Was starke Männer schwach macht
Riesenbuchstaben eine Botschaft auf die Rückwand der Bar gesprüht: Bring das Brady’s zurück, oder du wirst es bereuen!
5. KAPITEL
Erschrocken schlug Julie die Hände vors Gesicht.
Tony wurde speiübel.
„Na, das ist ja großartig!“ sagte sie schließlich. „Hast du jetzt bekommen, was du wolltest? War meine Reaktion dramatisch genug? Oder wird deine Story besser, wenn ich in Tränen aufgelöst zu Boden sinke?“
„Julie, ich hatte keine Ahnung davon.“ Er streckte die Hand aus, um ihre Schulter zu berühren. Er wusste, dass sie tief verletzt war und dringend Trost gebrauchen konnte, doch sie wich vor ihm zurück.
„Fass mich nicht an!“
„Ich war das nicht.“
„Aber du weißt bestimmt, wer es war!“
„Nein, ich habe absolut keine Ahnung.“ Tony schwor sich jedoch, es herauszufinden. Sich an Julie heranzumachen, um ihre Meinung ins Schwanken zu bringen, war eine Sache, aber diese Drohung hier ging eindeutig zu weit. Der Typ, der das getan hatte, würde es noch bitter bereuen.
Julie zitterte vor Empörung. Tony hätte sie nur zu gern getröstet, wusste jedoch, dass sein Trost gerade ungefähr so willkommen war wie ein Schlag auf den Kopf.
„Ich bringe das wieder in Ordnung“, sagte er. „Graffiti sind hier nichts Besonderes. Brady hat sie einfach immer übermalt.
„ Du bringst hier gar nichts in Ordnung“, zischte Julie. „Aber du kannst gern schon mal herumerzählen, dass ich demjenigen, der das getan hat, die Hölle heißmachen werde!“
Da waren sie schon zwei, auch wenn Julie ihm das in ihrem momentanen Zustand bestimmt nicht glauben würde. Aber Beteuerungen waren ohnehin wertlos. Er musste aktiv werden, wenn er Julie beweisen wollte, dass er nicht ihr Gegner war. „Ich gehe mal nachfragen, wer das getan hat!“
Kurze Zeit später war Tony zurück in der Feuerwache 59, wo er auf die Männer der Frühschicht stieß. Da er kaum jemanden kannte, stellte er sich zunächst vor.
„Na? Kannst wohl nicht genug von der Arbeit bekommen, oder?“, neckte ihn einer der Männer.
„Ich war gerade auf der anderen Straßenseite bei Brady’s und habe mit der neuen Besitzerin geredet“, erzählte Tony. „Irgendjemand hat ein Graffito auf ihre Rückwand gesprüht.“
Zwei Männer applaudierten lautstark, und ein Dritter stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Guter Job. Warst du das?“
„Nein, war ich nicht!“ Tonys aufgebrachter Tonfall trug ihm neugierige Blicke ein. „Ich weiß, dass alle hier sauer über das sind, was Julie mit dem Brady’s macht, aber findet ihr nicht, dass dieser Streich ein bisschen zu weit geht?“
„Ach, du nennst sie schon beim Vornamen?“, fragte ein schlaksiger Leutnant. „Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Rekrut?“
Tony seufzte. Rekrut? Es war schon eine Weile her, dass er sich diese Anrede hatte gefallen lassen müssen.
„Auf gar keiner“, antwortete er. „Ich tue mehr als jeder andere, um sie davon zu überzeugen, das Brady’s wiederzueröffnen, aber sie hat sehr genaue Vorstellungen, was sie aus der Bar machen will. Und sie zu schikanieren, wird sie mit Sicherheit nicht umstimmen.“
„Heißt das, du beschuldigst uns, die Wand der Tussi angemalt zu haben?“, fragte einer der Männer.
„Ich beschuldige niemanden. Ich habe absolut keine Ahnung, wer das getan hat, aber solltet ihr es zufällig wissen, richtet ihm bitte aus, dass seine Tat nicht gerade hilfreich war.“
„Woher willst du wissen, dass es ein Mann war?“, fragte der Leutnant. „Es könnte ja auch eine Kollegin gewesen sein.“
Oder der Osterhase. „Ich sage ja nur, dass es nicht hilfreich war, das ist alles.“ Tony beschloss, es dabei bewenden zu lassen und sich zu verziehen. Die Stimmung hier war ganz schön feindselig. Außerdem brauchte er dringend eine Dusche und etwas Schlaf. Danach würde er beige Farbe kaufen und die hässlichen Worte an Julies Wand übermalen, ob sie seine Hilfe nun wollte oder nicht.
Als Julie am Nachmittag einen weiteren Müllbeutel zum Container brachte, sah sie zu ihrer Überraschung einen Mann auf einer Leiter stehen und ihre Hauswand anmalen. Im ersten Augenblick dachte sie schon, den Täter auf frischer Tat ertappt zu haben – doch dann sah sie, dass es sich um Tony handelte.
Lächelnd drehte er sich zu ihr um. „Hi.“
„Tony, ich habe dich doch gebeten, das sein zu lassen!“
„Ein Nein betrachte ich grundsätzlich als Herausforderung.“
„Du willst wohl Ärger.“
„So sind wir Feuerwehrleute
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