübt.«
    »Natürlich habe ich, verdammt noch mal, genug geübt«, gab Savannah, erleichtert, da Darcy offenbar wieder die Alte war, schnippisch zurück. Sie warf sich das lange dunkelrote Haar über die Schulter und machte ein möglichst arrogantes Gesicht. »Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen. Ich bin schon seit einer Ewigkeit für diesen Augenblick bereit.«
    Darcy zog die Brauen hoch. »Gut. Dann geh raus und zeig, dass du es kannst. Auf geht’s.« Sie versetzte dem Mädchen einen Stoß und sah noch mal auf ihrer Liste nach, um sich zu vergewissern, dass alles wie am Schnürchen lief.
    Froh, dass die Vorhänge noch unten waren, trat Savannah auf die Bühne. Während ihr Magen Purzelbäume schlug, baute sie sich mit dem Rücken Richtung Vorhang auf und reckte kess ihr Hinterteil. Der hinten bis zum Steißbein ausgeschnittene Catsuit saß wie eine zweite Haut, weshalb sie einen wahrhaft dynamischen Anblick bot. Ihr Song Kiss Me Like You Mean It war ein eingängiges Lied im Stil von Kylie Minogue, mit dem sich sicher bei all den großen Tieren aus der Branche, die zu dem Konzert gekommen waren, sicher jede Menge Eindruck schinden ließ.
    Während sie darauf wartete, dass die Musik erklang, hing Savannah wunderbaren Träume von der Zukunft nach. Wenn sie es schaffte, diesen Auftritt ohne größere
Probleme durchzuziehen, würde ihr Name in der Popwelt bald in aller Munde sein. Ihre alten New Yorker Freundinnen würden riesige Plakate von ihr sehen, und sie würde von den Medien hofiert. Savannah war derart darin vertieft, sich auf den Augenblick des Ruhms zu freuen, dass sie erschrocken zusammenfuhr, als die Musik begann.
    Zu ihrem Entsetzen verpasste sie tatsächlich ihren Einsatz, und statt wie geplant mit einer komplizierten Kombination aus Handstand und Spagat fing sie mit einer lahmen Drehung an, die sie in die falsche Richtung über die Bühne stolpern ließ, weshalb ihr auch der nächste Schritt misslang.

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