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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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dieses kostbare Familienerbstück anzuheften, war mehr, als Peggy ertragen konnte. Sie suchte seinen Blick und hielt ihn für einen langen Moment fest, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm die Brosche zurückgeben würde und dass sie nicht glaubte, einen Besitzanspruch darauf zu haben.
    Aber Miss Abigail starrte Luke auch auf ihre besondere, intensive Weise an und ließ Luke keine andere Wahl, als ihrer Bitte zu folgen. Peggy zog sich langsam die Jacke aus, und Luke beugte sich vor und sein Handrücken berührte ihre Wange. Die Berührung ließ Peggy den Atem anhalten. Luke befestigte die Brosche an ihrem Pullover. Konnte er ihr wild schlagendes Herz hören? Konnte er ihre Gedanken lesen und wissen, dass sie ihren Moment auf der falschen Brooklyn Bridge noch einmal durchlebt hatte? Hastig trat sie zurück.
    Miss Abigail sah Peggy mit verdächtig glänzenden Augen an. »Sie steht dir so gut, Liebes.«
    Sie war eine außergewöhnliche Frau. Peggy konnte sich nicht vorstellen, wie Miss Abigail es mit einundneunzig schaffte, sich all diese Namen und Daten und Ereignisse zu merken. Wie traurig musste sie darüber sein, die Familie aussterben zu sehen, zu den letzten Exemplaren einer Art zierlicher Dinosaurier zu gehören?
    Aus einem Impuls heraus machte Peggy einen Schritt nach vorn und schlang die Arme um Miss Abigails unnachgiebigen Körper. Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine Enkel schenken werde, wollte sie sagen. Es tut mir leid, dass wir Sie hintergehen. Sie müssen mir glauben, dass es für alle so das Beste ist. Ich möchte genau wie Luke, dass es Ihnen gut geht.
    Miss Abigail tätschelte Peggy unbeholfen den Rücken und zog sich in sichere Entfernung zurück. »Ich werde jetzt meinen Sherry trinken«, verkündete sie und ging, um sich ihr abendliches Glas zu holen.
    Peggy hob einen Kerzenständer auf und stellte ihn zurück auf den Kaminsims, dann kniete sie sich hin und hob eine Handvoll Münzen auf. »Wo soll ich die hintun?«
    Luke lachte humorlos. »In einen Sack. Den Sack bringe ich dann zu Seymour's Haushaltswarenladen und sage ihnen, dass die Sedgwicks endlich genug Geld zusammenhaben, um ihr Dach neu decken zu lassen.« Er wandte sich zu den Bücherregalen um. Peggy suchte nach einem passenden Behälter und entschied sich für die leere kupferne Kiste für das Anzündholz, die auf dem kalten Kamin stand. Die Münzen klapperten, als sie hineinfielen.
    Sie wischte sich die Hände ab und stand auf. »Du kannst die Brosche zurückhaben. So bald unsere Vereinbarung endet, gebe ich sie dir zurück. Ich verspreche es. Ich weiß, dass sie nicht mir gehört.«
    Über ihr blickten tote Sedgwicks aus ihren Rahmen. Peggy sah zu, wie Luke eine silberne Zigarrenkiste auf ihren Platz neben den Zeitschriften stellte. Wenn sie nur wüsste, was er gerade dachte.
    »Wir sollten uns mal über das Haus unterhalten«, sagte sie, »und wie wir es am besten verkaufen können.« Sie senkte ihre Stimme, sodass die Porträts von Lukes Vorfahren nicht mithören konnten. »Und was repariert werden muss, bevor wir es tun.«
    »Das ist leicht: alles«, setzte Luke an, als Miss Abigail mit ihrem Sherry zurückkehrte.
    »Was hast du gesagt, junger Mann?«
    »Nichts«, meinte er.
    Miss Abigail trank aus ihrem winzigen Sherryglas. »Diese Brosche sieht wunderschön aus«, sagte sie zu Peggy. »Fast so, als wäre sie für dich gemacht.«
    »Ich muss noch arbeiten.« Luke entschuldigte sich und ging; seine Schritte verhallten im Flur.
    Er kam den ganzen restlichen Abend nicht mehr zurück. Um sechs aßen Peggy und Miss Abigail zusammen in der Küche aufgetauten Fleischauflauf mit Erbsen von dem blauweißen Porzellan, und Miss Abigail erzählte noch mehr Geschichten von den Sedgwick-Ahnen - von zwei ihrer eigenen älteren Brüder, Henry und George, die 1918 an der Grippe gestorben waren, in dem Jahr, in dem sie selbst geboren wurde; und von ihrem ältesten Bruder, Luke Silas Sedgwick dem Zweiten, der Lukes Großvater gewesen war. Und von Lukes Vater, dem Dritten, den alle Trip nannten und der erst sehr spät Nan Woodruff aus einem alteingesessenen Clan in Maine geheiratet hatte. Die Sedgwick-Familie war davon ausgegangen, dass das Paar keine Kinder haben würde, doch dann hatte Nan zur Überraschung aller, einschließlich Trip und Nan selbst, im schockierenden Alter von siebenundvierzig Jahren Luke zur Welt gebracht.
    »Jetzt sind sie beide tot.« Miss Abigail tupfte sich mit einer Serviette, die schon mehrfach gestopft worden war, über

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