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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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wurde schon in jungen Jahren Waise«, beginnt sie ihr Resümee. »Ab dem elften Lebensjahr hat sie bei ihren Großeltern mütterlicherseits gelebt. Von einem ihrer ehemaligen Lehrer am Gymnasium hab ich erfahren, dass sie eine Zeit lang, so ab vierzehn, fünfzehn, als Problemschülerin galt. Mal lernte sie gut und war im Unterricht ruhig und aufmerksam, dann wieder gab es Phasen, in denen sie durch aggressives Verhalten auffiel und tagelang schwänzte. An geblich war sie begabt genug, um Abitur zu machen, aber sie ging ein Jahr vorher ab, um in Amsterdam eine Kunstschule zu besuchen. Gemalt und gezeichnet hat sie anscheinend sehr gern. Der Lehrer meinte, sie habe unbestritten Talent und schon als Schülerin in der Freizeit Malkurse gemacht.«
    »Wie sieht’s mit Freundinnen und Freunden aus?«, fragt Fred.
    »Sie hatte kaum welche, war eher eine Einzelgängerin.«
    »Ist sie womöglich von Klassenkameraden schikaniert worden?«
    »Nein, sie war wohl nicht auf den Mund gefallen. Meist verhielt sie sich still und unauffällig, sagte der Lehrer, aber sie konnte auch aufbrausend werden, wenn’s drauf ankam. Er hat mir ein paar ehemalige Schüler genannt, mit denen sie damals Kontakt hatte. Claudien und ich müssen aber erst die derzeitigen Adressen recherchieren.«
    »Das kostet uns viel Zeit, und irgendwie kommt’s mir vor, als ob wir im Trüben stochern«, meint Fred stirnrunzelnd.
    »Eine andere Spur haben wir momentan nicht. Bis auf Tamara, aber solange wir deren Nachnamen nicht kennen, kommen wir nicht weiter«, sagt Lois sachlich. »Wer weiß, vielleicht stoßen wir ja einfach im Zuge der Ermittlungen darauf.«
    »Das wär gut«, sagt Fred. »Ich bin übrigens die nächsten paar Stunden unterwegs, wegen eines neuen Raubüberfalls, und Nick begleitet mich.«
    Lois und Claudien nehmen ihre Jacken, brechen auf und fahren zu Maaike Scholten.
    »Ich bin wirklich gespannt, warum sie ausgerechnet im Kompasweg die Ankündigung für die Ausstellung eingeworfen hat«, sagt Lois. »Und noch mehr auf ihre Reaktion, wenn wir sie danach fragen.«
    Nach etlichen Nebeltagen ist es heute sehr regnerisch. Als sie in die Verdronkenoord einbiegen, prasselt der Regen aufs Pflaster und in die Gracht.
    Da sie erst am Ende der Straße einen Parkplatz finden, müssen sie eine ganze Strecke zurückgehen.
    Lois drückt auf die Klingel.
    Es bleibt still.
    »Sie scheint nicht zu Hause zu sein«, meint Claudien.
    Lois will schon erneut klingeln, als Schritte auf der Treppe zu hören sind. Die Haustür geht einen Spalt auf, und Maaike streckt das Gesicht durch.
    »Was gibt’s?« Ihre Stimme klingt ungehalten.
    »Guten Tag, Frau Scholten. Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen«, beginnt Lois.
    »Nun ja, ich male gerade.«
    »Wir würden Sie gern etwas fragen, es dauert auch nicht lange.«
    »Besser nicht. Kommen Sie doch morgen wieder.« Maaike will die Tür schließen, aber Claudien stellt den Fuß da zwischen.
    »Eine Frage nur, dann sind Sie uns wieder los«, sagt sie. »Dürfen wir kurz reinkommen? Es ist ganz schön nass hier draußen.«
    »Dann fragen Sie doch jetzt. Sie sagten ja, es dauert nicht lange.«
    Lois und Claudien wechseln einen Blick.
    »Na gut«, sagt Lois. »Beim letzten Mal hatten wir Ihnen gesagt, dass David Hoogland einen Flyer von Ihrer Ausstel lung bei sich hatte. Laut seiner Freundin lag der irgendwann im November im Briefkasten. Nun wüssten wir gern, ob Sie die Faltblätter selbst verteilt haben und wo überall.«
    Maaike starrt die beiden an, als ob sie es nicht glauben kann, dass sie wegen so einer Frage stören.
    »Ich weiß doch jetzt nicht mehr, wo ich im November überall war.«
    »Jedenfalls in der Straße, wo David Hoogland wohnte«, sagt Claudien.
    »Na und? Abgesehen davon hab ich überhaupt keine Ahnung, wo er gewohnt hat.«
    »Uns ist aufgefallen, dass Sie im Stadtteil Daalmeer nur den Kompasweg versorgt haben«, sagt Lois, der Maaikes aggressiver Ton zunehmend auf die Nerven geht.
    »Reiner Zufall. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wo ich überall war, so was merke ich mir nicht. Und jetzt möchte ich weiterarbeiten, wenn Sie gestatten.«
    Im nächsten Moment schlägt sie ihnen die Tür vor der Nase zu.

16
    Verdutzt sieht Lois Claudien an. »Was war das denn? Die hatte ja eine Laune!«
    »Scheint bei Künstlern öfter vorzukommen.«
    »Schlechte Laune?«
    »Ich würde es eher Stimmungsschwankungen nennen. Wenn alles nach Wunsch läuft, sind sie gut drauf, wenn sie gestört werden oder die

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