Was sich liebt das raecht sich - Roman
ihn mehr kostete, als sich mit ihr verdienen ließ. Aber schließlich hatte er Charlie auch nie seines Talents wegen engagiert, sondern einfach Shamrock, das hieß Lochlin Maguire, einen Künstler – und einen angeblich loyalen Freund – abspenstig gemacht.
Darcy, die Judd zuliebe einen extrakurzen Rock und keine Unterwäsche trug, schlug die Beine unter dem Glastisch übereinander und bedachte Charlie mit einem kühlen Blick. »Wir glauben, dass der Verkauf von Alben Ihre Stärke ist. Das und Ihre treue Fangemeinde.«
Charlie sah etwas besänftigt aus und fuhr sich mit einem scharlachroten Taschentuch über die schweißbedeckte Stirn. Solange sie kein neues Greatest-Hits-Album vorschlugen, würde er für alles offen sein.
»Deshalb haben wir ein weiteres Greatest-Hits-Album geplant«, erklärte Darcy ohne allzu große Begeisterung.
Charlies Optimismus schwand.
»Genau«, bestätigte Judd so wichtigtuerisch, als böten sie Charlie die Chance seines Lebens an. »Natürlich in einer neuen Aufmachung mit viel jüngeren Vibes und ein paar hippen neuen Grafiken. Vielleicht packen wir auch noch ein paar Remixes dazu, wer weiß? Etwas Frisches, aber mit jeder Menge des alten Charlie Valentine für all seine ergebenen Fans.« Er machte seine Manschettenknöpfe zu. Er hatte Charlie sein bestes Angebot gemacht. Der Kerl stand ganz unten auf der Liste seiner Künstler, und, ehrlich gesagt, sollte er sich über seinen Vorschlag freuen. Mit eingekniffenem Schwanz zu Lochlin zurückzukehren, ließe sein Stolz ja bestimmt nicht zu.
Charlie wurde klar, dass ihm ein Riesenfehler unterlaufen
war. Lochlin hatte keine neuen Ideen für ihn gehabt, aber wenigstens hatte er ihm auch nicht etwas derart Absurdes vorgeschlagen wie ein weiteres Album mit seinen größten Hits. Jüngere Vibes, hippe neue Grafiken? Wenn er es nicht bereits war, wäre er eine totale Witzfigur, bis Judd mit ihm fertig war.
»Ähm … sind Sie wirklich überzeugt davon, dass das das Beste ist?«, warf er vorsichtig ein. »Ich bin mir nicht sicher, ob die momentane Marktsituation dafür geeignet ist…«
»Es ist das beste Angebot, das ich Ihnen machen kann«, gab Judd boshaft zurück.
Darcy empfand einen Hauch von Mitgefühl mit dem armen Kerl. Natürlich war ein weiteres Greatest-Hits-Album eine idiotische Idee! Dadurch würde Charlies Karriere der endgültige Todesstoß versetzt, doch Darcy wusste, dass das Judd vollkommen schnuppe war. Sie sah ihn von der Seite an, und wieder wogte das vertraute Verlangen in ihr auf. Er übte eine seltsame sexuelle Macht über sie aus – als wäre ihm bewusst, dass der Sex mit ihm umwerfend war und sie sich selbst dann nicht von ihm hätte fernhalten können, hätte sie es gewollt.
Darcy erschauderte. Sie konnte es kaum noch erwarten, dass Charlie endlich ging. So gut, wie sie Judd – zumindest in sexueller Hinsicht – kannte, wusste sie genau, in dem Moment, in dem der andere den Raum verließe, risse er ihr den Rock über die Hüften und dränge mit seinen harten Fingern in sie ein. Ebenso war ihr bewusst, dass sie davon gleichermaßen abgestoßen wie angezogen würde, aber wie ein Junkie, den es nach dem nächsten Schuss verlangte, käme sie immer wieder zu dem Kerl zurück.
Judd schien ihre Gedanken zu lesen, denn er warf einen vielsagenden Blick in ihre Richtung und drehte seinen goldenen Stift auf eine Weise zwischen seinen Fingern, die
aus irgendeinem Grund anzüglich war. »Ich glaube, wir sind fertig, oder?«, meinte er, ohne Charlie auch nur anzusehen.
Mit dem Gefühl, als wäre er ein kleiner Junge und als hätte der Direktor seiner Schule ihn nach einer Strafpredigt entlassen, verließ Charlie so würdevoll, wie es seine engen Jeans erlaubten, das Büro.
Judd schwang sich auf seinem Stuhl herum und machte bereits den Reißverschluss von seiner Hose auf.
Darcy bebte vor Erregung und spreizte ihre Beine, sodass Judd durch den Glastisch alles sah. Dann fuhren sie jedoch beide erschrocken zusammen, als plötzlich jemand mit langem dunkelrotem Haar durch die Tür geschossen kam.
Eine aufgeregte Heidi kam mit rosigen Wangen hinterher.
Eilig presste Darcy ihre Beine wieder zusammen.
»Es tut mir furchtbar leid, Mr Harrington, ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber sie hat ein Nein einfach nicht akzeptiert …«
Judd machte seine Hose wieder zu und rückte seinen gelben Schlips zurecht. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Heidi.« Er starrte den Eindringling an, denn es interessierte ihn,
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