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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Powerknopf und fahren los.«
    »Ein schöner Wagen.«
    »Wenn Sie möchten, können Sie ihn gleich Probe fahren. Ich wollte zwar gerade zumachen, nehme mir aber gern noch eine halbe Stunde Zeit für Sie.«
    »Ich habe meinen Führerschein nicht dabei.«
    »Dann kommen Sie einfach morgen wieder. Ich lasse den Wagen draußen für Sie bereitstellen.«
    »Eigentlich bin ich gar nicht wegen eines Autos da.«
    »Nicht wegen eines Autos? Aber was …«
    »Was ich dann hier will? Mit dir reden, Julian.«
    Irritiert mustert er die Frau von Kopf bis Fuß. Sie ist hübsch, davon hatte ihr unförmiger Regenmantel abgelenkt. Und jetzt, da er sie genauer betrachtet, kommt sie ihm irgendwie bekannt vor.
    »Woher kennen wir uns?« Er sieht sie forschend an.
    »Wir sind uns vor ein paar Wochen im Ossenhooft begegnet. Du warst mit einem Freund dort.«
    Endlich klingelt es bei ihm. Genau, vor ihm steht die Frau, mit der er und David sich eine Weile unterhalten haben. Er redet täglich mit so vielen Leuten, dass er sich unmöglich alle Gesichter merken kann, auch nicht die hübschen.
    »Du bist die Fotografin, richtig?«, sagt er. »Tamara heißt du und hast David und Cynthia fotografiert.«
    Sie nickt.
    »Das letzte Bild von ihm …« Ein Schatten huscht über Julians Gesicht. »Ein seltsamer Zufall ist das. Erst vor Kurzem waren nämlich zwei Polizisten hier und haben mich nach deinem Nachnamen gefragt. Sie wollen mit allen reden, mit denen David in letzter Zeit Kontakt hatte.« Plötzlich aufmerksam geworden, sieht er sie an. »Du weißt doch, dass er tot ist, oder? Er ist umgebracht worden.«
    »Ich hab’s in der Zeitung gelesen.«
    »Ich war fix und fertig, als ich das hörte. David war mein bester Freund, schon seit der Grundschule.«
    »Das weiß ich.«
    »Hat er dir davon erzählt? Ach, er fehlt mir so, irgendwie kann ich noch gar nicht begreifen, dass er tot ist. David war ein prima Kumpel und …«
    »Ich hab ganz andere Erinnerungen an ihn«, unterbricht Tamara. »Und dich kenne ich übrigens auch von früher.«
    Julian horcht auf. »Wirklich? Woher denn?«
    »Aus einem sehr intimen Zusammenhang.« Ihre Stimme klingt jetzt kühl und distanziert.
    Wieder mustert er sie eingehend. Hat er mal mit ihr geschlafen? Nein, das wüsste er, denn sooo viele Mädchen hatte er nun auch wieder nicht.
    »Du warst damals ziemlich betrunken und hattest auch noch gekifft. Aber das entschuldigt nichts.« Langsam kommt sie näher und bleibt direkt vor ihm stehen. »Oder findest du etwa, zu viel Alkohol sei eine Entschuldigung dafür, dass man ein vierzehnjähriges Mädchen vergewaltigt?«
    Völlig perplex starrt er sie an. »Vergewaltigt? Wovon redest du? Ich hab nie …«
    »Weißt du es nicht mehr? Damals auf der Party, als ihr Jungs unbedingt Strip-Poker spielen wolltet?« Ihre Augen sind kalt und anklagend.
    »Ach so, jetzt dämmert’s mir. Du warst also das Mädchen. Lieber Himmel, ich hab dich überhaupt nicht wiedererkannt. Aber eine Vergewaltigung kannst du das nicht nennen, du wolltest es selber, das weiß ich noch genau!«
    »Nein!« Aus Tamaras Augen sprüht Wut. »Das wollte ich ganz bestimmt nicht! Weder mit dir noch mit David und auch nicht mit Remco! Und trotzdem habt ihr es getan, nacheinander!«
    In die Enge getrieben, tritt Julian einen Schritt zurück. »Du spinnst wohl!«, fährt er sie an. »Was erwartest du denn, wenn du in Slip und BH dasitzt? Das ist doch eine Aufforderung!«
    »Ein Spiel war es. Ein harmloses Spiel, habt ihr gesagt. Und das Mädchen, das noch dabei war, hat das Gleiche behauptet und keinen Finger gerührt, um mir zu helfen, als ihr über mich hergefallen seid.«
    »Mann, das ist über zehn Jahre her! Warum hast du uns denn damals nicht angezeigt, wenn du meinst, es war eine Vergewaltigung? Was willst du überhaupt von mir, du hysterische Zicke? Hau ab!« Wütend deutet Julian zur Tür.
    »Ich bin gekommen, weil ich die Sache nie vergessen konnte«, sagt Tamara. Ihre Stimme klingt nun etwas weicher. »Und weil ich es bereue, euch nicht angezeigt zu ha ben. Weil ich eine Entschuldigung will.«
    »Wie bitte? Eine Entschuldigung? Für etwas, das ich gar nicht getan hab? Du hast sie wohl nicht alle! Verschwinde, aber schnell!« Entschlossen packt Julian sie am Arm und will sie zum Ausgang zerren.
    Plötzlich spürt er eine feuchte Wärme unterhalb der Rippen. Verwirrt senkt er den Blick, und im nächsten Moment jagt eine Schmerzwelle durch seinen Körper.
    »Du Miststück hast mich gestochen!« Stöhnend

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