Wasser-Speier
haben«, erw i derte Iris. »Das muß nach meiner Zeit gewesen sein.«
»Ja, war es auch«, bestätigte Trent. »Sie haben die Kleine vor e t wa anderthalb Jahren bekommen.«
»Ein schreiendes Baby!« sagte Iris angewidert. »Was soll ein Wa s serspeier ihr denn beibringen? Schwimmen vielleicht?«
»Sie ist schon sechs Jahre alt«, widersprach Trent.
Iris wandte sich ihm zu. »Willst du mich veräppeln, Magier? Ich habe genau gehört, wie du gesagt hast, daß sie erst vor anderthalb Jahren gekommen ist!«
»Stimmt. Aber als sie geliefert wurde, war sie bereits fünf«, erw i derte er.
Gary und Iris starrten ihn an. Die Zauberin war dermaßen ve r blüfft, daß der illusionäre Palast unscharf zu werden begann.
»Und das ist noch nicht mal das Erstaunlichste an ihr«, fuhr Trent fort. »Sie besitzt nämlich ein unmögliches Talent.«
»Nichts ist unmöglich«, versetzte Iris und riß sich und ihre Illus i on mit wechselndem Erfolg zusammen. »Nur, daß niemand mehr als ein einziges Talent haben kann.«
»Sie scheint aber eine unbegrenzte Zahl von Talenten zu haben«, antwortete Trent.
»Woher willst du das wissen?« fragte sie. »Das muß eine Illusion sein.«
»Ich habe Unmöglich im Laufe meiner eigenen Queste kenne n gelernt, als ich Gloha Kobold-Harpyie bei der Suche nach ihrem idealen Ehemann geholfen habe.«
»Oh! Gibt es tatsächlich einen fliegenden Koboldmann?« fragte Iris. »Ich dachte immer, Gloha wäre einzigartig.«
»Inzwischen gibt es einen. Ich habe ihn verwandelt. Vorher war er ein unsichtbarer Riese.«
»Sie hat einen Riesen geheiratet? Wie, um alles in der Welt, sind die denn zusammengekommen?«
»Das ist eine Sache, die in einen anderen Band gehört. In dieser Geschichte hier geht es um ein bemerkenswertes Kind, das ein ganz schöner Brocken sein wird – wie kein zweiter. Ich habe zwar keine Ahnung, weshalb ausgerechnet ein Wasserspeier sich um sie kümmern muß, aber ich vermute, daß es das reinste Abenteuer werden dürfte, dies herauszufinden.«
Iris seufzte. »Das hätte ich mir gleich denken können, daß die Verjüngung ihren Preis hat! Noch dazu einen ziemlich hohen. A ber ich würde glatt die Hälfte meiner Seele dafür hergeben, um körperlich wieder jung zu werden, und diese Lösung scheint dem zu entsprechen. Also schön, bringen wir es hinter uns.«
»Wie du möchtest, meine Liebe. Dann laß mich erst mal Gary Wasserspeier verwandeln. Schließlich geht es um seine Queste.«
»Oh, ich kann warten«, erwiderte Gary, der ebensowenig darauf erpicht war, seine Gestalt zu wandeln, wie die Zauberin. Doch noch während er sprach, geschah etwas wahrhaft Grauenhaftes mit ihm.
Plötzlich stand er auf seinen beiden Hinterläufen, während die Vorderbeine ihre Grundausrichtung veränderten, ein ganzes Stück kürzer wurden und beträchtlich an Stämmigkeit einbüßten. Sein Kopf verkleinerte sich, und die Zähne schrumpften zu winzigen, stumpfen Stummeln, bis sie für den Nahkampf fast unbrauchbar geworden waren. Seine Vorderpranken verwandelten sich in schwache, fleischige Finger mit blassen, platten Nägeln. Und seine Flügel – wie entsetzlich! – verschwanden sogar gänzlich. Er kam sich völlig nackt vor. Doch das war er in Wirklichkeit nicht; denn von seinem Rumpf hing Stoff herab.
Iris musterte ihn. »Na, schon besser! Gibt ja einen halbwegs a n ziehenden jungen Mann ab.« Sie wandte sich an Trent. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
»Gewiß.« Trent überreichte ihr ein Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit. »Trink und sei fröhlich, meine Teuerste.«
Sie riß ihm das Fläschchen beinahe aus den Fingern, hielt es an den Mund und stürzte die Flüssigkeit gierig herunter. Dann richt e te sie sich auf – und war völlig unverändert.
»Vielleicht sollten wir zur Abwechslung mal auf die Illusion ve r zichten«, schlug Trent vor.
»Ach so. Ja«, stimmte sie zu.
Da erschien wieder der breiige Raum um sie herum, dazu das Wasser des Teiches. Doch die verschrumpelte alte Vettel war ve r schwunden. Statt dessen stand nun eine Frau in der strahlendsten Kraft menschlicher Jugend da. Die Wirkung litt ein wenig unter ihrer Kleidung, die an manchen Körperstellen schlaff herunte r hing, während sie an anderen von geradezu schmerzlicher Enge zu sein schien.
»Vielleicht solltest du dich mal umziehen«, schlug Trent mit e i nem Dreiviertellächeln vor.
Iris blickte an sich herab. »Ja. Raus mit euch, während ich mich darum kümmere!«
»Oh, wir hätten bestimmt nichts
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