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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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weltberühmte Charles
Mansfield-Livingston gearbeitet, ein gut aussehender, eleganter Mann, dem ein
parasitärer Zwilling aus der Brust wächst. Er sieht aus wie ein Kleinkind,
dessen Kopf in Charles’ Brustkorb steckt. Charles nennt ihn liebevoll Chaz und
zieht ihm Anzüge in Miniaturgröße und schwarze Lackschühchen an, und wenn er
umhergeht, hält er ihn bei den kleinen Händen. Gerüchten zufolge kann Chaz mit
seinem winzigen Penis sogar eine Erektion bekommen.
    Onkel Al versucht verzweifelt, nach Joliet zu kommen, bevor jemand
anders zuschlägt. Und obwohl Saratoga Springs mit unseren Plakaten
vollgepflastert ist, obwohl wir zwei Tage dort gastieren sollten und 2200
Brote, 52 Kilo Butter, 360 Dutzend Eier, 712 Kilo Fleisch, 11 Fässer
Sauerkraut, 48 Kilo Zucker, 24 Kisten Apfelsinen, 24 Kilo Schmalz, 544 Kilo
Gemüse und 212 Dosen Kaffee auf das Gelände geliefert wurden, trotz der Tonnen
von Heu und Steckrüben und Runkelrüben und anderen Tierfutters hinter dem
Menageriezelt, trotz der mehreren hundert Städter, die sich am Rand des
Zirkusplatzes versammelt haben, erst aufgeregt, dann erstaunt und mittlerweile
immer wütender, trotz all dem bauen wir wieder ab und fahren weg.
    Der Koch ist außer sich. Der Vorläufer droht zu kündigen. Der
Stallmeister der Arbeitstiere ist wütend und prügelt mit erstaunlicher
Hemmungslosigkeit die leidgeprüften Männer von der Fliegenden Vorhut.
    Alle hier haben das schon einmal mitgemacht. Sie fürchten vor allem,
dass sie auf der dreitägigen Reise nach Joliet nicht genug zu essen bekommen.
Die Küchenmannschaft ist nach Kräften bemüht, so viel Lebensmittel wie möglich
in den Hauptzug zu schaffen, und verspricht, bei der ersten Gelegenheit Düppen
– offenbar eine Art Essenspaket – auszuteilen.
    Als August erfährt, dass wir eine dreitägige Reise vor uns
haben, stößt er einen Strom wilder Flüche aus, dann geht er auf und ab, wünscht
Onkel Al zum Teufel und brüllt uns anderen Befehle zu. Während wir Tierfutter
in den Zug schleppen, versucht August, den Küchenchef zu überreden – oder
notfalls zu bestechen –, ihm einen Teil der Lebensmittel für die Menschen
abzutreten.
    Diamond Joe und ich tragen eimerweise Innereien von der Menagerie
zum Hauptzug. Sie stammen von den hiesigen Schlachthöfen und sind widerlich –
muffig, blutig und verkohlt. Wir stellen die Eimer in den Tierwaggons direkt
neben die Türen. Die Fahrgäste – Kamele, Zebras und andere Heufresser –
stampfen und lärmen und protestieren auf jede erdenkliche Weise, aber das
Fleisch muss bei ihnen stehen, weil nirgendwo anders Platz dafür ist. Die
Raubkatzen fahren in Paradekäfigen auf den Flachwagen mit.
    Nach getaner Arbeit suche ich August. Er belädt hinter dem Küchenbau
eine Schubkarre mit den Sachen, die er der Küchenmannschaft abschwatzen konnte.
    »Wir sind gleich fertig mit dem Aufladen«, sage ich. »Sollen wir uns
irgendwie ums Wasser kümmern?«
    »Kippt das alte Wasser weg und füllt die Eimer neu. Der Wasserwagen
ist voll, aber damit kommen wir keine drei Tage aus. Wir werden unterwegs
anhalten müssen. Onkel Al ist vielleicht ein harter Knochen, aber er ist nicht
dumm. Er wird die Tiere nicht aufs Spiel setzen. Ohne Tiere kein Zirkus. Ist
das Fleisch geladen?«
    »Soweit es geht.«
    »Das Fleisch hat Vorrang. Wenn ihr Heu rausschmeißen müsst, um Platz
zu schaffen, dann macht das. Die Katzen sind mehr wert als die Heufresser.«
    »Wir sind bis zum Anschlag vollgepackt. Solange Kinko und ich nicht
woanders schlafen, passt nichts mehr rein.«
    Zögernd tippt sich August mit dem Finger gegen die geschürzten
Lippen. »Nein«, entscheidet er schließlich. »Marlena würde nie zulassen, dass
Fleisch bei ihren Pferden steht.«
    Zumindest kenne ich jetzt meinen Platz. Auch wenn der irgendwo
hinter den Katzen ist.
    Der Wasserrest in den Pferdeeimern ist brackig und voller
Hafer. Aber immerhin ist es Wasser, also trage ich einen Eimer nach draußen,
ziehe mein Hemd aus und schütte mir das restliche Wasser über Arme, Kopf und
Brust.
    »Fühlst du dich nicht mehr ganz frisch, Doc?«, fragt August.
    Als ich mich vorbeuge, tropft Wasser aus meinem Haar. Ich wische mir
die Augen frei und richte mich auf. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, welches
Wasser ich sonst nehmen sollte, und das hier hätte ich sowieso weggeschüttet.«
    »Nein, nein, schon in Ordnung. Wir können von unserem Tierarzt ja
kaum erwarten, dass er wie ein Arbeiter lebt, nicht wahr? Ich sag dir was,
Jacob.

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