Wasser-Speier
stand eine Gruppe von Leuten. Ein Mitglied der Gruppe, eine Frau, erkannte Gary offensichtlich, denn sie trat forsch vor. Sie war bewaffnet, und ihr Haar wies einen kriegerischen Schnitt auf.
»Hannah Barbarin!« rief Gary bestürzt. »Was tust du denn hier?«
»Mein Gebieter belieben zu scherzen«, erwiderte sie unterwürfig.
Hatte er sich geirrt? Sie sah genauso aus wie die aggressive Frau, der er am Schloß des Guten Magiers begegnet war, verhielt sich aber nicht so. »Verwechsle ich dich vielleicht mit jemandem?«
Sie lächelte, was an sich schon beunruhigend genug war. »Mein Gebieter, Gar der Gute! Du weißt doch, daß ich nur bin, um dir zu Diensten zu sein. Laß mich dir die Treppe herunterhelfen. Gewiß bist du von mühseliger Fahrt erschöpft.« Und sie nahm seinen Ellenbogen in festen Griff und stützte ihn beim Abstieg.
Gary erkannte, daß dies entweder mit der Illusion oder mit dem Wahnsinn zu tun haben mußte. »Ich gestehe, daß ich ein wenig verwirrt bin. Hab Geduld mit mir. Dein Name ist…?«
»Hanna die Handmagd, natürlich, mein Gebieter, wie er es schon immer war. Ich stelle fest, daß du dringend meiner Dienste b e darfst.«
Es schien Gary das Beste zu sein, lieber mit der Illusion zu g e hen, als dagegen anzukämpfen. Vielleicht hielt die Zauberin Iris ihn ja auch nur ein bißchen zum Besten.
Doch Iris war die nächste, die aus dem Zug stieg. »Was ist das denn?« fragte sie verblüfft.
»O Königin Iri, hast du mich vergessen?« fragte Hanna. »Ich bin die Handmagd meines Gebieters Gar des Guten, treu und unte r würfig.«
»Unterwürfig?« fragte Gary, aufs neue überrascht.
»Mein Gebieter, dein Necken ist gar grausam«, erwiderte Hanna und blickte kummervoll drein. »Wann war ich jemals etwas anderes als deine demütigste und gehorsamste Dienerin?«
»Dieses Bild habe ich aber nicht herbeigerufen«, meinte Iris. Sie wirkte verstört und ein kleines bißchen beunruhigt. »Dieser Wah n sinn gerät langsam aus allen Fugen.«
»Nicht ohne guten Grund heißt man sie Iri die Irritierte«, mu r melte Hanna, an Gary gewandt. Und dann, strahlend lächelnd, sagte sie zu Iris: »Meine Gebieterin, ich bitte untertänigst um Ve r zeihung, daß ich dich erzürnt habe.«
»Ich sprach von Wahnsinn, nicht von Zorn«, versetzte Iris. Doch sie schien zu derselben Entscheidung gelangt zu sein wie Gary – das Spiel mitzumachen, bis sie Genaueres in Erfahrung gebracht hatten.
Als nächstes erschien Überraschung. »Wie schön ist es doch, dich wiederzusehen, Prinzessin Übi die Überragende«, sagte Ha n na. »Ich hoffe, deine geschätzte Mutter, die Königin, hat ihren Zorn nicht auch gegen dich gerichtet.«
Das Kind stutzte, dann wechselte es die Farbe und wurde grel l grün. »Übi die Überragende?« wiederholte das Mädchen. »Das g e fällt mir!«
Iris warf einen Blick zurück. »Liebes, du solltest dich lieber wi e der zurückverwandeln, bevor es noch jemandem auffällt«, sagte sie verhalten.
Überraschung wurde erst blau; dann nahm sie wieder ihre no r male Färbung an. »Überragend!« wiederholte sie lächelnd.
»Mein Gebieter, ermunterst du sie etwa dazu?« erkundigte Hanna sich besorgt.
»Sie ermuntern?« fragte Gary verständnislos. »Wie soll ich sie denn daran hindern zu tun, was sie will?«
»Aber du bist doch ihr Lehrer, mein Gebieter. Da obliegt es dir, sie in allen Fragen des Benehmens und der Zauberei zu unterwe i sen, auf daß sie ihre Kräfte nicht vergeuden möge.«
»Ihre Kräfte vergeuden?« Gary war immer noch ziemlich orie n tierungslos.
»Du weißt so gut wie wir alle, daß Übi, die einzige Anwärterin auf die Krone Xanths, zwar über mehr Magie gebietet als jeder andere, daß sie aber auch jeden Aspekt derselben nur ein einziges Mal beschwören kann. Daher ist es ein furchtbarer Frevel, die M a gie zu vergeuden, bis sie gar zur allerletzten Beschwörung nicht mehr zur Verfügung steht.«
»Nur einmal?« fragte Gary und stellte fest, daß Iris ebenso e r staunt darüber war wie er selbst. »Ist das möglich?«
Doch da verließ bereits der nächste Passagier den Zug. Es war Mentia.
»Ah, meine Gebieterin Menti die Mentorin«, sagte Hanna. »Und es ist mir gleichermaßen eine Freude, auch dich wiederzusehen.«
»Mentorin von wem?« fragte Iris mit sorgfältig beherrschter Stimme.
»Der Prinzessin Übi, natürlich. Bedarf sie doch ständiger Au f merksamkeit, während du, ihre Mutter, häufig viel zu beschäftigt bist, dich darum zu kümmern.«
Iris
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