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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch nach Hause zurück, du faule Kreatur!« rief ich. Doofus gehorchte sofort und galoppierte in die ungefähre Richtung von Schloß Zombie davon.
    Da stand ich nun allein in einem fremden Land. Ich schaute mich um, und allmählich wich mein Zorn einer gewissen Bangi g keit. Ich wußte schließlich, daß es an fremden Orten gefährlich werden konnte. Doch ich sah nur Bäume, dazu einige Steine und Felsen, aber leider nichts zu essen.
    Plötzlich hörte ich Musik. Ich hoffte, daß ich dort, wo die Musik erklang, auf ein paar Leute treffen würde. Doch als ich mich ein Stück durch den Wald bewegt hatte, machte ich die Entdeckung, daß das Geräusch von Felsen stammte. Genauer gesagt von einem sehr nett aussehenden Tier, das gerade an einem Felsen knabberte. Es mußte ein Steinbeißer sein. Mit jedem Biß explodierten die Steine, was eine recht anziehende Musik ergab. Nur war ich mir nicht so sicher, ob ich von dem Puffgeröll essen sollte, sosehr es dem Steinbeißer auch zu schmecken schien.
    Also hielt ich mich in die Richtung, in die er gerade schaute. Ich wußte zwar nicht, wohin ich ging, doch irgendwo mußte ich ja ankommen.
    »Kind«, rief eine Frauenstimme mir zu. Ich blieb stehen und o r tete den Klang. Und dann sah ich an einem ausladenden Eiche l baum eine Frau stehen. Sie trug ein braunes Kleid, und sie schien erwachsen zu sein.
    Das war der Punkt, da mich langsam der Mut verließ. Ich war höchst begierig auf irgendeinen Vorwand, nach Hause zurückke h ren zu können. Oder mir ein anderes Zuhause zu suchen, sollte das nicht gehen. Ich wollte wieder ein Heim, wo jemand wie meine Mutter mich fütterte, mir ein sicheres Plätzchen zum Schlafen z u wies und sich um mich kümmerte. Natürlich durfte ich das niemals zugeben, nicht einmal vor mir selbst. Trotzdem durfte es meine Reaktion beeinflußt haben.
    Ich ging zu der Frau. »Ich… ich… Könntest du mir sagen, wo ich das nächste Menschendorf finde?« fragte ich höflich. »Ich glaube, ich hab’ mich… mich…«
    »… verlaufen?« vollendete sie sanft.
    Ich nickte verlegen.
    »Wie bist du überhaupt in diese Gegend gekommen?« fragte sie mich nun in jenem Tonfall unbewußter Autorität, wie alle Erwac h senen ihn von Natur aus annehmen.
    Natürlich mußte ich ihr darauf antworten. »Ich bin auf meinem Zombie-Hausdrachen geritten. Aber der ist nach Hause zurückg e kehrt.«
    »Vielleicht solltest du auch nach Hause zurückkehren«, schlug sie vor, und wieder mit jener notwendigen Autorität, daß der Vo r schlag mir sogar irgendwie ganz vernünftig vorkam.
    »Ich… äh, wahrscheinlich wär’s das beste«, stimmte ich zögernd zu.
    »Wo ist denn dein Zuhause?«
    »Ich… äh, wohne auf… auf Schloß Zombie«, stammelte ich, denn eigentlich wäre es mir lieber gewesen, ungenannt zu bleiben.
    »Ach? Dann mußt du der kleine Junge des Zombiemeisters sein«, sagte sie freundlich.
    »Ich bin nicht klein!« protestierte ich tapfer. »Ich bin schon elf!«
    Sie gewährte mir einen Blick, daß ich mir vorkam, als wäre ich neun – aber ohne mich wirklich zu beleidigen. »Natürlich. Wie heißt du denn?«
    »Hiatus.«
    »Hiatus«, wiederholte sie. »Hast du nicht auch eine Schwester?«
    »Lacuna«, bestätigte ich. »Unsere Namen bedeuten dasselbe: eine Lücke oder ein fehlendes Teil. Unsere Eltern hielten das für schick.«
    »Das war wirklich klug von ihnen. Ich bin Desiree Dryade.«
    Ich besann mich auf meine gute Kinderstube. »Freut mich, dich kennenzulernen, Dryade.«
    Sie nickte. »Schön, Hiatus. Bist du jetzt bereit, nach Hause z u rückzukehren?«
    Ich scharrte mit den Füßen. »Ich glaube schon.«
    »Zufällig kenne ich einen hübschen magischen Weg, der dich noch vor Einbruch der Dunkelheit dorthin führen wird. Du wirst wohl kaum etwas dafür übrig haben, die Nacht in diesem Wald zu verbringen, nicht wahr?«
    Das war mir auf eine ziemlich unbehagliche Weise nur zu b e wußt! »Ich schätze, ich sollte den Weg wohl besser nehmen.«
    Desiree musterte mich ein weiteres Mal. »Aber nicht, ohne etwas zu essen. Ich möchte nicht, daß deine Mutter glaubt, ich hätte dich hungrig zurück nach Hause geschickt. Ich habe noch einige Kekse und Gebäckfinger und -zehen.« Sie verschwand hinter dem Baum und kehrte kurz darauf mit einem Teller voll davon zurück: genau die Sorte furchtbar gesunder Nahrung, auf die ich nicht gerade versessen war. Aber ich war zu klug, um dagegen zu protestieren; denn das ist ja immer die sicherste Methode, dafür zu sorgen,

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