Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Gleiche im untersten Regal, und eine Weile arbeiteten sie kameradschaftlich zusammen.
»Meine Hände tun weh«, beschwerte sie sich nach vierzig Minuten und legte die Bücher weg, die sie hielt. »Ich schätze, ich werde alt.«
Luke ließ sich seine Sorge nicht anmerken. Es war das erste Mal, seit er sie kannte, dass seine Tante zugab, Schmerzen zu haben. Für den Rest des Nachmittags durchsuchte er die Bibliothek alleine - und beschloss nach einer Weile, dass er genauso gut auf den Büchern Staub putzen konnte, wo er schon mal dabei war. Auch den nächsten Tag verbrachte er damit, arbeitete stumpfsinnig vor sich hin, zog Bücher heraus, sah dahinter, wischte Staub und stellte sie wieder auf die Regale. Gegen Mittag am Donnerstag hatte er alle Bücher im Zimmer abgewischt und nichts hinter ihnen gefunden als Staub. Er machte weiter mit dem abgeschlossenen und lange vernachlässigten östlichen Anbau, saugte Staub und putzte. Er suchte in jeder Nische und jedem Winkel, unter jedem Kissen, in jeder Schublade. Endlich ging er mit leeren Händen, voller Dreck und mit schmerzenden Gliedern ins Badezimmer des zweiten Stocks. Als er aus dem schwarzen Badewasser stieg, spielte es für ihn nicht länger eine Rolle, ob Abigails Schatz existierte oder nicht. Sie glaubte daran, und er würde weiter danach suchen. Es war der einzige Wunsch, dessen Erfüllung noch in seiner Macht stand.
Der Bildschirm in dem dunklen Zimmer flackerte. Peggy sah angestrengt darauf und versuchte, nicht zu blinzeln. War das normal - ein sich bewegendes, körniges Muster; Schnee vor Schwärze?
»Ich sehe nichts«, sagte Josh neben ihr, aber genau in diesem Moment erschien ein schwärzerer Fleck.
»Das ist Ihre Gebärmutter.« Bex' Frauenärztin winkte mit ihrer freien Hand vor dem runden schwarzen Fleck auf dem Ultraschallmonitor. »Und ... warten Sie ...«
Von der Liege aus, wo sie ab der Hüfte unter einem rosa Tuch lag, reckte Bex den Hals. Josh umfasste den Fuß seiner Frau und drückte ihn.
»Da ist Embryo A!« Die Ärztin winkte erneut mit der Hand. »Und ... gut ... wir haben einen Herzschlag ... schön kräftig. Sehen Sie das Flackern, Josh?«
»Vielleicht«, meinte Josh.
»Ich schon. Schön kräftig!«, wiederholte Bex.
Peggy konnte eine verschwommene, funkelnde Masse erkennen, sonst nichts, aber sie wollte gerne glauben, was die Ärztin sagte.
»Warten Sie ...« Der Gesichtsausdruck der Ärztin wurde ernst, und Peggys Herz zog sich zusammen, während sie sich auf schlechte Nachrichten gefasst machte.
»Da ist Embryo B. Sieht aus, als würden Sie Zwillinge bekommen!«
In der U-Bahn auf dem Weg nach Hause saßen Peggy und Josh auf jeder Seite neben Bex. Sie sprachen lange nicht; Peggy nahm an, dass ihre Freunde schockiert waren. Es war eine Sache, über die Möglichkeit nachzudenken, mehr als ein Baby zu bekommen. Und etwas ganz anderes, mit der Realität konfrontiert zu sein.
Der Zug hielt am Columbus Circle, und noch mehr Fahrgäste drängten herein. Eine Frau und ein Junge quetschten sich auf die Bank neben Peggy. Der Junge lehnte den Kopf gegen die Schulter seiner Mutter. »Mommy. Mommy. Weißt du, wer die Göttin des Heims und der Familie ist?« Sein Lächeln war ein Versatz aus Milchzähnen und bleibenden Zähnen. »Hestia.«
Seine Mutter drückte ihn an sich. »Ist sie sterblich oder unsterblich?«
»Wir müssen uns eine Wohnung kaufen.« Josh sprach als Erster. »Wir können die Zwillinge nicht in zwei Wohnungen über den Flur großziehen. Wir müssen vierundzwanzig Stunden am Tag zusammenarbeiten, sieben Tage die Woche, und unsere Wohnungen sind beide nicht groß genug für vier ...« Er hörte auf zu reden; Bex weinte. »Komm schon, Bexie, so schlimm wird es nicht. Ich verspreche, dass ich ordentlicher werde ...«
»Weißt du die Namen aller neun Musen?«, fragte der Junge seine Mutter.
»Weißt du sie?«, gab sie zurück.
»Nein, aber ich weiß, was sie tun, zumindest bei den meisten. Es gibt eine für Musik, eine fürs Theater, und dann gibt es noch eine für Geschichte. Das sind die Göttinnen der Hobbys.«
Peggy tätschelte Bex' Hand. »Ihr könnt euch das bestimmt leisten. Es muss eine Wohnung in New York geben, die nicht zig Millionen Dollar kostet.« Ihr wurde klar, dass sie Bex und Josh eine Anzahlung hätte leihen können, wenn sie es mit Luke weiter ausgehalten hätte.
»Außer die für Geschichte. Geschichte ist kein richtiges Hobby«, fuhr der Junge fort.
»Das ist es nicht ...« Bex holte ein
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