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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Anders
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allemal wichtiger als das Entfernen der Tiere.
    Beim zweiten Besuch geht es um die Maden und die Käferlarven. Zwei Wochen sollte man sicherheitshalber warten. Nicht, dass die Geruchsbekämpfer so lange aktiv sind, aber Insektizide sind wahnsinnig teuer. Für ein Fraßgel wie Maxforce oder Goliath Gel, das man gegen Ameisen und Schaben einsetzt, zahlt man pro 35 Gramm 50 Euro netto, ohne Mehrwertsteuer. Über 100 Euro kostet der Liter Bi-Mic CS, eines unserer Standardmittel. Und wenn man es dem Kunden auf die Rechnung schreibt, kann der auch verlangen, dass es wirkt.
    Gegen unseren Speckkäfer wäre eine Spritzbehandlung mit Bi-Mic meine erste Wahl. Bi-Mic ist ein enorm wirksames, aber nicht ganz unproblematisches Insektizid mit dem Wirkstoff Bifenthrin. Früher hat man es in der Landwirtschaft verwendet, heute darf man es nicht mehr– zu Recht, es kann auch für Menschen gefährlich werden, weshalb wir zur mikroverkapselten Variante greifen. Dabei ist jedes Wirkstoffteil mit einer Hülle umgeben, die verhindert, dass der Wirkstoff an die Raumluft abgegeben wird. Was jedoch nicht verhindert wird, ist die Aufnahme des Nervengifts, wenn ein Speckkäfer vorbeikommt. Wobei sich sofort die Frage stellt: Was passiert mit den Speckkäfern, die nicht vorbeikommen?
    Für diese kombinieren wir noch ein Kontaktinsektizid dazu, das sofort wirkt, ein Mittel mit Knock-down-Effekt. Das ist keineswegs blinder Aktionismus, um dem Kunden ein paar Käferleichen präsentieren zu können. Ohne sofortige Wirkung können die Käfer noch mehrere Tage lang Eier legen, deren Larven möglicherweise erst dann schlüpfen, wenn die Wirkung des Langzeit-Insektizids bereits abgeklungen ist. Insekteneier haben eine Wachsschicht, die sie gegen Insektizide unempfindlich macht. In dem Fall füge ich eine Vernebelung mit einem Insektizid wie Pyrethrin dazu, im Innenbereich Aquapy, da kostet der Liter übrigens auch wieder 120 Euro.
    Das heißt nicht, dass wir versprühen, was uns in die Finger kommt, die Branche hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Wir sind gesetzlich verpflichtet, vor jedem Einsatz von Wirkstoffen zu prüfen, ob wir nicht statt des zunächst erwogenen Mittels ein umweltverträglicheres nehmen können. Wir werden niemals prophylaktisch tätig– das dürfen wir nicht und wollen wir auch nicht. Wir streuen kein Insektizid aus nur für den Fall, dass mal ein Schädling vorbeikommt– obwohl wir öfter, als man glaubt, von unseren Kunden darum gebeten werden. Wer einmal ein Wespennest im Rollokasten gehabt hat, fragt gerne mal nach, ob man denn den Kasten nach der Wespenbekämpfung nicht vorbeugend mit etwas bestücken könnte…? Unsere Antwort ist immer gleich: Wir verwenden so wenig wie möglich und so viel wie nötig– und wo nichts ist, da ist auch nichts nötig. Und das ist nicht nur irgendeine Marketing-Masche. Das Prinzip zieht sich konsequent durch unsere ganze Arbeit. Nehmen wir zum Beispiel den Fall mit dem Selbstmord des 15 -jährigen Schülers, bei dem wir den Keller mit Spachteln saubergekratzt haben, die einen Plastikgriff haben. Die Wahl des Griffes ist ein Beispiel für unsere Arbeit nach dem HACCP-Konzept. HACCP steht für » Hazard Analysis and Critical Control Points«, zu deutsch: » Gefahrenanalyse und entscheidende Kontrollpunkte«, nach dem man Schritt für Schritt mögliche Gefahren (wie Holzgriffe bei blutverschmierten Spachteln) erkennt und festlegt, wie man sie eliminiert. Das Prinzip hat sich 1959 erstmals bewährt, als die NASA damit für ihre Astronauten hundertprozentig sichere Weltraumnahrung entwickeln ließ. Heute ist es für viele Bereiche in aller Welt verbindlich, und in Deutschland eben auch für seriöse Schädlingsbekämpfer. So wie wir uns Gedanken um den besten Griff machen, knobeln wir auch um den effektivsten und damit sparsamsten Insektizideinsatz.
    Noch eins: Wer in unserem Gewerbe etwas auf sich hält, hat gelernt, Schadstoffe vorsichtig einzusetzen, umweltbelastende Wirkstoffe durch schonendere zu ersetzen. Dazu gehört auch, jeweils die neuesten Generationen zu verwenden. Wir haben gerade erst auf ein neues Bettwanzenmittel umgestellt, obwohl das alte noch tadellos funktioniert hat. Nur mit den jeweils neuesten Mitteln kann ich auch Wirksamkeit bei gleichzeitig geringstmöglichem Insektizideinsatz garantieren. Das ist wichtig, denn es gibt Anbieter, die uralte Restbestände versprühen, obwohl die dazugehörenden Schädlinge dagegen längst resistent geworden sind. Es sind noch

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