Wasser-Speier
meinte die Decke und schwebte davon.
Schließlich war auch die Hose fertig. Gary bestand allerdings darauf, sie selbst anzuziehen. Sie war ebenfalls warm und trocken.
Mentia nahm wieder ihr gewohntes Aussehen an. »Was geht hier vor?« verlangte sie zu wissen. »Wieso könnt ihr beiden Illusionen körperlich sein? Eine stärkere Illusion ist lediglich deutlicher, d e taillierter, aber doch nicht gleich feststofflich!«
»Denk daran, daß wir hier am Außenrand des Kreises stehen«, erwiderte Desi. »Das Gewitter hat die Magie verstärkt, und jetzt ist sie außerhalb des Kreises mächtiger, als ein gewöhnlicher Mensch sie ertragen würde. So mächtig sogar, daß sie manchen Illusionen Ähnlichkeit mit feststofflicher Substanz verleiht.«
Das hörte sich vernünftig an. Doch da fiel Gary wieder ein, wie Hanna ihn in seinem Zimmer im Palast massiert hatte. Auch da hatten ihre Hände sich ganz fest angefühlt. Außerdem war das Bettuch am Morgen nicht einfach durch ihren Körper auf die Ma t ratze gesunken. Sie mochte vielleicht auf Autopilot geschaltet g e wesen sein, aber hätte ihre Substanz dabei nicht eigentlich verbla s sen müssen? Die Illusionen waren ganz offensichtlich auch dann zu einer gewissen Feststofflichkeit fähig, wenn sie sich gerade nicht am Rande eines Gewitters aufhielten.
Mentia stellte sich am äußersten Kreisrand auf. Dann fuhr sie mit einem Arm in den dahinterliegenden Wahnsinn hinein. »Dra u ßen ist es stärker«, meinte sie. »Aber nicht annähernd so stark wie in der Kammer des Wasserspeiers.«
»Es gibt nichts, was es mit der dortigen Stärke aufnehmen kön n te«, sagte Hanna. »Die hängt zwar auch von der Umgebungsmagie ab, ist aber stets die bei weitem stärkste Magie von ganz Xanth. Immerhin ermöglicht sie es dem Wasserspeier sogar, hochverza u bertes Wasser zu reinigen. So machen wir aus dem Exzeß eine Tugend: Die Magie, die wir im Hauptschutzkreis nicht haben wo l len, nutzen wir dazu, das Wasser herzustellen, das den Kreis schützt.«
Mittlerweile hatte Hiatus den Blick über die Stadt schweifen la s sen. »Da draußen ist es wirklich seltsam«, meinte er.
Die anderen taten es ihm gleich. Und es war wirklich befre m dend: Alle Gebäude befanden sich mittlerweile im Bann des Wahnsinns. Durch das Zusammenklappen hatten sie sich zwar verdichtet; trotzdem schwankten und zitterten sie in den stürm i schen Böen des Gewitters. Ihre Farbe veränderte sich ständig, und manche von ihnen streckten sich und zappelten, wie von einer unsichtbaren Riesenhand gezogen oder gestoßen. In einem A b schnitt wirbelte Schnee umher, der sich um die Bauten auftürmte und sie in Grün, Rot, Gelb und Plaid bedeckte. In einem anderen Abschnitt bildete sich Eis, das die Steine so dicht überzog, daß sie schillerten. Woanders wiederum schienen die strudelnden Wolken schwarzweißen Sand hervorzubringen, der die spitzen Winkel der Steine unterstrich, so daß sie sich in einem scharf gezogenen Relief hervorhoben.
Das Gewitter fuhr bis an den Rand des Kreises heran, konnte ihn allerdings nicht durchdringen. Die Steinbauten wirkten wie das Fundament einer unsichtbaren Kuppel, die sich über Land, Teich und Insel erhob und deren Außenränder sich am plötzlichen A b bremsen des Gewitters definierten. Die wütenden Winde formten sich zu einer Art Trichter, oben breit und unten schmal – und se i ne Spitze befand sich direkt auf der Insel. Innerhalb dieses Tric h ters war die Farbe des Wahnsinns zu erkennen: allzu verlockend, um sie auch nur länger als einen einzigen Augenblick zu betrac h ten, während außerhalb das ruhige Schutzgebiet lag.
»Diese Konstruktion ist ein echtes Wunder«, murmelte Iris ane r kennend. »Ich hätte mir niemals träumen lassen, daß es eine solche Stadt überhaupt geben könnte.«
»Natürlich nicht«, versetzte Desi. »Scharnier ist ja auch vom Reich der Träume ausgeschlossen. Träume sind ohnehin schon verrückt genug, da bedürfen sie keiner zusätzlichen Störung durch Wahnsinnsgewitter.«
»Wie lange dauern denn diese Gewitter?« wollte Hiatus wissen.
»Nicht lange«, antwortete Hanna. »Auch dieses hier läßt bereits nach.«
»Bald werden wir die Stadt wiederherstellen und uns in eine e t was gemütlichere Umgebung begeben können«, erklärte Hanna.
Irgend etwas hatte Gary bekümmert, und nun trat es endlich an die Oberfläche. »Das alles ist zwar sehr interessant«, meinte er, »aber es führt uns leider nicht ans Ziel.«
»Was habt ihr denn für ein
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