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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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denke. Ich wundere mich auch, daß die Erinnerung mich nicht schmerzt. Man sagte immer, wenn man alles hinter sich ließe, würde man sich zurücksehnen. Aber ich empfinde kein Sehnen. Ich bin jenseits dieser Empfindung. Ich bin der wilde Salbei.
    Lukas, mein Geliebter! Ich bin vereint mit dir. Ich spüre dein Wesen zwischen meinem. Ist es nicht schön, daß wir nicht mehr sprechen müssen? Wir sind ineinander verwoben, durch unser Schicksal und unsere Art. Wieviel man sich sagen kann, wenn man nicht mehr sprechen muß! Ich weiß, daß mein Denken schwächer wird. Es verblaßt immer mehr. Dennoch habe ich keine Angst vor dem Hinterher. Wir werden nicht allein sein.
    Ich bin der wilde Salbei, und ich neige meine Blätter zu dir. Wir haben uns nichts zu vergeben.
     
    Donald:
    Er hat sie geliebt, aber sie folgte der Flöte des Pan. Warum sie dies tat, werde ich nie begreifen. Wir hörten die quäkende Weise alle, und es war schrecklich. Des Nachts – oh, wäre ich nie auf diesen Planeten gekommen.
    Der ganze Ausflug war von Anfang an vom Unglück verfolgt. Mir ist egal, ob auf diesem Planeten sich jemals jemand niederlassen wird oder nicht. Armer Matt! Immer dieses Geheule und Geschrei … aber er war schon immer nervös.
    Ein irres Lachen. Wir sind alle irre. Wahrscheinlich auch ich. Ich tue nur so gelassen. Ich muß dieses Gefühl des Gejagtwerdens abschütteln.
     
    Ja, da gab es diesen Mann, und er hörte auf den Namen Luke. Er war anders. Er erinnerte mich an etwas, das ich längst vergessen glaubte. Er hatte etwas Wahrhaftiges an sich.
    Und er wagte es, mich zu rufen. Er forderte mich heraus. Dieser Zwerg von Mensch, hasengesichtig war er. Aber hinter diesem Gesicht steckte etwas, das mich rührte.
    Die anderen wollten nicht, daß er mich riefe. Sie versuchten, ihn davon abzuhalten. Aber er tat ihre Einwände beiseite.
    Er hatte die Vorstellung, ich hätte ihm seine Frau genommen. Sie hatte wildes Blut in sich, das sie von der Erde ihrer Vorfahren mitgebracht hatte.
    Das hieß sie, die Kleider vom Leibe zu reißen und in einer dunklen Regennacht meinem Ruf zu folgen. Ich habe sie gelockt. Es war das Spiel, das die Trauen früher so genossen. Ein Knacken in den Zweigen, ein Rascheln im Gebüsch. Hier kommt der Fan und seine Horde!
    Die Flöte spielt ein wildes, jagendes Lied. Zwischen den Bäumen hindurch über die Lichtung! Füße brechen durch das Unterholz. Du schaffst es nicht mehr, kleine Nymphe, das Wasser ist zu weit entfernt. Hier kommt der Fan und seine Horde.
    Du keuchst, Menschenfrau. Dein Blut singt, deine Lippen öffnen sich zu einem alten Lied.
    Siehst du mich?
    Deine Haare verfangen sich im Gebüsch. Befrei dich! Es ist das uralte Spiel. Wer ist der Jäger, wer der Gejagte? Wer folgt dem Ruf, wer stößt ihn aus?
    Du wolltest ihn nicht betrügen, kleine Menschenfrau. Der Fan weiß es. Er hat viele Frauen vor dir gesehen. Er hat ihre Männer gekannt. Er hat jeden Menschen gekannt, als die Erde noch jung war.
    Ich erzähle dir etwas, Menschenfrau. Damals fürchtete sich niemand vor mir. Die Menschen waren meine Gespiele, gleich den Hirschen, den Vögeln, den Tieren des Waldes. In wilder Freude tanzten wir durch den sonnigen Morgen deiner Welt.
    Der Wald und die Erde war unser Tempel.
    Dann der Tempel aus Stein! Jungfrauen tanzten in Erwartung der Gehörnten, die keinen Namen trugen und meinen Geist verkörperten. Ich versetzte sie in Rausch und ungehemmte Freude. Ich gab ihnen mein Wesen, damit sie sich einander hingeben konnten. Denn ohne mich, Menschenfrau, gibt es keine Lust.
    Sie fürchteten sich nicht.
    Dann kam eine Zeit, in der mein Name geflüstert wurde. Die Tempel überwucherten mit Moos und Strauchwerk. Nur hin und wieder schlich sich jemand dorthin, um in der Verschwiegenheit der Nacht auf meine Flöte zu lauschen.
    Sie hatten Angst zu tanzen.
    Die Angst wurde größer. Sie erschraken vor meinem Anblick. Sie sagten, daß der Mensch etwas anderes, Höheres sei als das Tier. Daß die Begierde etwas Tierisches sei. Sie verleugneten ihre Abstammung. Sie erfanden eine neue Vergangenheit und verloren damit ihre alte. Sie sagten, daß der Geist das Höchste aller Dinge sei. Sie verfluchten ihren Körper.
    Sünde. Die Sünde, der Satan. Ich kenne keinen Satan. Wer ist das? Es gibt nur einen Geist, der das Universum zusammenhält.
    Die Natur. Ich bin die Natur. Ich bin der Gott, der so viele Namen bekommen hat.
    Was ist geschehen?
    Selbst das kleinste Tier entsagt nicht seiner Art.
    Ich sage dir,

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