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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Frauenzeitschriften.
    »Hallo, Stefanie, ich wollte, äh, ich will –«
    Verflixt, warum musste ich gerade jetzt das Becker’sche Syndrom bekommen und rumstottern? Ich hatte ja schließlich nichts zu verbergen.
    »Komm, setz dich her, Reiner. Jutta hat mich angerufen und mir alles gesagt. Du brauchst also keine Angst vor dem Nudelholz zu haben. Falls du so etwas überhaupt besitzt.«
    Gott sei Dank, ich war gerettet. Jutta hatte auch ohne einen Hinweis daran gedacht. Ich nahm mir vor, mich bei meiner Kollegin angemessen zu revanchieren.
    »Eins verstehe ich nicht: Ich habe sogar dein Handy geladen, warum hast du nicht angerufen?«
    »Ach, du warst das mit dem Handy? Ich hatte mich schon gewundert, warum der Akku voll war. Selbstverständlich habe ich angerufen, du bist aber nicht drangegangen.«
    Stefanie legte ihre Zeitschrift weg und sah mich fragend an. »Ich war heute Mittag einmal kurz im Keller an der Waschmaschine. Vielleicht habe ich das Klingeln nicht gehört?«
    »Ja, ja, das war bestimmt so. Später konnte ich mich nicht mehr melden, da saß ich im Hubschrauber.«
    »Okay, lassen wir das Thema. Du hast bestimmt Hunger? Ich mache dir schnell ein paar Brote. Zum Kochen ist es zu spät, außerdem bin ich mächtig müde. Die Schwangerschaft ist diesmal sehr anstrengend.«
    Ich hatte verstanden. Nach dem Essen durfte ich wieder mit dem glitschigen Massageöl hantieren. Zeit genug, meiner Frau vom heutigen Tag zu erzählen und dass ich morgen früh wieder zum Dienst musste. Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen.
    »Jetzt haben wir endlich mal ein Wochenende für uns allein und dazu ohne Kinder, und ausgerechnet dann muss so etwas passieren. Warum bist du nicht einfach Elektriker geworden?«
    »Auch Elektriker haben bisweilen Schichtdienst«, antwortete ich. »Sobald wir im Lotto gewinnen, kündige ich meinen Job. Versprochen.«
    »Und wer gibt für uns einen Lottoschein ab?«
     
    *
     
    Um 7 Uhr wütete der Wecker. Ich ließ Stefanie schlafen und machte mir ein Frühstück, wie ich es normalerweise immer zu mir nahm. Das Vollkornbrot und die anderen Sachen, die meine Frau gekauft hatte, ließ ich links liegen. Bisher hatte Stefanie mein Süßigkeitenversteck noch nicht gefunden und auch die kleine Flasche Cola, die ich im Kühlschrank ganz hinten hinter den Joghurtbechern deponiert hatte, lag noch da. Wie üblich wurde ich mit heftigem Sodbrennen belohnt. Nachdem ich mich von meiner halb schlafenden Frau verabschiedet hatte, fuhr ich nach Ludwigshafen.
    Seit Monaten hing das übergroße Hinweisschild neben der B 9, um auf die Umleitung wegen des Baus des neuen Rheincenters aufmerksam zu machen. ›Aufbau am Rhein‹ stand als Werbeslogan darüber. In Altrip hieß es zurzeit eher ›Abbau am Rhein‹, fiel mir ein und ich musste ironisch schmunzeln.
    Der Leiter der Wasserschutzpolizei, Heinz Strommeier, erwartete mich bereits ungeduldig mit einem versteckten Blick auf seine Uhr. Seinen Kollegen, diesen Schliefensang oder wie er hieß, konnte ich nicht entdecken.
    »Guten Morgen, Herr Palzki«, begrüßte er mich dennoch freundlich lächelnd. »So schnell sieht man sich wieder. Wer konnte auch damit rechnen, dass die Kiste ausgerechnet im Rhein landen wird.«
    Er überreichte mir eine Rettungsweste, während er vor mir in Richtung Boot ging.
    »Wissen Sie, wo wir genau hinmüssen?«
    Er schaute mich über die Schulter an. »Wir haben die exakten Koordinaten, die haben Sie selbst durchgegeben. Die Filmaufnahmen, die vom Hubschrauber gemacht wurden, haben diese bestätigt. Mit unserem GPS können wir die Abwurfstelle auf wenige Meter genau orten.«
    Kalte Luft strömte mir entgegen, als der Schiffsführer ablegte und den Hafen entlangbrauste. Zusammen mit Herrn Strommeier ging ich in die Kajüte. »Prima, dann wird es bestimmt nicht lange dauern, um die Kiste zu bergen. Wie bekommen wir die wieder hoch?«
    »Das Hochbekommen wird nicht das Problem sein, Herr Palzki. Sobald wir dort sind, wird ein Bergungsboot mit Tauchern bei uns anlegen. Die Frage dürfte eher sein, ob wir den Behälter finden.«
    »Warum denn das? Sie haben selbst gesagt, dass Sie die Stelle auf den Punkt genau festlegen können. So ein Riesending muss doch im Rhein zu finden sein, wir sind schließlich nicht auf dem offenen Meer.« Den Spruch hatte ich mir von Jutta gemerkt.
    »Sie haben keine Ahnung, was sich unter Wasser abspielt. Die Kiste liegt an der tiefsten Stelle in der Fahrrinne. Das wäre noch nicht das Problem. Aber der Rhein

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