Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
stellen. „Was hat Ihre Mutter eigentlich mit der Ranch vor?“
„Ich habe keine Ahnung. Ich würde gerne sagen, sie will ihr zu ihrem früheren Glanz zurückverhelfen, aber davon hat sie noch nie viel gehabt. Mom hat eine emotionale Bindung an diesen Ort. Sie möchte ihn … besser machen. Sie spricht davon, den Zaun und den Stall zu reparieren.“
„Will sie Rinder züchten?“
„Ich glaube nicht.“
„Sie könnten sie fragen.“
„Dann würde ich es wissen, und bei meiner Mutter ist das nicht immer eine gute Idee.“
„Nicht Bescheid zu wissen ist der Grund, warum Sie jetzt hier sind. Wie kommt es, dass Sie den Vertrag unterschrieben haben?“
Er schüttelte den Kopf. „Vor ein paar Jahren ist eine Freundin meiner Mutter unerwartet gestorben. Sie hatte kein Testament und nichts hinterlassen und hat ihre Kinder damit in ein ziemliches Chaos gestürzt. Meine Mutter beschloss damals, dass ihr das nicht passieren würde, und kümmerte sich darum, alles für ihr Ableben zu organisieren.“
„Das ist gleichzeitig sehr vorausschauend und ein bisschen gruselig. So alt ist sie doch noch nicht.“
„Ich weiß, aber wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt man sie nicht mehr davon ab.“
„Ah, dann haben Sie das also von ihr geerbt.“ Heidi zuckte innerlich zusammen. Wieso konnte sich nicht erst nachdenken, bevor sie sprach?
„Wollen Sie damit sagen, dass ich dickköpfig bin?“
„Äh, ja.“
Die Sonne stand hoch am Himmel, es herrschten um die achtzehn Grad, und keine einzige Wolke war in Sicht. Einige der Bäume trieben schon aus, andere hatten bereits blassrosa und weiße Blüten an den Zweigen. Vogelgesang klang durch die Luft, und wenn Heidi die wilden Kühe in der Ferne ausblendete, wäre der Augenblick beinah perfekt.
„Ich bin Teil ihres Plans, alles geregelt zu hinterlassen“, sagte Rafe nach ein paar Minuten des Schweigens. „Ich muss jede finanzielle Transaktion, die sie tätigt, mitunterschreiben. Ihre Rechnungen begleicht sie über ihr Online-Konto, damit habe ich nichts zu tun, aber jeder Scheck und jedes Dokument, das unterschrieben werden muss, kommt erst zu mir. Und das sind einige.“
„Deshalb haben Sie sich nicht die Zeit genommen, den Kaufvertrag für die Ranch zu lesen.“
„Ja. Das ist allein meine Schuld.“
„Glen ist kein schlechter Mensch.“
„Das hat auch niemand behauptet.“
„Sie haben es aber angedeutet.“
„Er hat zweihundertfünfzigtausend Dollar gestohlen.“
„Aber für einen guten Zweck. Um einem Freund zu helfen.“
Rafe schaute sie an. Sie erwiderte seinen Blick und seufzte.
„Was Sie sagen wollen, ist, Betrug bleibt Betrug, daran ändert auch der Versuch, ihn zu rechtfertigen, nichts. Er hat etwas Falsches getan.“
„So in der Richtung, ja“, gab Rafe zu. „Glen mag nicht böse sein, aber er ist auch nicht gut darin, die Konsequenzen seines Handelns zu überblicken.“
Heidi würde das niemals laut zugeben, aber mit dieser Einschätzung ihres Großvaters lag Rafe goldrichtig. Glen eierte geradezu durchs Leben und nutzte seinen Charme, um sich aus den meisten Unannehmlichkeiten herauszuwinden.
„Ich nehme an, es hilft nicht, wenn ich sage, dass es ihm ganz bestimmt leidtut?“
„Nein.“
Für ein paar Minuten ritten sie schweigend nebeneinanderher. Heidi versuchte, entrüstet zu sein oder wenigstens genervt, aber es wollte ihr nicht gelingen. Ja, Rafe hatte sie und ihr Zuhause bedroht, und sie würde alles tun, was sie konnte, um ihn davon abzuhalten, sie hinauszuwerfen, aber ein Teil von ihr verstand ihn auch.
Glen hatte eine unschuldige Frau betrogen, und nichts auf der Welt konnte das rechtfertigen.
„Er hat mich aufgenommen“, sagte sie, den Blick auf die wunderschöne ungezähmte Landschaft um sich herum gerichtet. Sie ritten Richtung Osten, wo die Berge sich vor ihnen erhoben. Auf den Spitzen lag immer noch Schnee. Im Laufe des Sommers würde sich die Schneegrenze immer weiter nach oben verschieben, doch der Schnee würde nie ganz verschwinden. Dazu waren die Sierras zu hoch.
„Das hat er uns erzählt, aber deshalb werde ich meine Meinung über ihn nicht ändern.“
Sie seufzte. „Ich will damit ja nur zeigen, dass er wirklich kein schlechter Mensch ist. Und es erklärt auch, warum ich nicht wütend auf ihn bin. Ich bin frustriert, aber ich weiß, dass er im Grunde seines Herzens ein guter Mensch ist. Meine Eltern sind gestorben, da war ich drei. Ich erinnere mich kaum an sie. Vorher hatte ich
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