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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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keine individuellen Interaktionen gestalten und keine zwischenmenschliche Beziehung aufbauen. 13
    â€¢ Äußerst wichtig ist es, dass Kinder während ihres Heranwachsens die Möglichkeit bekommen, zu einem Selbst- und Selbstwertgefühl zu gelangen. Dafür brauchen sie die Fähigkeit, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen und Beziehungen einzugehen, sowie Bildung und berufliche Kompetenzen zu erwerben. 14 Gelingt diese Ausprägung nicht oder nur unvollständig, kann das die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten nachhaltig beeinflussen — mit erheblichen Defiziten bei der Ausbildung eines intakten Selbstgefühls, beim Erwerb von Kompetenzen und bei der Fähigkeit, Beziehungen einzugehen. So steht am Beginn jeder zwischenmenschlichen Beziehung das Erfühlen dessen, was den anderen gerade bewegt. 15
    â€¢ Kindern, die selbst nur wenig Empathie, Rücksicht und Zärtlichkeit erlebt haben, stehen wegen fehlender Spiegelungserfahrungen keine eigenen neurobiologischen Programme zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen würden, Mitgefühl zu empfinden und zu zeigen. 16 Die Defizite sind aber immer noch aufzuholen, wenn auch eventuell mühsam.
    Â 
    Das führt zu folgenden Erkenntnissen für die Schule:
    â€¢ Spiegelneurone sind von überragender Bedeutung für alle Lernvorgänge, sie sind das entscheidende Bindeglied zwischen der Beobachtung eines Vorgangs einerseits und dessen eigenständiger Ausführung andererseits. Zu beobachten, wie ein anderer eine Aufgabe löst, einen Apparat bedient oder emotional mit einem brisanten Problem umgeht, kann ein entscheidender Beitrag für die eigene Kompetenz sein. 17
    â€¢ Ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist deshalb enorm wichtig für den Lern- und Lebenserfolg.
Schließlich treten Lehrer nie allein als „Stoffvermittler” auf, sondern immer als ganze Person — als Überbringer von Botschaften und Bewertungen, die das Entwicklungspotenzial eines Schülers erschließen oder beschränken und so das Lernen befördern oder schlimmstenfalls verhindern können. 18
    â€¢ Nur kleine, überschaubare Klassen bieten dazu die Möglichkeit, jedes einzelne Kind bewusst wahrzunehmen, persönlichen Kontakt zu halten, eine Arbeitsbeziehung zu jedem einzelnen Kind herzustellen. 19 Kinder wollen als Individuen gesehen werden. Spürt ein Schüler, dass die Lehrkraft eine Vorstellung davon hat, wie und wohin er sich entwickeln könnte, so steigert dies in ihm das Zutrauen und die Motivation, noch mehr zu lernen. 20
    â€¢ Zwei Phasen des Lernens sind notwendig: Zunächst muss im persönlichen Kontakt durch die Lehrkraft eine Einführung gegeben und der Lerngegenstand erklärt werden. Dann muss es ausreichend Möglichkeiten geben, das Erklärte selbst nachzuvollziehen. Dies geschieht durch zahlreiche Anwendungen, die sich eng an der Erfahrungswelt der Schüler orientieren. 21
    â€¢ Aus neurobiologischer Sicht ist es deshalb eine unsinnige Strategie, die Schüler den Stoff eigenständig mithilfe eines Lehrbuchs erarbeiten zu lassen. Grundschüler sind dazu noch nicht in der Lage, sie können weder eigenständig „am Modell“ lernen, noch das gewonnene Wissen anwenden. 22 Das schaffen eventuell reifere Schüler in weiterführenden Schulen.
    â€¢ Lernen unter Stress, Druck und Angst kann nicht gelingen. Das Vermögen, sich einzufühlen, andere zu verstehen und Feinheiten wahrzunehmen, geht verloren. 23
    Â 
    Wie sollte also der Unterricht gestaltet sein?
    â€¢ Gerald Hüther bringt es auf den Punkt: Unterricht soll „so lebendig sein wie möglich, so praxisnah und anwendbar wie möglich, so sehr am jeweiligen Entwicklungsstand des betreffenden Kindes orientiert wie möglich. Mit einem Wort: so sinnvoll für das Kind, wie möglich. Was keinen Sinn macht, was einen Schüler emotional nicht berührt, worauf er sich nicht einlässt und was er sich nicht selbst erarbeiten kann, braucht man auch nicht zu unterrichten. Tut man es trotzdem, so macht der Schüler eine Erfahrung, die schlimmer ist als das Verpassen des Unterrichtsstoffes: nämlich die, dass Lernen sinnlos ist,
dass es keine Freude macht, sich Wissen anzueignen und dass es auf ihn nicht ankommt, er eigentlich nicht gesehen wird.” 24
    â€¢ Guter Unterricht lässt Zeit zum Begreifen und zum Üben: Denn nur diese

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