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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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erfrischt ruhen.« Und bevor er auch nur einen Einwand hätte vorbringen können, hatte sie schon die Tür geöf f net und war verschwunden.
    Kaum war er allein, als er auch schon nicht mehr allein war: Die Dämonin Mentia erschien. »Ich dachte schon, die würde nie mehr gehen«, murrte sie. »Ist dir eigentlich klar, in welcher Zeit du dich befindest?«
    »In der Stadt gibt es eine Wasserspeierin«, erwiderte er beno m men.
    »Dies ist das Jahr 1000 minus«, fuhr Mentia fort. »Es liegt noch vor der bekannten Menschheitsgeschichte. Dies hier sind die let z ten Überreste einer vorgeschichtlichen menschlichen Kolonie.«
    Das erregte tatsächlich seine Aufmerksamkeit. »Die Dämmerung der Zeit? Die unbekannt gebliebene Periode Xanths?«
    »Ganz genau. Die Zeit, da die Bühne bereit war für das, was wir für die Besiedelung Xanths hielten – für die Erstwelle der mensc h lichen Besiedlung. Die natürlich erst in eintausend Jahren stattfi n den wird – aber wer will da schon kleinlich sein? Dies ist die Zeit, da alles überhaupt erst möglich gemacht wurde.«
    »Aber es kann doch keine Geschichte vor der Morgenröte der Geschichte geben!« wandte er ein.
    »Phantastische Geschichte hat es schon immer gegeben. Sie ist lediglich zugunsten späteren Wissens in Vergessenheit geraten. Wir aber können sie nun aufs neue entdecken.«
    »Durch ein illusionäres Abbild? Das bilden wir uns doch alles nur ein!«
    »Das glaube ich nicht, Gary. So wie Iris ihre Illusion kennt, so kenne ich die Wirklichkeit, da ich ein Wesen bin, das ihr nur selten verpflichtet ist. Der Urgrund dieser Stadt ist nicht die Einbi l dungskraft, sondern die Wirklichkeit. Sie existiert tatsächlich, so wie das, was wir jetzt erleben, auch tatsächlich einmal stattgefu n den hat. Wir müssen so viel darüber in Erfahrung bringen, wie wir nur können. Denn wenn wir erst einmal in unsere Zeit zurückg e kehrt sind, werden wir die einzigen sein, die diese Geschichte ü berhaupt wiedergeben können.«
    »Wir sind aber doch nicht hierher gekommen, um verschollenes Geschichtswissen aufzuspüren«, protestierte Gary. »Wir sind hier, um den Philter zu suchen.«
    »Ja, das auch«, bestätigte sie. »Aber da ist noch etwas, das eine dieser Illusionen verraten hat. Hast du gehört, daß Überraschung jede einzelne Variante ihrer Magie nur einmal aufrufen kann?«
    »Ja, darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht«, erw i derte er. »Kann das denn stimmen? Falls dem so sein sollte, bra u chen wir uns nicht mehr darum zu sorgen, das Kind zu zähmen. Überraschung wird bald gar keine Magie mehr zur Verfügung h a ben, die einer Zähmung bedarf!«
    »Das kann noch eine ganze Weile dauern. Es scheint nicht so zu sein, als würde sie gleich ganze Disziplinen der Magie einbüßen, sondern nur die Einzelvarianten. Sie hat schon viele Dinge herbe i gezaubert, obwohl wir stets nur miterlebt haben, wie sie eine b e stimmte Sache immer nur einmal heraufbeschwor. Trotzdem wird sie das früher oder später ganz unmißverständlich einschränken. Was ich mich allerdings frage – wieso können bloße Illusionen uns so etwas mitteilen? Wenn die Personen nicht wirklich wären, dür f ten sie eigentlich auch nicht das geringste wissen. Sind sie aber belebte Personen der fernen Vergangenheit, dürften sie nichts über die Gegenwart wissen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, daß sie sehr wohl darum wissen, und daß es genau das ist, was Überr a schung einschränkt. Aber ich weiß nicht, ob ich mit ihrer Mutter darüber reden soll.«
    »Du meinst doch wohl nicht etwa Rapunzel? Die ist doch gar nicht da!«
    »Königin Iri.« Mentia hielt inne; dann schlug sie sich mit der Handfläche gegen den Kopf, daß aus dem gegenüberliegenden Ohr etwas Eigelb hervorkleckerte. »Iris, wollte ich sagen. Jetzt verfalle ich schon selbst in eine Rolle, ohne es zu wollen. Ich dac h te ursprünglich, eine Mutter würde sich nur sehr ungern etwas über einen solchen Mangel bei ihrem eigenen Kind anhören. Aber ich glaube, daß Iris schon damit zurechtkommen wird.«
    »Aber wir wissen doch noch gar nicht, ob es überhaupt stimmt! Das sollten wir lieber erst einmal herausbekommen.«
    »Ja.« Einen langen, gedehnten Moment blieb Mentia an Ort und Stelle schweben, offensichtlich von Unbehagen erfüllt. »Aber ich bin ihre Gouvernante. Ich möchte dem armen Kind nicht das Herz brechen, indem ich so etwas in die Welt setze.«
    »Willst du, daß ich es tue?« fragte Gary, der inzwischen aus ke i nem

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