Wasser-Speier
Gewissen. Wenn ich eine Seele hätte, würde ich euch in dieser Hinsicht gleich werden. Und wenn der Philter eine Seele bes ä ße…«
»… würde er dadurch möglicherweise so viel Persönlichkeit en t wickeln, um sich aus der Enge des Gebiets des Wahnsinns zu b e freien«, ergänzte Iris den Satz für sie. »Eine Seele würde ihm die Unabhängigkeit verleihen, nach der er sich zweifellos sehnt. Vie l leicht begreift er ja gar nicht, was für Folgen ein Gewissen hat; er glaubt lediglich, daß seine Macht sich dadurch erheblich ausweiten ließe.«
»Ist das nicht alles ein bißchen weit hergeholt?« warf Gary ein. »Warum sollte es überhaupt einen Dämon in der Schnittstelle g e ben?«
»Die Schnittstelle stellt einen äußerst hochentwickelten, kompl i zierten Zauber dar«, erläuterte Mentia. »Um richtig zu funktioni e ren, muß sie sämtliche Dinge, die durch sie hindurchkommen, einschätzen und genauso behandeln, wie es ihnen zukommt. Auch Lebewesen , ja, sogar Menschen. Nur ein Dämon könnte so etwas zuverlässig erledigen. Ein Dämon, der gut genug gedankenlesen kann, um zu erfahren, was die Leute wollen, ohne daß die offen darüber sprechen. Der über Illusion gebietet, um einzelne Aspekte der Schnittstelle erkennbar zu machen, auszuformen und das G e biet des Wahnsinns einzugrenzen. Mit dieser Aufgabe müssen viele talentierte Dämonen betraut worden sein. Doch einem ist es g e lungen, sich davon zu befreien.«
»Aber wir haben doch überhaupt keine Dämonen zitiert, als wir die Schnittstelle kompilierten!«
»Wir haben sie ja auch gar nicht wirklich kompiliert«, hielt Iris entgegen. »Wir haben lediglich noch einmal durchgespielt, was die Alten getan haben. Die wußten, was sie taten, während wir nur eine Pantomime vollführt haben. Die Alten haben möglicherweise Dämonen zitiert und an diese Aufgabe gebunden. Alle bis auf j e nen, der sich davonstehlen konnte. Und als sie schließlich erkan n ten, was geschehen war, da war es auch schon zu spät. Sie konnten die Schnittstelle erst wieder in tausend Jahren rekompilieren. De s halb mußten sie sie notgedrungen an Ort und Stelle flicken.«
»Und das funktionierte für eine ganze Woche ja auch recht gut«, meinte Mentia. »Bis zur Zeit Ohne Magie, als der innere Zauber sich auflöste. Der Hauptteil der äußeren Schnittstelle muß wohl irgendwelche Regenerationsmechanismen enthalten. Deshalb ist er wahrscheinlich nach der Rückkehr der Magie ebenfalls wieder e r schienen, und die Wasserspeier blieben ihrer Aufgabe treu verbu n den. Doch der Eingrenzungszauber, der den Wahnsinn in Schach hielt, war aufgelöst, und so manifestierten sich nach und nach die Folgen dieses Verlusts. Jetzt kennen wir endlich die ganze Wah r heit.«
»Jetzt wissen wir aber auch, weshalb uns der Gute Magier hierhergeschickt hat«, verkündete Iris. »Er wollte, daß wir uns d a mit befassen.«
»Um Xanth vor dem Wahnsinn zu retten«, bekräftigte Hiatus.
»Und uns selbst dabei zu helfen«, ergänzte Gary.
Sie sahen einander an. »Die ganze Sache«, bemerkte Mentia nüchtern, »ist möglicherweise die wichtigste Queste von allen, wichtiger als jede andere, von der wir je geträumt haben mögen.«
»Die wichtigste Queste, die bisher jemals in Xanth unternommen wurde«, fügte Iris hinzu. »Und dabei sind wir so ein bunt zusa m mengewürfelter Haufen!«
»Und wissen nicht einmal, was wir nun tun sollen«, bemerkte Gary.
Die anderen nickten zustimmend.
13
Zukunft
»Also müssen wir es einfach noch mal versuchen, den Philter zu finden und ihn in eine Schnittstelle einzubauen, die noch zu r e kompilieren ist«, schloß Iris. »Damit endet schließlich nicht nur der Geis des Wasserspeiers, wir kommen dann auch sicher wieder aus dem Wahnsinn heraus.«
Gary hegte den Verdacht, daß es jetzt um kein Deut einfacher sein würde, den Philter zu finden, als zuvor; und ihn in die Schnit t stelle einzubauen, dürfte sogar noch schwieriger werden – immer vorausgesetzt, sie fanden tatsächlich eine Möglichkeit, ihn zu r e kompilieren und das ganze nicht nur zu simulieren. Doch er wollte nicht den Miesepeter mimen; deshalb schwieg er lieber.
»Aber wir haben doch schon nach ihm gesucht«, gab Hiatus zu bedenken, »und zwar ohne jeden Erfolg.«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach Iris. »Unser Erfolg besteht darin, daß wir hierhergekommen sind. Wir haben schon gewaltige Fortschritte erzielt, was Verständnis und Weitblick anbelangt. Da r aus läßt sich schließen, daß wir
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