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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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erkennbaren Grund ziemlich unruhig geworden war.
    »Du bist ihr Lehrer. Da ist es auch deine Aufgabe, ihr Dinge be i zubringen.«
    Gary begriff, daß dies innerhalb des Rahmens der derzeitigen Episode durchaus stimmte. Es war seine Pflicht, das Kind ausz u bilden und zu erziehen. Ja, es galt auch für die Gegenwart; denn er war zu ihrem Lehrer bestimmt worden. Bisher hatte er sich bei der Erfüllung dieser Aufgabe nicht gerade mit Ruhm bekleckert. »Dann sollte ich es wohl besser tun«, willigte er ein.
    »Großartig! Begib dich auf ihr Zimmer und tu es.« Mentia verblaßte, ganz eindeutig erleichtert, auch wenn ihr Abbild dabei unscharf wurde.
    Gary nahm seinen Mut zusammen und verließ das Zimmer. Er ging durch den Gang hinüber zum Gemach der Königin und Pri n zessin. Dort klopfte er an.
    Einen Moment später öffnete Iris die Tür. Sie hatte sich ebe n falls umgezogen und trug nun ein Kleid, das ebensoviel von ihrem Oberkörper freigab wie neulich, als sie versucht hatte, Gary zu verführen. Inzwischen fand er das Fleisch sehr viel interessanter als beim erstenmal. »Oh, Gar der Gute«, sagte sie lächelnd.
    »Ich komme in einer ernsten Angelegenheit«, erklärte er. »Ich fürchte, Überraschung kann jede einzelne Form der Magie nur einmal herstellen.«
    »Das erzählen sich die Einheimischen«, bestätigte sie. »Allerdings sollten wir es lieber erst einmal überprüfen.« Sie öffnete die Tür ein weiteres Stück, um ihn einzulassen. »Ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren wird.«
    Gary begriff, daß ein schwer enttäuschtes oder aufgewühltes Kind zu einer wirklich heftigen Magie fähig sein könnte – falls es nämlich versuchen sollte, solche Beschränkungen seines Talents einfach abzustreiten. Er mußte sich also etwas umwegiger an die Angelegenheit herantasten.
    Überraschung schlief gerade. Sie lag auf einem prinzessinne n großen Bett und sah wie ein Engel aus. Schuldgefühle überkamen Gary beim Gedanken daran, was er vorhatte. Doch es ließ sich nicht vermeiden.
    Er wollte sie zwar nicht wecken, vermutete andererseits aber auch, daß sie etwas leichter schlief, als es den Anschein hatte. Also sprach er das Bett an.
    »Kannst du die Magie denn wiederholen?« erkundigte er sich im Plauderton.
    Am Fußende öffnete sich ein Auge und lugte ihn an. Dann formte es sich zu einem Mund. »Siehst du nicht, daß die Prinzessin schläft?« fragte der Mund gereizt.
    Gary musterte Iris, die prompt den Kopf schüttelte. Nein, es war nicht ihre Illusion. »Ich bin auch gern bereit, statt dessen mit dir vorlieb zu nehmen, Wundauge«, sagte er. »Ich möchte nur wissen, ob es stimmt, was die törichte Illusionshandmagd gesagt hat. Um sie zu widerlegen, brauchst du nur dein Auge noch einmal ausz u bilden.«
    Der Mund verwandelte sich in ein Ohr. »Wie?« machte das Ohr. »Ich bin ein bißchen hartholzhörig.«
    »Bilde das Auge wieder aus.«
    Das Ohr verschob sich zu einem Auge, das Gary gelassen mu s terte. Dann schürzte es die Lider zu einer Art Mund. »So etwa, meinst du?« fragte es.
    Gary wechselte einen raschen Blick mit Iris. »Das ist sehr gut«, bemerkte er. Doch ihm fiel ein, daß jegliche Magie eine gewisse Lebensdauer hatte; folglich war es auch nicht ausgeschlossen, daß es sich hierbei in Wirklichkeit doch nur um eine einzige Zaube r episode handelte und nicht um eine echte Wiederholung. »Kannst du dich selbst auch völlig auslöschen und danach aufs neue e r scheinen?«
    Das Auge verschwand. Nun war nichts mehr von ihm übrig a u ßer der polierten Maserung des Holzes. Da erschien das Auge plötzlich erneut.
    »Hm, das sieht mir aber wirklich nach einer Wiederholung aus«, meinte Gary mit gemischten Gefühlen.
    »Ist es nicht«, meinte Iris. »Das ist eine Illusion.«
    Und von Illusionen verstand sie etwas. Also handelte es sich um eine ganz andere Magie.
    »Ich meine, ein richtiges Auge«, sagte Gary.
    Das Illusionsauge verschwand. Es gab eine Pause. Dann kräuse l te sich die Maserung des Holzes zu einer Augenform.
    »Das ist nicht dasselbe«, widersprach Gary.
    Die Luft vor dem Fußboden des Bettes geriet in Bewegung. N e bel erschien und drehte sich zur Form eines Auges zusammen.
    »Immer noch nicht dasselbe«, wiederholte Gary. Langsam übe r kam ihn eine betrübliche Gewißheit: Zwar führte Überraschung ihnen soeben eine bemerkenswerte Vielzahl ähnlicher Effekte vor, doch nachdem eine bestimmte Form der Magie erst einmal ve r braucht war, kehrte sie nicht mehr wieder. Der Nebel löste

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