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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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folgen und schauen, ob er an dem Philter vorbeikommt.«
    »Ich werde mit ihm fahren«, entschied Mentia. Sie schwebte in die Höhe und bewegte sich auf die Treppe zum nächststehenden Wagen zu.
    »Ich auch!« rief Überraschung und klatschte dabei in die Hände. Sie rannte auf die Stufen zu und stürmte hinauf.
    »Das darfst du nicht!« schrie Iris und rannte hinter dem Kind her.
    »Ha, ha! Mich fängst du nicht!« rief Überraschung und huschte ins Innere des Wagens.
    »Das wollen wir doch mal sehen!« versetzte Iris grimmig. Sie folgte dem Kind die Stufen hinauf.
    Hiatus wechselte einen Blick mit Gary. »Wir wissen natürlich, daß das alles gar nicht möglich ist«, meinte er schließlich.
    »Trotzdem sollten wir dafür sorgen, daß die drei Frauen nicht in Schwierigkeiten geraten«, erwiderte Gary.
    Und so folgten sie den anderen die Treppen hinauf in den längl i chen Wagen. »Das ist der schiere Wahnsinn«, meinte Hiatus.
    »Genau am richtigen Ort«, bekräftigte Gary.
    Iris und Überraschung befanden sich im Hauptabteil des W a gens. Das Kind flitzte den langen Mittelgang auf und ab, während Iris in einem der bequemen Liegesessel saß. Sie drehte sich gerade um und erblickte die Männer. »Nehmt Platz, Freunde«, schlug sie vor. »Wenn ich schon in eine meiner eigenen Illusionen steigen kann, warum solltet ihr es nicht auch können?«
    Sie gesellten sich zu ihr. »Du weißt doch wohl, daß das total ve r rückt ist«, meinte Gary.
    Da erschien Mentia. »Das ist eine Eigenschaft kollektiver Einbi l dungskraft«, erklärte sie. »Ich vermute, der Wahnsinn hat der Ill u sion der Zauberin Substanz verliehen. Folglich ist das, was wir hier gerade erleben, so etwas wie eine Teilwahrheit.«
    Plötzlich erschütterte ein Ruck den ganzen Wagen. »Der Zug setzt sich in Bewegung!« rief Hiatus. »Wir müssen sofort ausste i gen!«
    Iris zuckte die Schultern. »Wozu? Wenn das ohnehin alles nur Einbildung ist, warum sollen wir da nicht mitfahren?«
    Hiatus musterte sie überrascht. »Ja, warum eigentlich nicht?« Er spähte aus dem Fenster. »Draußen zieht die Stadt vorbei.«
    »Das dürfte es uns leichter machen, sie abzusuchen«, meinte Iris. »Genießen wir es doch einfach.«
    Sie blickten aus dem Fenster, während die Gedankenbahn immer schneller wurde. Die Gebäude schienen sich rückwärts zu bew e gen, der Zug dagegen schien zu stehen. Doch Gary wußte, daß es nur eine Täuschung war. Da ja alles nur in der Einbildung stat t fand, wie Iris richtig bemerkt hatte, machte es ohnehin kaum einen Unterschied. Aber wohin glaubten sie zu fahren?
    Gary dachte darüber nach, während er beobachtete, wie die G e bäude immer spärlicher wurden, abgelöst von Bäumen und Fe l dern; die Landschaft wurde gelegentlich von einem kleinen See unterbrochen. Ziel seiner Queste war der Philter. Würde diese Gedankenbahn ihn dort hinbringen – sofern er daran denken sol l te, daß sie es tun müßte? Sobald sich der Philter erst einmal in se i nem Besitz befand, würde es ihm egal sein, wie er das zustande gebracht hatte. Deshalb konzentrierte Gary sich darauf: Philter, Philter, Philter.
    Der Zug bremste ab. »Wir treffen gerade irgendwo ein«, bemer k te Iris.
    Ob sich dort wohl der Philter befand? Gary hielt den Gedanken aufrecht und tat sein Bestes, den Zug zum Reagieren zu bewegen.
    Quietschend kam der Zug zum Stehen. »Ich glaube, wir sind am Ziel«, meinte Mentia. »Ich bin mir allerdings alles andere als sicher, ob wir uns dort besonders wohlfühlen werden. Hier ist mir für meinen Geschmack entschieden zuviel Wahnsinn im Spiel.«
    »Sobald wir es leid sind«, warf Iris ein, »kann ich die Illusion ja einfach abbrechen. Dann werden wir uns zwischen den Ruinen wiederfinden.«
    »Vielleicht«, meinte Mentia grimmig.
    Das bekümmerte Gary ein wenig; denn im Augenblick war Me n tia das geistig stabilste Mitglied der Gruppe. Andererseits mochte er die Illusion nicht verlassen, bevor er nicht den Philter ausfindig gemacht hatte.
    Sie erhoben sich von ihren Sesseln und begaben sich im Gäns e marsch zum Ausgang.

9
Scharnier
    Gary verließ als erster den Zug, in banger Erwartung, was er dra u ßen wohl vorfinden würde. Die Illusion der alten Stadt war zwar noch da; aber er war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich irgendw o hin gereist waren. Und falls doch: Wohin hatte die Gedankenbahn sie dann gebracht? Hier im Gebiet des Wahnsinns konnte alles eine Gefahr sein, oder nichtexistent, oder auch beides.
    Draußen auf dem Bahnsteig

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