Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Danke«, sagte sie, als ihre Lippen voll ausg e formt waren.
    Gary begriff, daß Mentia sich – trotz all ihrer Dementis – z u mindest ein kleines bißchen daraus machte, was andere Wesen von ihr hielten. Aber das war ja nun wirklich kein besonders schlimmer Fehler. »Wie alt bist du denn, Mentia?«
    »Einhundertunddreiundneunzig. Aber wer zählt schon die Jahre? Bei Dämonen hat das nichts zu sagen.« Sie zog die Luft ein, und ihr Busen schwoll gewaltig an, bis er aus seinem Halter platzte. Gary verstand natürlich nichts von solchen Dingen, hegte aber den Verdacht, daß ein Menschenmann sie jetzt wohl ziemlich attraktiv finden würde. »Oder auch nur ein Jahr, je nachdem, wie man es zählen will. Allzulange bin ich als Metrias Alterego ja noch gar nicht unterwegs.«
    Das war eine durchaus annehmbare doppelzüngige Antwort. »Dann hat diese dreiundneunzigjährige uralte Frau, in ihre Zwa n ziger zurückverjüngt, also die Aufgabe, mich bei meiner Mission zu unterstützen«, bemerkte Gary leicht niedergeschlagen. »Ich sol l te es wohl besser möglichst schnell hinter mich bringen.«
    »Genau das hatte ich auch vor. Ich selbst kann mich zwar in A u genschnelle in den Teich begeben, aber du nicht. Du brauchst e i nen physischen Transport. Kannst du singen?«
    Da mußte wohl wieder ihr Wahnsinn gesprochen haben. »Nein.«
    »Schade. Dann hättest du nämlich auf einem Graber reiten kö n nen. Die befördern die Leute durchs Felsgestein, wenn man ihnen ein Lied singt.« Sie dachte nach, wobei ihr Körper stark ausfranste. »Vielleicht ein Pfiffer.«
    »Ein was?«
    »Das ist eine Spielart der Wühlmäuse. Ein Pfiffer will immer nur eins – einen Pfifferling. Also gibst du ihm keinen.«
    Das wurde ja immer verrückter! »Man gibt ihm nicht, was er ve r langt?«
    »Genau. Denn wenn er seinen Pfifferling bekommt, frißt er ihn auf und geht nach Hause, um ein Nickerchen zu machen.«
    »Warum verspricht man ihm dann keinen Pfifferling, nachdem er einem geholfen hat?«
    »So funktioniert das nicht. Pfiffer planen nicht in die Zukunft. Sie wollen immer alles jetzt haben.«
    »Aber man darf ihnen den Pfifferling nicht jetzt geben.«
    Sie lächelte. »Langsam scheinst du zu kapieren, Steinfrätzchen.«
    »Folglich können wir auch keinen Pfiffer in Anspruch nehmen.«
    »O doch, das können wir sehr wohl.«
    Gary wußte, daß sie ihn nur aufzog, aber da er nun einmal in der Sache drin steckte, stellte er die naheliegende Frage: »Und wie?«
    »Indem wir ihm mitteilen, was wir ihm nicht geben werden.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Na ja, du bist ja auch nur ein Steintierchen. Dann werde ich jetzt mal einen Pfiffer herbeirufen, damit wir auf ihm reiten kö n nen.«
    D. Mentia war wirklich verrückt! Aber was blieb ihm anderes ü b rig?
    Mentia steckte zwei Finger in den Mund und atmete so tief durch, daß sie beinahe geplatzt wäre. Dann stieß sie einen gelle n den Pfiff aus, der Garys Ohren fast in den Wahnsinn trieb. Es folgte ein Rumpeln im Boden, und schon zweieinhalb Momente später schob sich die wurmähnliche Schnauze eines riesigen unte r irdischen Wesens aus dem Erdreich. »Pffiffff?« fragte das schlabbrige Maul.
    »Na, von uns bekommst du nicht mal einen linken Schuh«, ve r setzte Mentia. »Aber wenn du uns zum Teich der Gehirnkoralle bringst – wer weiß, was wir dir dann vielleicht geben?«
    Der Pfiffer überlegte nach Wurmart: Es war nicht zu übersehen, daß seine Gedanken mächtige Windungen nahmen. »Pffiffff?« wiederholte er.
    Gary sah ein, daß er wohl besser langsam mit dem Kapieren a n fangen sollte. »Von uns bekommst du keine Burg«, sagte er.
    Mentia stieg auf den breiten, rundlichen Rücken der Kreatur und umklammerte sie mit ihren festen, fleischigen Waden. Gary tat es ihr gleich, so gut er konnte, indem er das Wesen auf allen vieren bestieg. Es war so stark gebaut, daß es sich nicht einmal annähernd so wacklig anfühlte, wie es aussah.
    »Zum Teiiiich«, sagte die Kreatur. »Dann Pffiffff?«
    »Von uns bekommst du nicht einen Sonnenschirm«, antwortete Mentia.
    Die Schnauze des Wesens schoß in die Tiefe, als bestünde das Erdreich aus Wasser. Mit sehnigen Bewegungen folgte der Rest des Leibes. Gary fragte sich, ob er beunruhigt sein sollte, doch noch ehe er zu einer Entscheidung gelangen konnte, schossen sie bereits immer tiefer ins Erdreich. Es war kaum etwas zu spüren; alles fühlte sich so an, als würde nur ein schmutziger Nebel an ihnen vorbeistreichen. Doch schon einen Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher