Was sich liebt das raecht sich - Roman
Tränenstrom über die Wangen rann. Sie vernahm draußen ein Geräusch und hoffte bei Gott, dass es nicht der Gerichtsvollzieher war.
Plötzlich machte jemand Licht, und sie zuckte zusammen und traute ihren Augen nicht, als sie einen Mann mit breiten Schultern sowie einem dichten, dunklen Haarschopf im Türrahmen stehen sah.
»Lochlin?«, wisperte sie.
»Ich fürchte, da war der Wunsch der Vater des Gedankens«, antwortete Shay mit einem müden Lächeln und betrat das Büro. Er sah all die Ausdrucke und Akten auf
dem Schreibtisch, woraufhin er sich nachdenklich am Kopf kratzte. »Was zum Teufel machst du hier?«
Tavvy stöhnte. »Wenn ich das nur wüsste. Inzwischen ist mir klar, dass ich jede Menge von Musik verstehe, aber keinen blassen Schimmer davon habe, wie ein solches Unternehmen läuft.«
»Da hast du Glück, denn ich weiß es genau.« Er nahm ihr sanft ein paar Papiere aus der Hand, zog sie aus dem Sessel und wies sie entschieden an: »Also überlässt du den Computer besser mir, fährst endlich nach Hause und tust, was du am besten kannst.«
»Und das wäre?«, fragte Tavvy ihn verständnislos.
Shay starrte bereits auf den Bildschirm und gab irgendwelche Dinge in den Computer ein. »Nun, als Erstes brauchst du ein paar Stunden Schlaf und eine heiße Dusche. Aber danach, wenn du bereit bist, schreibst du bitte ein paar neue Songs.«
»Neue Songs?«
»Für Iris’ Album«, klärte er sie geistesabwesend auf, machte eine kurze Pause, gab das Passwort »Dreifaltigkeit« in das dafür vorgesehene Kästchen ein und lächelte zufrieden, als eine Datei mit Geheiminformationen auf dem Bildschirm erschien. Er kannte seinen Vater wirklich gut: Lochlin hatte seine Kinder immer die »Dreifaltigkeit« genannt. In Höchstgeschwindigkeit ging er die Daten durch und atmete tief durch, als ihm bewusst wurde, wie schlecht es um die Firma stand.
»Dann hast du also mit Iris gesprochen?« Tavvy war so müde, dass sie die Befürchtung hatte, sie könnte jeden Augenblick einfach in Ohnmacht fallen.
Shay schüttelte erbost den Kopf. »Noch nicht, aber wenn ich mit ihr spreche, kriegt sie was von mir zu hören, weil sie etwas mit diesem Typen angefangen hat, und dann setze ich sie in den nächsten Flieger und hole sie
heim. Damit sie einen Vertrag mit Shamrock unterschreibt. «
Tavvy hatte das Gefühl, als trügen ihre Beine sie nicht mehr. »Aber … was ist mit diesem Deal mit Jett?«
Shay schnappte sich einen Stift und kritzelte Zahlen auf einen Block. »Ich habe mich ein bisschen umgehört und weiß, dass das totaler Blödsinn ist. Ich habe Pia Jordan angerufen, und wir hatten ein ausnehmend interessantes Gespräch. Inzwischen gehen Judd und sie getrennte Wege, und sie meint, wenn Iris einen Vertrag mit diesem Typen unterschrieben hätte, wäre sie äußerst überrascht.«
»Aber in dem Artikel stand …«
»Pia geht davon aus, dass Ace seinem Vater gegenüber nur behauptet hat, Iris würde den Vertrag mit seinem Laden unterschreiben, damit er endlich Ruhe gibt, und Judd hätte diese Information vorschnell an die Presse durchsickern lassen.« Er fuhr sich müde mit der Hand durch das Gesicht. Er hatte den ganzen Abend am Telefon gehangen, bevor er in die Stadt gefahren war, und war vor lauter Angst um seinen Vater richtiggehend krank.
»Wie konnte Judd so etwas tun?«, wollte Tavvy mit erstickter Stimme wissen. »Er muss doch gewusst haben, wie sehr das Lochlin treffen würde.«
»Meiner Meinung nach hat er es gerade deswegen getan. « Shay machte ein grimmiges Gesicht. »Wir hätten es nicht glauben sollen, Mum. Ich hätte es nicht glauben sollen. Iris würde nie im Leben woanders als bei Shamrock unterschreiben, selbst wenn sie total in diesen schwachsinnigen Rennfahrer verschossen ist.« Er stützte seine Ellenbogen auf der Schreibtischplatte ab und beugte sich ein wenig vor. »Hör zu, Mum, was habt Dad und du für ein Problem mit diesem Kerl? Es wäre mir wirklich eine Hilfe, wenn du mir das sagen könntest, denn schließlich möchte ich versuchen zu retten, was zu retten ist.«
Tavvy ließ sich auf ein Sofa sinken und schloss die Augen. »Wir hätten es euch sofort erzählen sollen, aber Lochlin wollte euch beschützen … oh, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Lass es mich so sagen: In meiner Zeit als Sängerin fanden ständig irgendwelche wilden Partys statt. Auf einer dieser Partys begegnete ich Judd, und wir … wir fingen etwas miteinander an.« Die Erinnerung ließ sie erschaudern, aber trotzdem
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