Wasser-Speier
der Zugbrücke. Gary zögerte. Er b e fürchtete, die Brücke könnte sein steinernes Gewicht nicht tragen. Iris wandte sich um, sah ihn – und schon nahm die Zugbrücke das Aussehen einer stabilen Brücke aus Stein und Eisen an. Gary wu ß te zwar, daß es nur eine Illusion sein konnte; trotzdem war es ihm eine Hilfe. Er folgte den beiden anderen.
Am Torgewölbe des Schlosses stellte sich ihnen ein Zombi e wächter in den Weg. »Weeer?« wollte er wissen und bewegte die verfaulenden Arme, um eine ebenso verfaulende Lanze in A n schlag zu bringen.
»Oh«, meinte Überraschung entzückt, »ein richtiger Zombie!«
»Laß mich das mal machen, Liebes«, murmelte Iris hastig. Und dann, an den Wächter gewandt: »Königin a. D. Zauberin Iris wünscht Millie das Gespenst zu sprechen.«
Kurz darauf trat eine überraschend attraktive ältere Frau heraus. »Iris?« fragte sie. »Du siehst ja gar nicht aus wie…«
»So vielleicht, Millie?« fragte Iris und umhüllte sich mit Illusion, um das Aussehen ihres wirklichen Alters anzunehmen.
»Iris!« rief Millie. »Du bist es wirklich! Was für eine wundervolle Überraschung! Ich dachte, du wärst auf einer Verblassungsfeier?«
»War ich auch, zusammen mit dem Magier Trent, mit Bink, Chamäleon, Crombie und der Nymphe Juwel. Aber dann gab es Komplikationen.«
»Offensichtlich«, meinte Millie. »Kommt rein, dann bringen wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge. Wer ist denn dein Freund dort? Und ein Kind hast du ja auch noch dabei!«
Sie gesellten sich zu Millie (die ganz eindeutig kein Gespenst war) in ihren hübschen Gemächern, die völlig frei von jeder Fäu l nis waren, wie sie sonst überall im Schloß vorherrschte. Überr a schung spielte mit einem Zombie-Werwolf, wobei sie ständig ihre Gestalt veränderte, um es ihm gleichzutun. Da an dieser Art von Abwechselung nichts auszusetzen war, ignorierten Gary und Iris die Mädchen geflissentlich.
Iris erklärte, daß ihre Verblassungsfeier verschoben worden war. Das Ziel dieser Feier hatte tatsächlich darin bestanden, den Tei l nehmern zu ermöglichen, sich in Würde vom derzeitigen Xanth zu verabschieden, damit es nicht von zu vielen alten Leuten übervö l kert würde. Gloha Kobold-Harpyie befand sich auf der Suche nach einem geeigneten Ehemann, weil sie die einzige Kreuzung ihrer Art war; deshalb war dem Magier Trent aufgetragen worden, Gloha zu helfen und sie zu beschützen, bis sie den richtigen Mann gefunden hatte. Da er mit sechsundneunzig Jahren eigentlich zu alt für ein solches Abenteuer gewesen war, hatte man ihn verjüngt. Nachdem er Iris davon erzählte, hatte dies auch in ihr das Verla n gen erweckt, es ihm gleichzutun. Deshalb leistete sie nun im G e genzug für ihre Verjüngung ihren Dienst ab, indem sie Gary Wa s serspeier half, Überraschung zu erziehen.
»Aber dazu müssen wir uns mit Hiatus beraten«, schloß sie. »Wir hatten gehofft, daß er hier sein würde, Millie.«
»Oh, das ist er auch«, erwiderte Millie ein wenig traurig. »Aber leider hat er kein bißchen Ehrgeiz. Irgendwas fehlt ihm; er scheint kein Lebensziel zu haben. Ich weiß wirklich nicht, inwieweit er euch helfen kann.«
Iris schürzte die Lippen. »Die Pläne des Guten Magiers folgen oft verwobenen, undurchsichtigen Bahnen«, meinte sie. »Meinst du, wir könnten für Hiatus vielleicht eine Art Ermunterung da r stellen?«
»Vielleicht«, antwortete Millie und blickte ein wenig hoffnung s froher drein. »Aber ich befürchte, es gibt kein Heilmittel für ihn. Doch es wäre wunderbar, wenn er Interesse daran hätte, zu heir a ten und Enkel zu bekommen, wie seine Schwester Lacuna es ja auch getan hat, nachdem sie schrecklich unter der Leere ihres L e bens gelitten hat. Ihr könntet ja wenigstens mal mit Hiatus reden.«
»Wenigstens das«, stimmte Iris zu. Gary fragte sich, was für ein Problem Hiatus haben mochte. Hoffentlich war es ihm kein Hi n dernis bei seiner Suche nach dem Philter.
Millie schickte einen Zombie los, um Hiatus zu rufen. Bald da r auf erschien er: ein Mann um die vierzig, mit struppigem Haar und düsterer Miene. Millie stellte ihm die anderen vor – mit Ausnahme von Überraschung, die gerade damit beschäftigt war, winzige Zombietiere herbeizuzaubern und auf dem Boden herumlaufen zu lassen. In stummem Einvernehmen ließen die anderen sie gewä h ren. »Vielleicht solltest du ihnen einmal deine Geschichte erzählen, mein Lieber«, schlug Millie in liebevollem Ton vor.
»Interessiert die das denn
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