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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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fließt als an der Innenseite, oder?«
    Herr Strommeier klatschte in die Hände. »Bravo, Sie haben es verstanden. Nicht schlecht für eine Landratte. Aber es geht noch weiter. Wenn ein Schiff talwärts fährt, möchte es möglichst schnell vorankommen. Das heißt, wenn es an der Außenkurve fahren könnte, würde es von der starken Strömung profitieren. Umgekehrt ist es bei einem Schiff, das bergwärts fährt. Es muss gegen die Strömung ankämpfen und möchte daher gerne dort fahren, wo die Strömungsgeschwindigkeit am Geringsten ist, also an der Innenseite der Kurve.«
    »Dann hätten wir ja zwei Fahrrinnen«, schloss ich aus seinen Ausführungen. »In der Innenkurve für die bergwärts fahrenden und in der Außenkurve für die talwärts fahrenden Schiffe. Überkreuzen sich die Fahrrinnen, wenn die nächste Kurve in die andere Richtung geht?«
    Herr Strommeier war in seinem Element. Im Hintergrund kamen zwei Taucher aus der Kajüte, die er allerdings nicht beachtete. »Sie kommen der Sache immer näher, aber ganz haben Sie es noch nicht getroffen. Es gibt fast immer nur eine Fahrrinne, die stets möglichst weit in der Außenkurve liegt, wobei die talwärts fahrenden Schiffe immer außen fahren dürfen. Daher gibt es auf dem Fluss nicht so etwas wie einen Rechtsverkehr, das wechselt je nach Kurvenlage. Mal Rechts-, mal Linksverkehr. Die Innenkurven können für die Fahrrinnen nicht gebraucht werden. Da befinden sich meistens die Buhnen.«
    »Die Buhnen?«, fragte ich, während die beiden Taucher in den Rhein sprangen.
    »Das sind kleine Bauwerke, die senkrecht zum Ufer in den Rhein reichen. So etwa wie Stege. Nur unter Wasser und geschlossen. Bei Niedrigwasser kann man die manchmal sehen.«
    »Und für was sind die gut?«
    »Da setzt sich der Kiessand ab, den der Strom mit sich reißt. Mit dieser Konstruktion bleibt die Fahrrinne länger frei.«
    Ich verstand. »Jetzt ist mir klar, warum dieser Kasper gelacht hat. Wir befinden uns also tatsächlich über der Fahrrinne. Bleibt diese durch die Buhnen komplett frei von dem Kies? Dann könnte die Metallkiste ja nicht versanden.«
    »Nein, so leicht macht es uns der Strom nicht. Die Fahrrinne wird regelmäßig kontrolliert, und wenn es nötig ist, wieder freigebaggert. Sobald nämlich ein etwas größerer Fremdkörper in der Rinne liegt, sammelt sich dort ruckzuck der Kies. Ich kann nur hoffen, dass wir nicht schon zu spät dran sind.«
    Ein Platschen ließ uns aufhorchen. Die beiden Taucher waren wieder da. Über eine kleine Metallleiter, die am Bootsrand befestigt war, kletterten sie nach oben. Angesichts der eisigen Temperatur trugen sie dicke Taucheranzüge. Markus Drexler half ihnen, die Gesichtsmasken abzunehmen.
    »Die Fahrrinne sieht sauber aus«, meinte der größere der beiden. »Die Sicht ist einigermaßen befriedigend. Im nächsten Tauchgang werden wir es definitiv schaffen, 50 Meter in beide Richtungen abzusuchen.«
    Ihr Chef unterhielt sich mit seinen Tauchern in einem dermaßen komplizierten Fachchinesisch, dass ich den Sinn keines einzigen Satzes verstand. Der richtige Zeitpunkt, mich als Fachmann ein weiteres Mal einzubringen.
    »Herr Drexler«, ich sprach das ›Drexler‹ so schnell und dazu pfälzisch verfärbt aus, dass es nach ›Drecksack‹ klang, »mir ist gestern im Hubschrauber der Deckel meiner Thermoskanne aus dem offenen Fenster gefallen. Meinen Sie, dass Ihre Männer danach Ausschau halten können? Es war so ein kleiner runder, ganz in Weiß.«
    Herr Strommeier, der schräg hinter meinem neuen Feind stand, verkniff sich ein Grinsen.
    Drexler stierte mich an und wusste nicht, ob er meinen Spruch für bare Münze nehmen sollte.
    »Unser Stundensatz liegt bei 450 Euro netto«, meinte er schließlich. »Aufträge nehmen wir nur schriftlich an.«
    Auf den Mund gefallen war er anscheinend nicht.
    Die Taucher machten sich für den nächsten Tauchgang bereit. Diesmal nahmen sie ein beträchtliches Equipment mit nach unten.
    Drexler ging in die Kajüte, als die Taucher im Wasser verschwunden waren. Das war mir nur recht, auf weitere Kommunikation mit ihm war ich nicht aus. Strommeier setzte sich auf eine Kiste und schien nachzudenken. Das würde mir auch gut tun. Besonders über den Sinn und Zweck der Erpressung. Mit enormem Aufwand und technischer Finesse wurde der Deich gesprengt und die Lösegeldübergabe abgewickelt. Und für welches Ergebnis? Schon seit gestern Abend war mir klar, dass da noch etwas nachkommen würde. Diese Schurken waren uns

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