Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Dunkelheit und lauschte angestrengt auf das Geräusch. Sie hörte nichts. Sie hatte geträumt. Der Schlaf übermannte sie erneut, und sie schloss die Augen wieder.
Da war es - ein entferntes, zischendes Flüstern. Ein sprechender Geist. Ein Ding in ihrem Zimmer.
Sie hätte das Licht anknipsen sollen, um ihn auf frischer Tat zu ertappen, aber dafür hätte sie aufstehen und die Füße auf den Boden stellen müssen, wo das Ding ihre Knöchel umfassen und sie unter das Bett ziehen konnte. Sei keine Närrin. Steh auf und mach das Licht an. Sie streckte einen Fuß unter der Decke hervor.
Moment - was war das schon wieder?
Peggy zog den Fuß zurück und riss ihre nutzlosen Augen weit auf. Es konnte ein Einbrecher sein. Wer wusste schon, ob Luke die Haustür wirklich abgeschlossen hatte. Als sie ihr Gepäck holten und sie ihren Wagen abschloss, hatte er sie angesehen und genau wie seine Großtante gemeint: »Das hier ist nicht New York City.«
Im Zimmer war es eiskalt. Wenn das Licht an war, dann konnte sie vermutlich ihren Atem sehen - ein schnelles, flaches Keuchen, das sie verzweifelt unterdrücken wollte. Sie lauschte anspannt, während sie schweigend die Sekunden bis sechzig zählte. Sie zählte noch einmal sechzig Sekunden und dann noch mal. Sicher hätte sich das Ding, wenn es ein Einbrecher oder ein Mörder war, inzwischen bemerkbar gemacht. Zähl noch fünf Minuten, und wenn nichts passiert, dann hast du es dir eingebildet. Einundzwanzig, zweiundzwanzig ...
Aber die Zahlen verschwammen ineinander, und sie war wieder zurück in Manhattan, vor Brattie's Sportkneipe auf der Amsterdam Avenue, an der sie an jenem regnerischen Novembernachmittag vorbeigegangen war, an dem sie Brock kennengelernt hatte. Und dann war sie bei ihrem ersten Date im Undine's, spürte den warmen festen Druck von Brocks Hand in ihrem Rücken, während dieser sie zum Tisch führte und sie so ihre Nervosität vergessen ließ. Sie dachte an die Hochzeit, die sie haben würden, wenn sie das Geld dafür bekam, dass sie es bis zum nächsten sechsundzwanzigsten September in diesem fremden, kalten Haus mit einem Mann aushielt, den sie nicht kannte und nicht besonders mochte. Das hier war der Deal, den sie eingegangen war. Sie zog die hässliche Decke bis zum Kinn. Ein Wochenende vorbei, dachte sie. Bleiben nur noch ungefähr vier Dutzend.
Es war kein Geräusch, das Luke weckte; es war die Art des Lichts. Die Nächte in New Nineveh waren schwarz, vor allem, wenn der Mond nicht schien, aber heute Abend wurde die Dunkelheit vor dem Fenster künstlich erhellt, als wäre unter den Bäumen entlang des Bürgersteigs plötzlich eine Straßenlaterne aus New York City angegangen. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Unter ihm fiel Licht in den Garten, das, wie er wusste, aus dem Fenster des Damensalons kommen musste. Das war schon komisch; er war als Letzter ins Bett gegangen, und das Haus war dunkel gewesen.
Er schlich die Treppe hinunter.
Das Licht im gesamten Erdgeschoss brannte. Luke ging in die leeren Räume und schaltete die Lampen wieder aus. Er wusste, dass seine Großtante sie aus rätselhaften Gründen angemacht hatte. Er rief leise ihren Namen und suchte nach ihr, bis er schließlich in die Bibliothek kam.
Sie war durchwühlt worden. Sachen aus Schubladen lagen überall verteilt. Bücher waren aus den Regalen auf die Stühle und den Teppich geworfen worden. Mitten im Chaos stand Abigail barfuß in ihrem Flanell-Nachthemd. »Weg!«, jammerte sie. »Ich habe es verloren!«
Luke schüttelte die letzte Müdigkeit ab. »Es ist zwei Uhr morgens. Hier ist es eiskalt. Wo sind dein Morgenmantel und deine Pantoffeln?«
Sie sah auf den Boden, als wären ihr Morgenmantel und ihre Pantoffeln noch vor wenigen Augenblicken dort gewesen. »Ich habe es verloren, Charles!«
Abigail hatte ihn noch nie zuvor mit jemand anderem verwechselt. »Ruh dich ein bisschen aus«, meinte Luke und legte ihr den Arm um die Schultern.
Sie schob ihn weg, ging zu den Regalen und nahm noch mehr Bücher heraus.
»Du sollst dich nicht so anstrengen. Du weißt, was der Arzt gesagt hat.« Luke schob einen Haufen Sachen von einem Stuhl - den Hörer eines alten Telefons, ein Knäuel Gummibänder, eine vergilbte, halbfertige Stickerei voller ineinander verhedderter Fäden. Er würde den Rest der Nacht damit verbringen, dieses Zimmer wieder aufzuräumen. Es wäre Abby peinlich, wenn Peggy es so sähe. »Setz dich hierher und lass mich danach suchen.«
Abigail zitterte, war
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