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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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VII).
    Abgesehen davon rechnen wir heute lediglich in der Algebra mit Buchstaben, wo sie als Variablen den Mathematikern die Entwicklung komplexer Formeln, Funktionen, Kalküle und Algorithmen ermöglichen. Die römischen Ziffern, die zwar Buchstaben ähneln, aber einen anderen Ursprung haben, werden heute nur noch in seltenen Fällen benutzt, vor allem wo es darum geht, altehrwürdige Traditionen herauszustellen: bei der Durchnummerierung von Päpsten, Königen oder Olympischen Spielen. Aber auch bei der Gliederung längerer Texte oder der Bezeichnung der Akte von Theaterstücken greifen wir auf dieses alternative Ziffernsystem zurück.
    Auffällig ist, dass die Symbole für die Zahlen 1 bis 3 in den meisten Zahlschriften auf ähnliche Weise gebildet werden. Das erinnert an dasursprüngliche Abzählen einzelner Objekte, bei dem man für jeden gezählten Gegenstand eine Kerbe in ein Stück Holz schlug, so wie in vielen Kneipen heute noch der Wirt jedes Glas Bier mit einem Strich auf dem Bierdeckel des Gastes markiert (siehe Kapitel II). Ganz offensichtlich zeigt sich dieses Prinzip bei den römischen Ziffern I, II und III. Das ist nicht verwunderlich, denn die römischen Ziffern leiten sich direkt vom Gebrauch des Kerbholzes ab, so Georges Ifrah in seiner Universalgeschichte der Zahlen . Im Chinesischen ist es ähnlich, nur werden hier die ersten drei Ziffern durch jeweils eine, zwei und drei horizontale Linien gebildet. Und selbst die indisch-arabischen Ziffern lassen in der 1, 2 und 3 noch die horizontalen Striche erkennen, die ihnen zugrunde liegen und beim Schreiben in einem Zug miteinander verbunden wurden.
    Erst bei der 4 wird dieses Prinzip durchbrochen und die Zahl durch ein anders gestaltetes Symbol dargestellt. Der Grund hierfür ist die Grenze für die augenblickliche Erfassung und Unterscheidung von Objekten (siehe Kapitel II): Bei vier, spätestens bei fünf Objekten, beginnt es für das Auge unübersichtlich zu werden. Eine einfach additive Notation von Zahlen als IIII, IIIII, IIIIII – sie wird Unärsystem genannt – wird beim Lesen schnell fehleranfällig. Deshalb werden zur besseren Erfassbarkeit Fünferbündel auf dem Bierdeckel mit einem Querstrich kenntlich gemacht. Schon auf prähistorischen Kerbhölzern wurde eine keilförmige Kerbe in Form eines V für fünf Einheiten benutzt und zehn Einheiten durch zwei solcher Kerben markiert, die ein X bilden.
    Die Formensprache der heutigen Ziffern mit ihrem indisch-arabischen Erbe unterscheidet sich markant von der unseres lateinischen Buchstaben-Alphabets. Deshalb, so schildert es der Typograph und Designer Erik Spiekermann, stellen Ziffern für jeden Schriftgestalter eine besondere Herausforderung dar: „In eine römisch-lateinische Schrift eine arabische Ziffer einzubauen, ist nicht einfach. Und ich mag es unheimlich gerne. Die 2 zu machen, besonders eine kleine 2, die so hoch ist wie die Kleinbuchstaben, ist die Hölle. Man hat eine Kurve, die rein- und wieder zurückgehen muss in den ganz kleinen Raum, das ist fast so schlimm, wie ein s zu bauen. Das liebe ich über alles, daran kann man auch schon mal zwei Tage sitzen, an so einer 2.“
    Angesichts der Funktionsanforderung an Zahlen – sei es als Anzeige auf einem technischen Gerät, als Maßzahl in einer Konstruktionszeichnung oder als Summe in einer Bilanzrechnung – ist es eine enorm wichtige Aufgabe für die Gestaltung, die Erkennbarkeit von Ziffern zu gewährleisten. Sie müssen auf einen Blick unterscheidbar sein. Spiekermann geht es bei seiner Arbeit aber um mehr. Für ihn hat jede Ziffer ihre eigene Gestalt, die anthropomorphe Assoziationen weckt. Seinen ganz persönlichen Ziffernzoo beschreibt er so: „Meine Lieblingszahl ist die 11, wahrscheinlich wegen dieser schlanken Form. Die 1 mit der Nase und dem einen Fuß unten drunter. Ein bisschen ist sie auch wie ein Pinguin. Eine sympathische, aber sparsame Figur. Die 2 ist natürlich der Schwan. Die 3 bietet sich gegen die Leserichtung an. Eigentlich gehen ja alle Ziffern gegen die Leserichtung. Die 4 ist die ungelenke Kapuze. Die 5 hackt oben zu, hinten schlägt sie aus. Die 6 streckt neugierig den Kopf nach oben und die 7 taucht nur vorsichtig den kleinen Zeh ins Wasser, während sich ihr Oberkörper nach hinten biegt. Die 8 ist wunderbar symmetrisch, mit einer kräftigen Taille, die man betonen oder auch nicht betonen kann. In manchen Schriften liegen sie wie zwei Eier aufeinander, im besten Fall ist es eine durchgehende Schärpe. Die

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