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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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verdreht die Augen, geht aber zum Kühlschrank und holt eine Flasche Mineralwasser.
    »Bitte sehr, du Asketin«, sagt sie und gibt Lois das gefüllte Glas.
    »Stell dir vor, ich muss plötzlich zu einem Einsatz, da würde ein Schwips sich nicht gut machen.«
    »Darauf kannst du doch nicht dauernd Rücksicht nehmen. Es gibt im Leben noch andere Dinge als Arbeit.« Tessa setzt sich ihr gegenüber an den Tisch.
    »Nicht allzu viele«, sagt Lois.
    Die Minuten vergehen, während sie schweigend ihre Gambas schälen.
    »Willst du mir nicht sagen, weshalb dein Mann dagegen ist, dass du arbeitest?«, fragt Lois.
    Tessa trinkt einen Schluck Prosecco und lässt dann den Blick durch die Küche wandern, als wäre ihr die Frage unangenehm.
    »Er will Kinder«, sagt sie leise.
    »Tatsächlich? Guido ist doch schon fünfzig.«
    »Bei Männern kommt’s nicht auf das Alter an. Die können lebenslang Kinder zeugen. Und dass Guido schon zwei aus erster Ehe hat, ist auch kein Hindernis. Ich meine, die reichen ihm nicht. Er will noch ein Kind, mit mir.« Ihre Miene verfinstert sich.
    »Aber du willst nicht.« Das ist keine Frage, sondern eine Tatsache – dass Tessa keine Kinder möchte, hat sie Lois schon oft deutlich gesagt.
    »Nein. Schließlich hab ich ein Diplom von der Hotelfachschule, und in letzter Zeit überlege ich, ob ich nicht in den Beruf zurückgehen sollte.«
    »Das halte ich für eine gute Idee, zumal ich mich schon öfter gefragt habe, ob dein Luxusleben dich wirklich zufriedenstellt. Meinst du nicht, dass Guido sich überzeugen ließe?«
    »Er möchte, dass ich zu Hause bin, wenn er von der Arbeit kommt. Und dass wir dann Urlaub machen können, wenn ihm danach ist. Hätte ich einen Job, wären wir eingeschränkt, meint er, und finanziell seien wir ohnehin nicht darauf angewiesen.«
    »Bei einem Job geht es nicht nur um den Lohnstreifen«, wendet Lois ein. »Sondern auch um Unabhängigkeit, um Selbstverwirklichung und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu leisten.«
    »Das weiß ich alles. Aber Guido ist der Meinung, eine Frau und besonders eine Mutter sollte zu Hause sein. Er denkt in solchen Dingen ziemlich altmodisch.«
    »Hast du ihm denn gesagt, dass du keine Kinder willst?«
    »Nicht so direkt. Bisher hab ich mich davor gedrückt und das Thema gemieden, so gut es ging. Aber gestern Abend hat er meinen letzten Pillenstreifen genommen und das Klo runtergespült.«
    »Das kann ja wohl nicht wahr sein!« Schockiert sieht Lois ihre Schwester an. »Hör mal, so einen Entschluss fasst man doch zusammen!«
    »Er hat’s als Scherz gemeint, jedenfalls sah es so aus. Aber die Pillen waren natürlich weg. Wenn er jetzt mit mir schlafen will, muss er erst Kondome kaufen gehen.« Tessa grinst schief.
    Unwillkürlich muss Lois lachen. »War das die Überraschung, von der du am Telefon gesprochen hast?«
    »Aber nein … wo hab ich das Ding nur hingetan?« Tessa zieht eine Schublade des Massivholz-Esstischs auf, kramt darin und legt dann eine Hochglanzbroschüre vor Lois hin.
    »Relaxen im Frühling«, liest Lois laut vor. Sie blättert durch den Prospekt eines Wellnesscenters in Limburg und bemüht sich, einen Seufzer zu unterdrücken. Wenn ihr etwas gründlich zuwider ist, dann solche Einrichtungen. Sie versteht nicht, wie man stundenlang im Dampfbad liegen kann, statt zehn Kilometer durch den Wald zu laufen.
    »Ist das nicht toll?« Mit ihrem manikürten Zeigefingernagel tippt Tessa auf ein Foto von zwei bildschönen jungen Frauen, die in flauschigen weißen Bademänteln am Rand eines mit türkisfarbenen Mosaiken verzierten Schwimmbeckens sitzen. »Du glaubst nicht, was die alles bieten! Hydro therapiebehandlungen mit sieben Wasserstrahlen für die sieben Körperchakren. Und Detox Wraps – da wird man in eine Art Lehm gepackt, mit Tüchern umwickelt und an ein Gerät angeschlossen. Das ist entgiftend. Jacqueline war total begeistert davon.« Sie wirft Lois einen unsicher-prüfenden Blick zu und fährt fort: »Ganz gewöhnliche Bindegewebsmassagen machen sie auch, und Fisch-Pediküre, dabei knabbern dir winzige Fischchen die Hornhaut von den Füßen.«
    »Ich weiß nicht recht …«
    »Hast du keine Lust? Dabei dachte ich, das wäre was für dich. Gerade dir mit deiner anstrengenden Arbeit täte so ein Wellnesstag gut. Ab und zu muss der Mensch doch entspannen.«
    Trotz ihrer guten Vorsätze kann Lois sich nicht zu einem Ja überwinden.
    »Ich laufe lieber, Tessa, dabei entspanne ich mich am besten. Mich in Lehm zu packen oder

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