Was Soll Ich Tun
Meditation, für das Gebet, für das Lesen der Bibel. Es kann sein, dass Sie dafür keine Zeit haben. Die andere Form eines Rituals besteht darin, das, was ich sowieso tue, in einer ganz bestimmten Weise zu tun. Sie stehen jeden Morgen auf und waschen sich und machen Frühstück.Die Frage ist, wie Sie das tun. Rituale schaffen eine heilige Zeit. Eine Mutter von kleinen Kindern nimmt die fünf Minuten, die sie allein im Bad ist, als heilige Zeit. Die heilige Zeit gehört ihr. Heilig ist das, was der Welt entzogen ist, worüber die Welt keine Macht hat. Da können Sie aufatmen. Sie können diese heilige Zeit so gestalten, dass Sie für zwei Minuten Ihre Hände zum Segen erheben und Ihre Familie segnen. Lassen Sie den Segen zu Ihrem Mann, zu Ihren Kindern, in die Räume Ihrer Wohnung und in Ihre Arbeit hinein strömen. Dann werden Sie den Tag anders erleben. Am Abend schließen Sie die Tür Ihres Herzens, indem sie die Arme über der Brust kreuzen. Stellen Sie sich vor, dass da in Ihnen ein heiliger Raum ist, zu dem niemand Zutritt hat. Genießen Sie es, ganz bei sich zu sein. Und stellen Sie sich vor, dass Gott selbst in Ihnen wohnt. Solche kurzen Rituale verwandeln alles, was Sie tun. Sie tun es in einer anderen Haltung. Dass Sie zwischendrin ganz in der Arbeit aufgehen, macht nichts. Aber Sie haben jeden Tag eine kurze heilige Zeit, die Ihnen gehört, in der Sie mit sich und mit Gott in Berührung kommen. Das wird Sie davor bewahren, sich selbst zu verlieren. Und Sie spüren, dass Sie, Ihre Kinder und alle Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, von Gottes Segen begleitet sind. Und Sie können sich immer wieder daran erinnern, dass Sie in gesegneten Räumen leben. Ihr Wohnzimmer ist nicht mehr vom gestrigen Konflikt und von den Missverständnissen erfüllt, sondern vom Segen Gottes. In gesegneten Räumen werden Sie sich auch selbst als gesegnet erleben.
Ich sehe und spüre täglich, dass die Welt im Argen liegt – von der Klimakatastrophe angefangen bis zum Hunger in der Welt und zur Arbeitslosigkeit im eigenen Land – und denke, dass man nur durch aktives Tun etwas ändern kann. Wenn wir die Schöpfung bewahren und unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen, dann geht das. Das, was viele als „spirituellen Weg“ gehen, ist für mich eine Flucht vor der Welt und den Aufgaben, anderen Menschen in ihrer konkreten Not zu helfen. Ich leide unter dieser Passivität, die sich geistlich und religiös verbrämt.
Wie kann man spirituell
interessierte Leute motivieren,
etwas Sinnvolles zu TUN?
Es gibt sicher eine Form der Spiritualität, die eine Flucht vor der Welt und der Verantwortung für die Welt ist. Sie kreist nur um die eigene Erfahrung, um das eigene Sich-Wohlfühlen. Sie ist letztlich narzisstisch und unfruchtbar für die Welt. Sie hat keine Auswirkung auf die Welt. Christliche Spiritualität ist immer auch Weltverantwortung. Die frühen Mönche sind zwar aus der Welt ausgezogen. Aber sie haben Verantwortung für sie übernommen. Sie wollten die Welt durch ihren spirituellen Weg heller und heiler machen. Das geschah auch. Denn zu ihnen kamen die Leute aus derganzen damaligen Welt, um Hilfe und Rat zu suchen und um Licht in ihr Leben zu bringen.
Wer immer nur
um das Sich-Wohlfühlen
kreist, wird sich letztlich
sehr selten wohl fühlen.
Wir können nur die eigene Verantwortung für die Welt wahrnehmen. Wir sollen die, die ihren spirituellen Weg als Fluchtweg gehen, nicht anklagen. Denn sie folgen einer Sehnsucht, die tief im menschlichen Herzen verankert ist: der Sehnsucht nach der Erfahrung Gottes. Aber es ist unsere Aufgabe, das Wesen der Spiritualität richtig zu beschreiben und sie authentisch zu leben. Was wir über die Spiritualität sagen und schreiben, hat Auswirkungen. Christliche Spiritualität meint immer die beiden Pole: Gebet und Arbeit, Mystik und Politik, Kampf und Kontemplation. Wenn wir die Sehnsucht der Menschen nach spiritueller Erfahrung mit ihrer Verantwortung für diese Welt verbinden, dann verurteilen wir niemanden, sondern führen sie zum wahren Leben. Denn das Kreisen um sich selbst macht letztlich nicht glücklich. Es führt auch spirituell in eine Sackgasse. Denn wer immer nur um das Sich-Wohlfühlen kreist, wird sich letztlich sehr selten wohl fühlen. Wenn jedoch seine Liebe hineinfließt in die Beziehungen und in diese Welt, wenn er aktiv diese Welt gestaltet, dann wird er immer wieder dankbar spüren, dass es sich lohnt, sich für die Menschen und für die Welt
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