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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Obwohl er sich in letzter Zeit verfinstert hat, was mich beunruhigt.«
    Eine Illusion konnte unruhig werden? »Wie das?«
    »Noch immer unterstützt er zwar die Sache, doch scheint seine Unterstützung mir wohlbemessen, als entspränge sie weniger dem Herzen als vielmehr der geschulten Überlegung des Verstandes. Ich traue ihm nicht – wie auch dem schlimmen Einfluß nicht, den er auf die Prinzessin ausübt.«
    Das wurde ja immer interessanter – und beunruhigender. »Was für ein schlimmer Einfluß?«
    »Er versucht unentwegt, sie zum Genuß um seiner selbst willen zu verführen, indem er ihr nahelegt, ihre Macht dazu zu verwe n den, die eigenen Begierden zu erfüllen: etwa unendlich viel Kuchen oder Eiskrem, statt sie für die Sache aufzuheben, um die es wir k lich geht. Und da sie noch ein Kind ist, neigt sie dazu, ihm Au f merksamkeit zu zollen. Bislang ist es dir zwar gelungen, gegenz u halten, mein Gebieter, doch fürchte ich, daß du im Begriff stehst, an Boden zu verlieren.«
    »Was ist das für eine Sache?«
    Sie lachte, während sie seine Füße bearbeitete. »So hast du mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr geneckt, mein Gebieter! Den Unwissenden zu mimen, wo du doch tatsächlich unser gebildetster verbliebener Reinrassiger bist. Es ist die Sache, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Wesen und die Unverletzlichkeit Xanths zu bewahren, damit es weder von den tierhaften Barbaren Mundanias überrannt wird noch gänzlich seiner Menschen verlustig geht. Fürwahr, es gibt kein edleres Unterfangen – und doch hängt der Erfolg an einem seidenen Faden. Bei der Verfolgung dieses Zieles müssen wir uns gänzlich einig sein, doch das sind wir nicht – w e gen der subtilen Bösartigkeit des Gebieters Hiat. Wann hat es j e mals schlimmer ausgesehen?« Sie war mit seinen Füßen fertig. »Nun bin ich am Ende, mein Gebieter, und werde dich aufs neue kleiden, auf daß du bereit seist für die letzte Mühe.«
    Gary schwang sich vom Tisch. Er fühlte sich wunderbar e r frischt. »Die letzte Mühe?«
    Sie brachte ihm einen Kittel aus kostbarem Tuch. »Es ist Zeit, den Meisterzauber zusammenzufügen, der Xanth auf alle Zeit e r halten soll. Danach wird es nicht mehr von Bedeutung sein, ob unser armseliger Menschheitsrest ausgelöscht werden sollte oder nicht – denn das Xanth, wie wir es kannten, wird bestehen ble i ben.«
    Gary legte den Kittel an. Er paßte ihm wie maßgeschneidert. »Unsere Art ist von der Ausrottung bedroht?« Er hielt es nicht für klug, ausgerechnet jetzt darauf hinzuweisen, daß er ja eigentlich gar kein Mensch war.
    Sie lachte, doch es klang etwas wehmütig. »Als hättest du nicht selbst bemerkt, daß nur noch dieser Palast von seinen Menschen bewohnt wird, als einziger in der gesamten riesigen Stadt! Wenn wir gehen, werden nur noch Kreuzungen verweilen. Doch auch diese werden kaum länger bleiben, da sie es vorziehen, mit den Mitgliedern ihrer immer größer werdenden eigenen Art zu verke h ren. Xanth wird erneut durch Mundanier besiedelt werden müssen – doch wenigstens werden sie Xanth dabei nicht zerstören, sobald der Meisterzauber erst vollendet wurde.«
    »Aber in welcher Gefahr schweben wir denn?« wollte er wissen. »Sind wir in dieser prachtvollen Stadt etwa nicht in Sicherheit?«
    »In Sicherheit vor allem vor uns selbst«, erwiderte sie traurig. »Jedesmal, wenn einer von uns der Verlockung erliegt, von dem ungeschützten Born zu trinken, verlieren wir ihn. Nachdem der Meisterzauber verhängt wurde, wird das keine Rolle mehr spielen. Doch allzu viele hielten es nicht für nötig, bis dahin zu warten.«
    »Ein ungeschützter Born?«
    »Die Wasserspeierin muß von Born zu Born reisen, da es sonst niemanden gibt, der willens wäre, es mit dem Wahnsinn aufz u nehmen. So müssen wir unser Trinken auf die Zeiten beschränken, da sie anwesend ist, damit wir nicht verzaubert werden und die Zukunft unserer Art aufs Spiel setzen.«
    Gary stürzte sich auf das Stichwort. »Wasserspeierin?«
    »Und jetzt behauptest du gar noch, dich nicht der sanften Gayle Wasserspeier zu erinnern, die noch immer dem Wohlergehen der Stadt Scharnier dient, wie es ihrer Art entspricht? Ohne sie kön n ten wir niemals durchhalten.«
    Gary war so überrascht und freudig erregt zugleich, daß er für einen Augenblick nichts mehr sagte. In diesem Moment ging Ha n na zum nächsten Anliegen über. »Ich muß den Bediensteten bei der Vorbereitung auf das Willkommensbankett helfen, mein G e bieter. Mögest du

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