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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dryade schien eine Entscheidung getroffen zu haben. »Vie l leicht wäre es besser, du würdest nicht heiraten«, bemerkte sie be i läufig. »Besser für die Frauen, jedenfalls.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich werde schon jemanden finden. Denn ich werde ganz furchtbar gut aussehen, so daß alle mich heiraten wollen«, erwiderte ich zuversichtlich.
    »Vielleicht«, stimmte sie mir zu, widersprach dann aber sich selbst: »Vielleicht aber auch nicht.«
    »Hä?«
    Desiree blickte mir geradeheraus ins Gesicht. »Schau mich an Kind«, sagte sie. »Schau mir tief in die Augen und auf mein Haar und auf alles andere an mir.«
    Neugierig geworden, tat ich, wie mir geheißen. Mein Blick traf den ihren.
    Und es geschah etwas.
    Ihre Augen waren grün und so tief wie der Quell, von dem ich getrunken hatte – wie zwei grasbewachsene Teiche. Ich spürte, wie ich in sie hineinglitt, mal schwimmend, mal treibend, mal sinkend, und wie ihr Wesen mich völlig umfaßte. Ihr Haar war von rötl i chem Braun, mit Laub darauf wie ein Baum im Herbst. Mir war, als stünde ich inmitten eines stillen Zauberwaldes, wo ich sie nur stumm betrachtete. Es war einfach wunderbar – auf eine Weise, wie ich es noch nie erlebt und zu schätzen gelernt hatte.
    »Wenn du erst mal zum Mann geworden bist«, sagte sie mit leiser Überzeugungskraft, »wirst du nie ein so schönes Mädchen kenne n lernen.«
    Und ich begriff, daß sie tatsächlich schön war, ja, mehr als schön: Sie war das allerschönste Wesen, das ich mir je hätte ausmalen können. Seltsam, daß mir das vorher gar nicht aufgefallen war. Aber vielleicht war es ja ähnlich wie mit dem verzauberten Weg: Den hatte ich ja auch erst erkennen können, nachdem Desiree ihn mir gezeigt hatte. In ganz Xanth gab es einfach nichts, das es an Schönheit mit diesem Waldmädchen hätte aufnehmen können. Ich hatte zwar schon immer gewußt, daß Dryaden hübsche Kreaturen waren, hatte es aber noch nie mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib erfahren. Jetzt wußte ich es ein für alle Mal.
    Sie bewegte die winzigen Hände. Sie wirkten wie zartes Laub, das in der Brise flattert. Sie drehte sich ein Stück zur Seite, und zum Erstaunen sah ich, wie schlank und doch wohlgeformt ihr Körper war. Noch nie im Leben hatte ich auf solche Dinge geachtet. Sie hob die Arme hoch über den Kopf und schwankte im Wind; es sah aus, als wäre sie ein anmutiger Farn oder ein dünner Baum, der sich kurz der Kraft des Windes beugte und danach wieder sein Gleichgewicht fand.
    Dann hielt sie inne und schaute mir wieder in die Augen. »Und was sagst du jetzt, Hiatus?« fragte sie leise.
    »Oh, wenn ich erstmal ein Mann geworden bin, werde ich ein Mädchen haben, das genauso ist wie du!« schwor ich.
    »Das bezweifle ich.« Sie lächelte, und mir schien, als läge eine Spur von Trauer darin. »Jedenfalls wirst du dich meiner stets eri n nern – dein Leben lang.« Und dann ging sie einfach fort.
    Ich wollte ihr folgen, denn ich wurde plötzlich von einem heft i gen Unwillen überfallen, sie einfach aus den Augen zu lassen. Was da doch für eine Verwandlung stattgefunden hatte! Zuerst war sie mir wie eine ganz gewöhnliche Frau erschienen; nun aber hatte sie sich in etwas Lieblicheres und Kostbareres verwandelt als alles, von dem ich jemals nur zu träumen gewagt hätte.
    Sie Umschrift den Baum, wo ich sie zum erstenmal hatte stehen sehen, und verschwand hinter dem Stamm, ohne zu meinem E r staunen auf der anderen Seite wieder aufzutauchen. Ich lief los, rannte um den Baum herum – doch sie war verschwunden.
    »Desiree!« rief ich in plötzlicher Niedergeschlagenheit. »Wo bist du?« Doch inzwischen war mir schon klar geworden, daß sie eine magische Kreatur war, eine Dryade nämlich, eine Waldnymphe, und daß sie nur ihrem eigenen Willen und nicht dem meinen g e horchen würde, wenn es darum ging, zu erscheinen. Sie war fertig mit mir.
    Also kehrte ich zu den beiden Lorbeersträuchern zurück, und wieder erschien mir der Weg. Ich warf einen letzten Blick zu Des i rees Baum hinüber und prägte mir seine genaue Lage ein. Dann hielt ich schnurstracks auf mein Zuhause zu.
    Der magische Weg führte mich prompt nach Schloß Zombie. Vielleicht wuchsen daneben ja tatsächlich Dauerlutscher; doch falls es so war, fielen sie mir nicht auf. Ich war noch immer völlig benommen vom Anblick des Mädchens im Wald. Wie unau s sprechlich schön sie doch plötzlich geworden war! Nie im Leben würde ich wieder einer Dryade begegnen, ohne

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