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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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dagegen, solltest du es vorzi e hen, dich gleich an Ort und Stelle auszuziehen und deine Kleidung zu richten«, antwortete Trent spitzbübisch.
    »Raus!« schrie sie.
    »Frauen neigen manchmal dazu, völlig grundlos unvernünftig zu werden«, bemerkte der Magier Trent, als sie hinaustraten und ve r nahmen, wie die breiige Tür mit einem schmatzenden Geräusch hinter ihnen zugeschlagen wurde.
    Doch Gary hatte seine eigenen Sorgen. Kaum versuchte er mit seinen beiden neuen Beinen einen Schritt, als er auch schon das Gleichgewicht verlor. Er war den aufrechten Gang eben noch nicht gewöhnt.
    Trent stützte ihn mit einer Hand. »Du schaffst das schon«, sagte er beruhigend. »Die meisten meiner Verwandlungen haben keine Probleme damit. Der Körper erledigt das von selbst. Aber deine natürliche Gestalt hast du eben schon einige Jahrhunderte lang; deshalb bist du vielleicht ein wenig eingefahren. Ahme mich ei n fach nach.« Er tat ein paar Schritte, machte kehrt und kam zurück.
    Gary versuchte es mit einem Schritt, kippte nach vorn, fing sich aber gerade noch rechtzeitig und schwankte sofort in die Gege n richtung. Doch schon wenige Schritte später hatte er es einigerm a ßen begriffen. Es war also tatsächlich möglich, sich auf diese Weise zu bewegen, so umständlich es auch aussah.
    »Nicht lange, und du wirst den Unterschied gar nicht mehr b e merken«, versicherte der Magier. »Allerdings könnte die geistige Umstellung ein bißchen schwieriger werden. Du besitzt jetzt zwar menschliche Gestalt, aber dein Geist bleibt nach wie vor der eines Wasserspeiers.«
    Gary lernte bereits dazu. Er machte die Entdeckung, daß es das Beste war, einfach seinem Körper die Bewegung zu überlassen, anstatt ihm Vorschriften zu machen. Die menschliche Gestalt ve r langte ständig nach Aussteuerung, schien aber immerhin die dafür erforderlichen Mechanismen zu besitzen. Darüber hinaus stellte er fest, daß er auf seine Kleidung achten mußte, da diese sich gern an allen möglichen Gegenständen verhakte, was bei Garys Steinfell nicht der Fall gewesen war. Er hätte es eigentlich vorgezogen, die Kleidung abzulegen und sich im natürlichen Zustand fortzubew e gen, genau wie früher, doch er wußte, daß dies nicht der Me n schenart entsprach. Alle Menschen, denen er je begegnet war, ha t ten Kleidung getragen, und wenn dabei auch immer wieder Teile ihrer Haut zu sehen gewesen waren, blieb ihr Rumpf doch meist bedeckt.
    Die Tür ging auf, und Iris trat heraus. Jetzt saß die Kleidung g e nau und schmiegte sich eng an ihre schmale Hüfte, während sie den Oberkörper etwas lockerer umhüllte und sich um die schla n ken Beine bauschte. Gary verstand natürlich nicht viel von menschlicher Anatomie, vermutete aber, daß Iris nun ein halbwegs ästhetisches Exemplar ihrer Gattung darstellte.
    »Du siehst bezaubernd aus, meine Liebe«, sagte der Magier Trent höflich. »Die Jugend steht dir gut.«
    »Danke«, erwiderte Iris und lächelte ihn an. Für ein Mensche n wesen sah sie dabei eigentlich recht nett aus. Selbst ihr Haar, das ohne Beeinflussung durch Illusion grau und strähnig gewirkt hatte, war von einem üppigen Rötlichbraun und ergoß sich in wallenden Locken über ihre Schultern.
    »So, und jetzt solltet ihr euch besser auf den Weg machen«, meinte der Magier. »Wir wissen nämlich nicht, ob wir es auch mit irgendwelchen Fristen zu tun haben.«
    Iris machte den Eindruck, als würde sie es vorziehen, sich noch ein wenig im Teich aufzuhalten, widersprach aber nicht. »Wo fi n den wir die Behausung des Golems?« fragte sie.
    »Ich bin sicher, die Dämonin kann sie ausfindig machen, sobald ihr erst mal an der Oberfläche seid.« Trent wandte sich an Gary. »Und du müßtest die Dämonin herbeirufen können, indem du einfach nur ihren Namen aussprichst. Sie scheint sich ja für dich zu interessieren, da dürfte sie wohl erscheinen.«
    »Aber noch sind wir nicht an der Oberfläche«, antwortete Gary, wobei er zum erstenmal seinen komischen menschlichen Mund benutzte. »Dazu müssen wir uns erst mal einen zweiten Pfiffer suchen.«
    »Einen Pfiffer?« rief Iris. »Ich habe nicht die geringste Lust, e i nen von diesen übergroßen Würmern zu besteigen!«
    »Es dürfte eine etwas einfachere Möglichkeit geben«, meinte Trent. »Ich glaube, die Gehirnkoralle besitzt einen Aufzug, in dem sie freigesetzte Lebewesen nach oben befördert.«
    Er hob das Kinn. »Koralle?«
    Vor ihnen erschien ein goldenes Glühen. Es hatte die Form e i nes Weges,

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